
SK Slavia Praha vs AC Sparta Praha 2:1
Eden Aréna, 19.308 Zuschauer, 1. Ceska fotbalova liga

Zwei Übernachtungen in Prag bildeten den Schlusspunkt der kleinen Reise. Mittlerweile habe ich die tschechische Hauptstadt deutlich mehr als zehn Male bereist, so dass die touristischen Sehenswürdigkeiten für mich etwas ‚ausgelatscht‘ sind. Dafür kenne ich mich in keiner Großstadt außerhalb Deutschlands besser aus und vor allem sind mir viele interessante Orte außerhalb des Touri-Gerödels geläufig. Für die werte Gattin war es aber erst der zweite Besuch in der ‚Goldenen Stadt‘, daher machten wir einen entspannten Rundgang durch die Altstadt und über den Hradcany bevor wir nach einem landestypischen böhmischen Essen am ‚Stadion Eden‘ eintrafen. Diesen Namen trug das alte Stadion und auch die neue Arena unmittelbar nach dem Neubau, bevor es sich der Reihe nach verschiedener Sponsoren-Namen erfreuen durfte. Da ich erst vor zwei Jahren hier weilte, beim Rivalen Sparta aber schon lange nicht mehr zu Gast war, wäre mir die umgekehrte Paarung lieber gewesen, aber so war es halt nicht. Es ging ja auch in erster Linie um das Derby und die damit einhergehende Rivalität und nicht um das Stadion, das keine optischen Besonderheiten bietet, von der Holzvertäfelung der Dachkonstruktion einmal abgesehen. Während Slavia noch ungeschlagen war, hatte es Sparta in der Vorwoche zum ersten Mal erwischt. Es war also nicht nur das Derby, sondern auch das Topspiel des Ersten gegen den Zweiten. Die Slavia-Kurve zeigte sich einheitlich in weißen T-Shirts und offenbarte zum Intro eine große gemalte Choreo, die ein wohl inoffizielles Wappen und die Konterfeie von vier Personen zeigte, alles Slavia-Mitglieder, welche maßgeblich an der Gründung der unabhängigen Tschecho-Slowakischen Republik beteiligt waren. Unterlegt wurde die Darstellung von einem Banner mit der Aufschrift „Slavia – die Grundlage unseres Staates“. Abgerundet wurde die Choreo mit dem Abschuss von Rauch-Raketen in den Farben der tschechischen Landesflagge.
Im ausverkauften Gästebereich starteten die ‚Ultras Sparta‘ mit einer einfachen aber optischen schönen Aktion. Der Eckblock wurde mit breiten, gelben, über Kreuz gelegten Folienbahnen in vier Sektionen geteilt, in welchen dann blaue und rote Fähnchen eingesetzt wurden. So wurde eine einfache Wappenform geschaffen, die in der Sparta-Szene gerne als Vereinssymbol genutzt wird. Die Partie startete furios, denn schon nach zwei Minuten lagen die Gastgeber in Front, weshalb die Slavia-Kurve zur Höchstform auflief. Die Gäste ließen sich aber nicht beeindrucken und supporteten ihr Team ebenfalls lautstark. Als Sparta dann die zweite optische Aktion in Gang brachte, wurde diese auf dem Feld durch den zweiten Slavia-Treffer gestört. Abbrechen war aber keine Option also wurden, nachdem die Blockfahne mit der Abbildung eines ‚Letensti‘, wie sich die Sparta-Anhänger nach dem Stadtteil Letna, Standort des Sparta-Stadions, nennen, hochgezogen worden war, rund um diese rote Fackeln gezündet. Auch Slavia brachte noch vor dem Seitenwechsel die zweite Aktion. Mit Stangen-Luftballons wurde der obere Teil des Slavia-Wappens abgebildet untermalt von einem Banner mit dem sinngemäßen Ausspruch „Du wirst weiterleben, wenn wir gestorben sind“. Danach fackelte und qualmte es ordentlich, sah gut aus. Sparta fasste für die zweite Hälfte neuen Mut, wurde gefährlicher vor dem Tor und nach etwas mehr als einer Stunde mit dem Anschlusstreffer durch einen präzisen Schuss ins rechte untere Eck belohnt. Bei weiteren guten Chancen auf beiden Seiten sollte aber kein Tor mehr fallen. In der hektischen Schlussphase gab es noch einen Platzverweis hüben wie drüben, ehe sich der Slavia-Anhang ausgiebig über den Derby-Sieg freuen durfte. Slavia hat sich damit erst einmal einen komfortablen Sechs-Punkte-Vorsprung geschaffen.




















