Rostock – Sa., 26.10.2024, 14:00

FC Hansa Rostock vs Rot-Weiss Essen 4:0

Ostseestadion, 24.500 Zuschauer, 3.Liga
So eine Auswärtsfahrt nach Rostock hat schon irgendwie ein wenig den Charakter eines Europapokalspiels in Polen. Aufgrund des Leumunds der Hanseaten ist man sensibilisiert und auf dem Weg über die A20 gen Osten wird einem einige Kilometer vor Rostock mittels Graffiti an einer Brücke auch klargemacht, dass man als ‚Wessi‘ nicht willkommen ist. Nach bald 35 Jahren Wiedervereinigung ist es ja auch kein Geheimnis, dass der ‚Eiserne Vorhang‘ in den meisten Köpfen nie gefallen ist. Ost- und Westdeutschland trennt so einiges, nicht nur beim Fußball, nach meinem Verständnis handelt es sich um zwei unterschiedliche Völker, die vielleicht auch wirklich weiterhin besser ihr eigenes Ding gemacht hätten. Dazu passt schon ganz gut, dass der mit über 700 Fans besetzte Sonderzug zwischen Berlin und Rostock, aber noch beinahe 200 Kilometer vorm Ziel, auf offener Strecke von einer deutlich dreistelligen Anzahl vermummter Personen mit Pyrotechnik und Wurfgeschossen angegriffen wurde. Unter welchen Umständen der Zug zum Stehen kam oder gebracht wurde, sowie Identitäten und Gesinnung der Angreifer sind noch unbestätigt, Rückschlüsse liegen dennoch nahe. Die Partie begann eine halbe Stunde später, um den Zugfahrern, deren Fahrt durch den Angriff lange unterbrochen war, zumindest die Möglichkeit zu geben, die zweite Halbzeit zu erreichen. Da ein gutes Drittel der rot-weissen Anhänger, inklusive der Ultra-Gruppen, also zunächst noch fehlte, war es um die Stimmung im Gästeblock nicht so gut bestellt, aber es wurde aus der Situation noch das beste gemacht.
Die Spieler im Dress des glorreichen RWE spielten zunächst ganz ordentlich mit, es wirkte deutlich anders, als beim Heimspiel am vergangenen Mittwoch. Dann schien ihnen der anhaltende Nebel die Sicht aber zu verschleiern. Ganz im Gegensatz zu den Gastgebern, die nach dem Trainerwechsel natürlich engagiert auftraten und spätestens nach zwanzig Minuten kannte die Partie meist nur eine Richtung. Der gerupften Verteidigung, mit dem schon länger verletzten Brumme, sowie dem frisch ins Lazarett aufgenommenen Kraulich und dem gesperrten Eitschberger, fehlten genau die drei absoluten Leistungsträger, die zudem auch die einzigen sind, die das Spiel aus der Defensive aufbauen können. Coach Dabrowski hatte sich für die Vierer-Kette entschieden, die sich nun quasi von alleine aufstellte, und sich zunehmend überfordert zeigte. Allen voran Voufack verlor (zum wiederholten Male) die Orientierung und konnte den Radius seiner Gegenspieler nicht eindämmen. Über dessen Seite wurde dann auch der erste Treffer für die Kogge vorbereitet, der logische 1:0-Rückstand zur Pause war sicherlich verdient, aber nicht uneinholbar. Mit den eingetroffenen Sonder(nach)züglern und vollem Gästeblock startete alles in Rot und Weiss mit Hoffnung und frischem Mut in Hälfte zwei. Die irgendwie hilflos erscheinenden Aktiven enttäuschten aber weiter auf ganzer Linie und zwar so, dass man als Rot-Weisser Sorgenfalten auf der Stirn bekam. Die Mannschaft ließ alles vermissen, was es für den Abstiegskampf – ja, da steckt die Truppe definitiv nun mittendrin – braucht. Kein Aufbäumen, kein Zweikampfverhalten, keine Aggressivität und keine Körpersprache.
Die Roten gurkten im zweiten Spielabschnitt rum wie ein designierter Absteiger, da wird einem Angst und Bange. Rostock kam in der Schlussphase zu drei weiteren Treffern, die Rot-Weissen gaben sich – unterstützt von individuellen Fehlern, der Steilpass zum dritten Treffer kam zum Beispiel von Alonso, der ein Rückspiel auf Golz falsch kalkulierte – beinahe auf. Auch in der Höhe ist der Sieg für die Hansa verdient. Gegen einen direkten Konkurrenten darf man so nicht auftreten. So kann es jedenfalls nicht weitergehen, die Mannschaft entwickelt sich zum Abstiegskandidaten Nummer eins und natürlich ist die Trainerdiskussion wieder voll entbrannt. Das auch sicherlich nicht zu Unrecht. So beklagt Dabrowski zum Beispiel fehlende Stabilität im Defensiv-Verbund, ändert aber ohne Not ständig die Besetzungen und Systeme – für die eingeforderte Stabilität wirkt das wohl kaum förderlich. Im kreativen Bereich, der aktuell nicht gerade Einfallsreichtum versprüht, traut sich der Entscheider dagegen nicht, Veränderungen an der Basis vorzunehmen, sondern allenfalls auf den Außenpositionen, die aber mit derart identischen Spielertypen besetzt sind, dass der Name auf dem Trikot beinahe egal ist. Es muss dringend etwas verändert werden! Wenn man in dieser absurden Liga erst einmal fünf oder sechs Punkte Rückstand auf das rettende Ufer hat, ist diese Hypothek kaum noch zu entlasten.

Essen – Mi., 23.10.2024, 19:00

Rot-Weiss Essen vs SC Verl 1:3

Stadion an der Hafenstraße, 15.577 Zuschauer, 3.Liga
Am vergangenen Sonntag nach dem Spiel bei Dynamo, als die dorthin gereisten Rot-Weissen auf der Heimreise waren, explodierten die einschlägigen sozialen Netzwerke mit Vereinsbezug beinahe und brachten die traurige Nachricht, dass Kult-Fan ‚Glocken-Horst‘, der mit seiner sympathisch-schrulligen und liebenswerten Art überregionale Bekanntheit erreicht hat, verstorben ist. Horst hatte sein Leben dem RWE verschrieben. Sein Markenzeichen war eine Messingglocke, die in jedem Stadion, in dem er zugegen war laut erklang. Horst, der krankheitsbedingt immer schlechter laufen konnte und seine Zeit in den letzten Jahren meist im Rollstuhl verbrachte, war für einige Geschichten gut. Unvergessen zum Beispiel sein ‚Platzsturm‘ in Mannheim, noch gar nicht lange her, als er nach einem knappen Auswärtssieg mit dem Rolli quer über den Rasen zum Gästeblock fuhr, um mit diesem zu feiern. Durch die Internet-Welt ging auch Horsts ‚Kampf‘ am Oberhausener Hauptbahnhof, als er sich gegen ein paar halbgescheite RWO-Anhänger ‚gerademachte‘, die ihn von der anderen Straßenseite aus beleidigt hatten. Fast jeder Rot-Weisse kann wahrscheinlich seine eigene Anekdote mit Horst erzählen. Als Horst noch gut laufen konnte, ging er nachts durch Bars und Kneipen und verkaufte die ‚Bild am Sonntag‘. Vor bestimmt schon 20 Jahren saß ich am Abend nach einem Heimspiel mit einem Kumpel in der ‚Ampütte‘ in Essen-Rüttenscheid und Horst betrat das Lokal, um die ‚BamS‘ an Mann und Frau zu bringen. Drei Figuren in RWE-Klamotten am Nebentisch erkannten Horst und es entwickelte sich folgende kurze Kommunikation. Figuren: „Ey Horst!“. Horst: „Hömma, wart ihr da?“. Figuren: „Wo?“. Horst: „Ja da!“. Gemeint war natürlich sein geliebter RWE und damit war für Horst das Gespräch auch beendet. Aus dem Zeitungsverkauf entsprang übrigens auch seine Idee, im Stadion die Glocke zu läuten, denn mit einer kleinen Glocke machte er in den Lokalen als Zeitungsbote auf sich aufmerksam. Der RWE verliert mit ‚Glocken-Horst‘ einen echten Botschafter und die Fanszene eine Ikone, einen ganz speziellen Charakter, ein sogenanntes ‚Original‘, von denen es immer weniger gibt, weil die Kurven nur noch eine gesichtslose Ultra-Masse beherbergen. Horst, alles Gute da oben!
Natürlich stand das heutige Spiel gegen die Ostwestfalen im Zeichen von Horsts Abschied. Die Ultra-Gruppen hatten trotz der kurzen Vorbereitungszeit eine schöne Aktion auf die Beine gestellt und über die ganze Breite der Kurve ein Transparent mit einem Abschiedsgruß und dem zentral platzierten Konterfei des Verstorbenen aufgehängt. Dazu wurde eine rote Bengal-Fackel und mehrere Stroboskop-Fackeln abgebrannt, außerdem erstrahlten tausende Wunderkerzen in der Kurve. Auch die Gäste nahmen im Verlaufe des Spieles mit einer Tapete Anteil an Horsts Ableben – eine schöne Geste. Was es dann auf dem Rasen zu sehen gab, hätte Horst nicht gefallen. Von der ersten Minute an waren die Verler, beinahe schon traditionell ein unbequemer, schwer zu bespielender Gegner für den RWE, die spielbestimmende Mannschaft, bei den Roten lief überhaupt nix zusammen, kein Pass kam an und Zweikämpfe ließen den nötigen Biss vermissen. Nach zwei, drei Abschlüssen in der ersten Viertelstunde passierte aber nicht mehr viel, bis sich ein Verler Spieler nach einer halben Stunde zu einem Konter aufmachte. Eitschberger unterband das mit einem harmlos aussehenden taktischen Foul, welches zurecht mit einer Verwarnung geahndet wurde. Nachdem sich herausstellte, dass der gefoulte Spieler verletzt ausgewechselt werden musste, nahm Referee Fuchs die Gelbe Karte zurück und zückte den Roten Karton. Platzverweis! Tatsächlich grundsätzlich regelkonform – ob die Hinausstellung aber gerechtfertigt war steht auf einem anderen Blatt. Gepaart mit einem unerträglich arroganten Auftreten des Piepmatzes und der auch objektiv betrachtet, nicht gleichwertigen Ahndung von sich ähnelnden Vergehen der Akteure beider Teams, sondern deutlich zum Nachteil der Roten, war das die zwischenzeitlich Kirsche auf der ungenießbaren Torte des ‚Unparteiischen‘. Natürlich machte das nun die Aufgabe nicht einfacher und bis zum Seitenwechsel kam kaum noch eine Rot-Weisser an den Ball.
Das änderte sich unmittelbar nach der Halbzeit. Nach nur 27 Sekunden im zweiten Durchgang hatte Torwart Golz die Kirsche nämlich in der Hand, allerdings nur, um diese aus dem Netz zu holen. Bewirken tat dieses erst einmal gar nix, denn es ging weiter nur in Richtung RWE-Tor, auch wenn man nicht von einer Belagerung sprechen kann. Viele Tormöglichkeiten ergaben sich dadurch auch gar nicht, aber Geduld zahlte sich für die Schwarz-Weißen aus und nach einer Stunde stand es 0:2 – aufgrund des Spielverlaufes ein uneinholbar erscheinendes Ergebnis. Ein Dreifach-Wechsel zwanzig Minuten vor Ende – warum nicht früher?? – brachte dann doch nochmal frischen Wind und wenig später gab es Strafstoß nach Handspiel, den ich als fragwürdig empfand, denn der Spieler zog den Arm weg und der Ball traf diesen im angelegten Zustand. Wintzheimer verwandelte und aus dem Nichts ergab sich die Option auf ein Remis. Das wäre nur drei Minuten später beinahe schon erreicht worden, doch der Verler Schnapper rettet seine Mannschaft mit einem Reflex. Weitere Angriffe verpufften aufgrund mangelnder Durchschlagskraft – leider ein Dauer-Thema – und die Gäste machten in der Schlussminute den Deckel drauf und entführten verdient die Punkte und das lag nicht ausschließlich am Platzverweis. Ein derartiger Leistungsabfall nach einer wirklich ordentlichen Partie in Dresden ist unerklärlich. Zum Teil wirkten die Spieler sehr müde, sollte dem so gewesen sein, muss man das Training hinterfragen. Es war auch wieder offensichtlich, dass Coach Dabrowski einfach nicht in der Lage ist, flexibel und zügig zu reagieren, das System schnell anzupassen, wenn es erforderlich ist. Auch die Wechsel wurden einfach wieder zu spät vollzogen. Wenn das anstehende Auswärtsspiel gegen die ebenfalls kriselnde Hansa-Kogge verloren geht, wird es passend zum Herbst wieder stürmisch an der Hafenstraße.

Dresden – So., 20.10.2024, 13:30

SG Dynamo Dresden vs Rot-Weiss Essen 3:3

Rudolf-Harbig-Stadion, 29.836 Zuschauer, 3.Liga
Ich muss zugeben – im nun dritten Jahr Dritte Liga lässt die Motivation, die Reisen zu den etablierten, also wiederkehrenden Gegnern anzustrengen, etwas nach. Grund dafür ist sicherlich, der etwas durchwachsene Saisonstart, aber das geht ja nicht nur mir so, wie man an der immer noch guten, aber irgendwie doch schwachen Zahl von knapp über 1.000 Rot-Weissen ablesen mag. Ohne Rahmenprogramm in Klobasien, hätte ich vermutlich ganz verzichtet, aber das Gesamterlebnis macht es halt aus. Zum dritten Mal Dresden also und zum dritten Mal rechnete ich nicht damit, etwas Zählbares mitzunehmen. Dieses Mal hatte ich mir ein Ticket für die Heimseite besorgt, um mal einen Blick auf den Gästeblock statt aus diesem heraus zu genießen. Alleine verbringen musste ich die Partie dennoch nicht, stolperte mir doch ein rot-weisser Gefährte aus dem Frankenland über den Weg. Dynamo hatte zuletzt wenig überzeugende Auftritte gezeigt und Ergebnisse vermissen lassen, daher war ich nicht sicher, ob ich wütend angreifende oder verunsicherte Gastgeber erwarten durfte. Die Ex-Polizeisportverein der DDR übernahm dann die Regie in der Anfangsphase, was aber eher an abwartenden Rot-Weissen lag, wie sich schnell zeigte. Als diese nämlich begriffen, dass Dynamo keinesfalls mit großer Wucht daher kam, spielten sie gefällig mit und erwirtschafteten auch die besseren Torgelegenheiten. Als Dynamo am Essener Sechzehner in Person des vor dieser Spielzeit überraschend nach Dresden gewechselten Sapina wieder einmal den Ball vertändelte, ging es schnell nach vorne. Den Schuss von Safi konnte der Dynamo-Schlussmann nur abklatschen und Wintzheimer stand goldrichtig und staubte seinen ersten Liga-Treffer ab.
So ging es in die Pause und mein Ausspruch, dass nun die vermutlich wilden ersten fünf Minuten der zweiten Hälfte überstanden werden müssen, wurde nicht erhört. Nach gerade einmal 90 Sekunden stand es nach einem Fehler von Außenverteidiger Eitschberger Remis. Aber der Fußball schreibt ja gern Geschichten und keine zwei Zeigerumdrehungen erzielte eben jener Julian Eitschberger nach einem Konter ebenfalls seinen ersten Treffer für den glorreichen RWE und schoss diesen erneut in Führung. Danach wurde es lange nicht gefährlich vor dem rot-weissen Tor, aber ungefähr ab Mitte der zweiten Halbzeit wurden die Gastgeber stärker und versuchten ihr Glück immer und immer wieder mit hohen Flanken in den Strafraum, die meist – allen voran vom heute bärenstarken Kraulich, der ja in der vergangenen Saison noch das Dynamo-Trikot trug – wegverteidigt wurden und das was durchkam, bliebt ungefährlich. Fußball blieb hier aber nun mal logisch und Dresden kam zum erneuten Ausgleich, allerdings durfte Torschütze Niklas Hauptmann, Sohnemann von DDR-Nationalspieler und Dynamo-, sowie Effzeh-Akteur Ralf Hauptmann, von der Essener Defensive untätig bestaunt, von der Außenlinie den Strafraum entlang zentral vor das Tor ziehen und mit einem platzierten Schluss abschließen. Den erleichterten Jubel des Dresdener Anhangs torpedierte aber der kurz zuvor eingewechselte Meisel, der wiederum einen Angriff über die linke Seite nach brillantem, wie tödlichem Pass von Kraulich humorlos zur dritten RWE-Führung – natürlich sein erstes Tor im rot-weissen Dress – in diesem Spiel abschloss. Zum zweiten Mal wurden knapp 29.000 Menschen zum Schweigen gebracht und nur der Gästeblock machte sich lautstark bemerkbar.
Leider hatte Coach Dabrowski zwischen Ausgleich und erneuter Führung schon zwei Offensivkräfte ausgewechselt und nahm kurz danach mit Müsel dann auch den letzten Kreativspieler für den defensiven Kourouma vom Feld. Für mich unverständlich gegen angezählte Gastgeber und natürlich lud dieses Dynamo zur Schlussoffensive ein. Es gab auch durchaus zwei, drei brenzliche Momente, die mit Glück und Geschick überstanden wurden, aber irgendwie roch es dennoch nicht mehr nach einem Treffer. In der allerletzten Szene der Nachspielzeit kam der Ball aber noch einmal von außen in den RWE-Strafraum geflogen. Die Murmel war lange in der Luft und dennoch erwischte der eingewechselte, lange Kutschke das Flugobjekt irgendwie halb mit dem Rücken zum Tor optimal mit seiner Hohlbirne und markierte den Ausgleich. Unmittelbar danach war Schluss. Ich hatte keinen Punkt erwartet und war nun doch unzufrieden. Klar war der Ausgleich für Dynamo verdient, aber der Zeitpunkt verleiht einen faden Nachgeschmack. Mit einem unerwarteten Auswärtssieg hätte die Mannschaft mal einigermaßen druckbefreit in das nächste Heimspiel gegen einen direkten Konkurrenten gehen können, doch nun ist man angesichts der anderen Resultate wieder zum Siegen verdammt. Kleiner Fun-Fact am Rande war noch, dass Dynamo nach 18:0 Ecken beim Heimspiel gegen die Roten im Februar nun 17:2 Ecken erzielte und dennoch in beiden Spielen nur ein Remis erreichte. Enttäuscht war ich heute vom Dresdener K-Block. Dass optisch – abgesehen von einer Protestaktion gegen die Geschäftsführung  hinsichtlich Untätigkeit beim Rückkauf von an externe Dienstleister ausgelagertem Catering- und  Merch-Business – nix produziert wurde, war zu verschmerzen. Aber auch akustisch habe ich diese gelb-schwarze Wand schon deutlich eindrucksvoller erlebt. Natürlich war es oft genug laut, aber eben kein Vergleich zum bisher Erlebten. Der Gäste-Anhang war dagegen auch im dezimierten Umfang immer gut zu hören.

Dresden – So., 20.10.2024, 10:00

BSV Lockwitzgrund vs SC Gebergrund Goppeln 0:1

Gerhard-Müller-Sportstätte, 99 Zuschauer, Kreisoberliga Dresden
Vor dem Haupt-Akt bot sich noch ein Vorspiel an. Dieses fand im Dresdener Stadtteil Lockwitz statt und es ging um Kreisoberliga-Punkte. Davon hatten die beiden an dieser Veranstaltung beteiligten Teams noch nicht allzu viele gesammelt. Letzter gegen Vorletzter hieß es und der gastgebende BSV stand als Aufsteiger gar noch gänzlich ohne Saisonsieg da. Daran sollte sich auch nicht viel ändern, wenn auch unglücklich. Hochklassig war es nicht, was geboten wurde, was auch am engen Spielfeld gelegen haben dürfte, der zumindest in der Breite allerhöchstens die Mindestmaße aufwies. Ein enger Platz bedeutet auch enge Räume, was bei begrenztem Talent zu vielen Fehlpässen führt. Ergo zeigte sich das Spielgeschehen recht hektisch mit nur wenigen guten Strafraumszenen. Eine der letzten davon geriet zum Vorteil für die Gäste. Eine Hereingabe in den Fünf-Meter-Raum bugsierte ein BSV-Verteidiger etwas ungelenk an die eigene Querlatte. Den Abpraller durfte ein Gäste-Angreifer mit dem Kopf über die Linie drücken, fassungslos beobachtet vom am Boden liegenden Torhüter, der nach seiner Parade zum Zusehen verurteilt war. Eng wie das Spielfeld Platz ist auch der Platz für die Zuschauer, denen auf drei Stufen etwa 90 Prozent einer Längsseite zugesprochen wurden. Dabei bietet die gesamte Fläche der Anlage eigentlich genug Raum für ein größeres Spielfeld und großzügiger angelegte Zuschauerbereiche. Immerhin reichte es noch für eine kleinen Catering-Zone und ein paar überdachte Sitze.

Velvary – Sa., 19.10.2024, 14:30

TJ FC Slovan Velvary vs FC Viktoria Plzen B 0:3

Stadion Slovan Velvary, 160 Zuschauer, 3. Ceská fotbalová liga skupina A
Das zweite Spiel das Tages ging im kleinen Ort Velvary über die Bühne, wo immerhin drittklassiger Fußball geboten wurde. Die kleine Anlage hat im Prinzip außer einer kleinen überdachten Tribüne mit etwas mehr als 100 Sitzschalen nicht viel zu bieten und dennoch Charme. Es bieten sich viele verschiedene Eindrücke und Perspektiven. Mit der Zweitvertretung von Viktoria Plzen stellte sich ein scheinbar übermächtiger Gegner vor, denn die Gäste waren in jeder Minute das dominante Team und fuhren geduldig einen verdienten Sieg ein. Am Abend wurde dann noch ein Eishockeyspiel der West-Gruppe der 3.Liga in einer schönen etwas angestaubten Eishalle in Kralupy nad Vltavou zwischen dem HK Kralupy und HC Risuty besucht. Eishockey ist für mich eine faszinierende Sportart und wenn nicht der Fußball meine Freizeit derart bestimmen würde, wäre ich auch öfter in Eishallen anzutreffen, als zwei oder drei Mal in der Saison bei den Essener Moskitos oder wenn es sich eben mal mehr oder weniger zufällig irgendwo ergibt.

Litomerice – Sa., 19.10.2024, 10:30

FK Litomericko vs SK Viktorie Ledvice 2:1

Stadion FK Litomerice, 150 Zuschauer, Krajsky Prebor Ustecky kraj
Dass das Auswärtsspiel des glorreichen RWE in Dynamoland gemeinsam mit zwei rot-weissen Gefährten für eine kleine Tour an den Klobasa-Äquator genutzt wurde, war ja beinahe schon obligatorisch. Da am Freitag-Abend noch ein privat-gesellschaftlicher Termin bewältigt werden wollte, wurde die Abfahrt für halb drei in der Nacht zum Samstag vereinbart, was bedeutete nach gerade einmal zweieinhalb Stunden Schlaf den vertrauten Federn wieder zu entsteigen, was erwartbar nicht so leicht fiel. Ich bin wohl auch einfach zu alt für den Scheiß, zumindest was die ‚harte Tour‘ angeht. Auf der Rückbank konnte ich mich ein wenig ausbreiten und Schlaf nachholen, was nur bedingt zu einem erholten Zustand führte, als wir am Morgen in Litomerice eintrafen und das erste goldgelbe Gezapfte nebst Klobasa-Frühstück vor mir stand. Das Stadion in Litomerice verfügt auf einer Seite über eine fette Tribüne. Über einen großen Teil der Geraden ist die Tribüne überdacht und bietet kultige Klappsitze, die ein wenig an Schulbänke aus früheren Zeiten erinnern. Seitlich der Sitztribüne laufen die Ränge in windschiefen Stehrängen halbrund aus. Es ist deutlich zu erkennen dass das Spielfeld in Längsrichtung um ein gutes Stück verlegt wurde, offensichtlich um Fläche für ein weiteres rechtwinklig angelegtes Spielfeld hinter einem der Tore zu gewinnen. Weiterhin lässt eben die Kurvenbildung der Stehränge die Vermutung zu, dass es sich früher um ein Stadion mit Laufbahn gehandelt haben muss. Ob es sich vor langer Zeit mal um geschlossenes Rund gehandelt hat, lässt sich nicht belegen. Die Gastgeber spielten überlegen, gerieten aber kurz nach der Halbzeit in Rückstand, der noch verdient zum Sieg gedreht werden konnte.

Bottrop – So., 13.10.2024, 15:00

Sportfreunde 08/21 Bottrop vs SV Rhenania Bottrop III 4:2

Sportanlage Paßstraße, 50 Zuschauer, Kreisliga B Oberhausen/Bottrop Gruppe 1
Der gute, alte Aschenplatz, auf dem ich mir früher selber die Gräten aufgerissen habe und noch Spuren davon in der Haut trage, stirbt nach und nach aus. Immer weniger der sogenannten Hart-Plätze existieren, erneuert werden diese Beläge eh nicht, sondern im gegebenen Falle durch Kunstrasen ersetzt. Ich bin aber nostalgisch genug, mir immer mal wieder ein Spiel auf einem Asche-Spielfeld anzusehen, vielleicht ist es auch eine Art Vergangenheitsbewältigung 😊. Ein Platz im Duisburger Norden war das Ziel. Der ansässige Verein spielt erst seit Anfang der Saison wieder dort, monatelang war der Sportplatz aufgrund eines Fliegerbomben-Fundes unbenutzbar. Um sicher zu sein, dass auch gespielt wird, war ich entgegen meiner Gewohnheit recht früh dort. Es gurkten – im wahrsten Sinne des Wortes – bereits zwei Teams gegeneinander und ich vergewisserte mich beim Platzwart, der aus seiner Kaffeebude lugte. Es war die zweite Mannschaft die da rumeierte und beiläufig erwähnte er, dass die erste Mannschaft kurzfristig das Heimrecht getauscht hatte. Da erwies sich der Zeitpuffer als Segen, denn so erreichte ich die Anlage der Sportfreunde Bottrop mit einer Punktlandung. Also die B-Lösung, da ja gar keine B-Lösung war, denn die Sportanlage hat absolut Charme. Sportlich war das natürlich eine überschaubar schöne Sache, aber irgendwie hat ja manchmal auch mindertalentiertes Gebolze seinen Reiz, findet man sich doch teilweise darin wieder. Der deutlich über 50 Jahre alte Torwart der Sportfreunde rettete diesen wichtige Punkte im Abstiegskampf, denn die besseren und zahlreicheren Chancen hatten die Gäste.

Hilden – Sa., 12.10.2024, 14:30

VfB 03 Hilden vs Rot-Weiss Essen 0:2

Stadion am Bandsbusch, 1.587 Zuschauer, Niederrheinpokal Achtelfinale
Im Achtelfinale des Verbandspokals führte es den glorreichen RWE an den Hildener Bandsbusch. Bei diesem Ort handelt es sich nicht um die eigentliche Spielstätte des VfB Hilden. Auf dieser wäre es aber annähernd gänzlich unmöglich, eine derartige Veranstaltung unter Fantrennung durchzuführen. Da kann man ja froh sein, dass die Stadt Hilden noch über eine geräumige Sportanlage verfügt, anderenfalls wäre vermutlich das Heimrecht wieder getauscht worden. Dass ein Großteil der Niederrheinpokal-Spiele an der Hafenstraße über die Bühne gehen, weil Verband und Ordnungsorgane das so verfügen, ist nämlich zunehmend ermüdend. Das Stadion Am Bandsbusch ist mit einer überdachten Sitztribüne und einer ordentlichen Stehtraverse auf der gegenüberliegenden Geraden auch gar nicht so übel. In solchen Spielen ist es für den hohen Favoriten ja immer schwierig zu glänzen, denn eigentlich kann man nur verlieren. Jeder erwartet einen halbwegs souveränen Sieg, was gegen einen starken Oberligisten auch keine Selbstverständlichkeit ist. Die Gastgeber standen dicht gestaffelt und tief und waren in erster Linie darauf aus, das RWE-Spiel zu zerstören, was auch einigermaßen gelang. Die Roten hatten gefühlte 90% Ballbesitz, was nah an der Wahrheit liegen dürfte, hatten aber große Mühe das Bollwerk des VfB zu überwinden, wie seinerzeit die Alliierten den Westwall von Adolfs Nazi-Buben. Selten kam der RWE gefährlich in die Box und es dauerte bis in die Schlussviertelstunde, dass der Kahn in Richtung Viertelfinale in den Wind drehte.
Neu ist in dieser Pokal-Saison, dass sich ein Teil der aktiven Szene auch gegen die unbedeutenden Gegner zum Support entschlossen hat. Während die ‚Vandalz‘, dieses, sagen wir mal als unangemessen abtun, versuchen die ‚Freaks‘ den Spielen etwas Leben einzuhauchen, allerdings auch eher mit begrenztem Aufwand. Finde ich dennoch positiv. Die kleine Anhängergruppe der Gastgeber hatte eine ebenso kleine Choreo arrangiert, die jedoch nicht allzu erfolgreich umgesetzt wurde. Hilden ist Fortuna-Gebiet und es ließ sich unschwer erkennen, dass sich auf Heimseite auch entsprechendes Klientel herumtrieb. Nachdem Spiel waren sich einige Gestalten nicht zu blöde, an der durch Bauzaun-Elemente organisierten Fantrennung „Hallo“ zu sagen, wofür auf Gäste-Seite bei ein paar Dutzend Personen wiederum höflich „Danke“ sagen wollten. Die unprofessionelle Barriere war schnell umgangen und schon hauten sich einige Leute ein wenig auf die Lampe. Das Polizei-Aufgebot hielt sich überraschend sehr in Grenzen, so dass erst einmal Verstärkung angefordert werden musste, die aus allen Himmelsrichtungen filmreif heranbrauste. Bis diese eintrafen war der Spuk aber längst vorbei. Nette Oldschool-Nummer könnte man meinen, nur sind genau derartige Vorfälle der Grund, warum die kleinen Vereine ihre Pokalspiele gegen die größeren Clubs nicht mehr daheim austragen dürfen, sondern ein Heimrecht-Tausch die Folge ist.