
SG Dynamo Dresden vs Rot-Weiss Essen 3:3
Rudolf-Harbig-Stadion, 29.836 Zuschauer, 3.Liga

Ich muss zugeben – im nun dritten Jahr Dritte Liga lässt die Motivation, die Reisen zu den etablierten, also wiederkehrenden Gegnern anzustrengen, etwas nach. Grund dafür ist sicherlich, der etwas durchwachsene Saisonstart, aber das geht ja nicht nur mir so, wie man an der immer noch guten, aber irgendwie doch schwachen Zahl von knapp über 1.000 Rot-Weissen ablesen mag. Ohne Rahmenprogramm in Klobasien, hätte ich vermutlich ganz verzichtet, aber das Gesamterlebnis macht es halt aus. Zum dritten Mal Dresden also und zum dritten Mal rechnete ich nicht damit, etwas Zählbares mitzunehmen. Dieses Mal hatte ich mir ein Ticket für die Heimseite besorgt, um mal einen Blick auf den Gästeblock statt aus diesem heraus zu genießen. Alleine verbringen musste ich die Partie dennoch nicht, stolperte mir doch ein rot-weisser Gefährte aus dem Frankenland über den Weg. Dynamo hatte zuletzt wenig überzeugende Auftritte gezeigt und Ergebnisse vermissen lassen, daher war ich nicht sicher, ob ich wütend angreifende oder verunsicherte Gastgeber erwarten durfte. Die Ex-Polizeisportverein der DDR übernahm dann die Regie in der Anfangsphase, was aber eher an abwartenden Rot-Weissen lag, wie sich schnell zeigte. Als diese nämlich begriffen, dass Dynamo keinesfalls mit großer Wucht daher kam, spielten sie gefällig mit und erwirtschafteten auch die besseren Torgelegenheiten. Als Dynamo am Essener Sechzehner in Person des vor dieser Spielzeit überraschend nach Dresden gewechselten Sapina wieder einmal den Ball vertändelte, ging es schnell nach vorne. Den Schuss von Safi konnte der Dynamo-Schlussmann nur abklatschen und Wintzheimer stand goldrichtig und staubte seinen ersten Liga-Treffer ab.
So ging es in die Pause und mein Ausspruch, dass nun die vermutlich wilden ersten fünf Minuten der zweiten Hälfte überstanden werden müssen, wurde nicht erhört. Nach gerade einmal 90 Sekunden stand es nach einem Fehler von Außenverteidiger Eitschberger Remis. Aber der Fußball schreibt ja gern Geschichten und keine zwei Zeigerumdrehungen erzielte eben jener Julian Eitschberger nach einem Konter ebenfalls seinen ersten Treffer für den glorreichen RWE und schoss diesen erneut in Führung. Danach wurde es lange nicht gefährlich vor dem rot-weissen Tor, aber ungefähr ab Mitte der zweiten Halbzeit wurden die Gastgeber stärker und versuchten ihr Glück immer und immer wieder mit hohen Flanken in den Strafraum, die meist – allen voran vom heute bärenstarken Kraulich, der ja in der vergangenen Saison noch das Dynamo-Trikot trug – wegverteidigt wurden und das was durchkam, bliebt ungefährlich. Fußball blieb hier aber nun mal logisch und Dresden kam zum erneuten Ausgleich, allerdings durfte Torschütze Niklas Hauptmann, Sohnemann von DDR-Nationalspieler und Dynamo-, sowie Effzeh-Akteur Ralf Hauptmann, von der Essener Defensive untätig bestaunt, von der Außenlinie den Strafraum entlang zentral vor das Tor ziehen und mit einem platzierten Schluss abschließen. Den erleichterten Jubel des Dresdener Anhangs torpedierte aber der kurz zuvor eingewechselte Meisel, der wiederum einen Angriff über die linke Seite nach brillantem, wie tödlichem Pass von Kraulich humorlos zur dritten RWE-Führung – natürlich sein erstes Tor im rot-weissen Dress – in diesem Spiel abschloss. Zum zweiten Mal wurden knapp 29.000 Menschen zum Schweigen gebracht und nur der Gästeblock machte sich lautstark bemerkbar.
Leider hatte Coach Dabrowski zwischen Ausgleich und erneuter Führung schon zwei Offensivkräfte ausgewechselt und nahm kurz danach mit Müsel dann auch den letzten Kreativspieler für den defensiven Kourouma vom Feld. Für mich unverständlich gegen angezählte Gastgeber und natürlich lud dieses Dynamo zur Schlussoffensive ein. Es gab auch durchaus zwei, drei brenzliche Momente, die mit Glück und Geschick überstanden wurden, aber irgendwie roch es dennoch nicht mehr nach einem Treffer. In der allerletzten Szene der Nachspielzeit kam der Ball aber noch einmal von außen in den RWE-Strafraum geflogen. Die Murmel war lange in der Luft und dennoch erwischte der eingewechselte, lange Kutschke das Flugobjekt irgendwie halb mit dem Rücken zum Tor optimal mit seiner Hohlbirne und markierte den Ausgleich. Unmittelbar danach war Schluss. Ich hatte keinen Punkt erwartet und war nun doch unzufrieden. Klar war der Ausgleich für Dynamo verdient, aber der Zeitpunkt verleiht einen faden Nachgeschmack. Mit einem unerwarteten Auswärtssieg hätte die Mannschaft mal einigermaßen druckbefreit in das nächste Heimspiel gegen einen direkten Konkurrenten gehen können, doch nun ist man angesichts der anderen Resultate wieder zum Siegen verdammt. Kleiner Fun-Fact am Rande war noch, dass Dynamo nach 18:0 Ecken beim Heimspiel gegen die Roten im Februar nun 17:2 Ecken erzielte und dennoch in beiden Spielen nur ein Remis erreichte. Enttäuscht war ich heute vom Dresdener K-Block. Dass optisch – abgesehen von einer Protestaktion gegen die Geschäftsführung hinsichtlich Untätigkeit beim Rückkauf von an externe Dienstleister ausgelagertem Catering- und Merch-Business – nix produziert wurde, war zu verschmerzen. Aber auch akustisch habe ich diese gelb-schwarze Wand schon deutlich eindrucksvoller erlebt. Natürlich war es oft genug laut, aber eben kein Vergleich zum bisher Erlebten. Der Gäste-Anhang war dagegen auch im dezimierten Umfang immer gut zu hören.















