Essen – Sa., 04.08.2024, 14:00

Rot-Weiss Essen vs Aachener TSV Alemannia 1:2

Stadion an der Hafenstraße, 19.200 Zuschauer, 3.Liga
Mit Traditionen soll man nicht brechen. Auch in die dritte Drittliga-Saison startete der glorreiche RWE mit einer Niederlage und wieder gegen einen vermeintlich machbaren Gegner. Zwar war Aufsteiger Alemannia prinzipiell schwer einzuschätzen und dass die Schwarz-Gelben mit großer Euphorie anreisen würden, war auch klar. Allerdings ist die Truppe nun auch nicht mit großen Namen besetzt und man durfte gespannt sein, ob der TSV noch Anpassungsprobleme in der neuen Spielklasse haben würde, die ja nun mal gänzlich anders funktioniert als die Regionalliga, oder ob die ‚Öcher‘ sofort da waren. Waren sie. Mit hohem Pressing bereiteten die Gäste den Rot-Weissen in ihrem Bestreben große Probleme, aus der Deckung ein geordnetes Spiel aufzubauen. Nach einer ereignislosen Viertelstunde hatte der RWE dann erste Gelegenheiten. Den ersten Treffer setzten aber die Alemannen, deren frühes Stören nun Früchte trug. Neuzugang Kaparos wurde in relativer Bedrängnis von Golz angespielt und schoss sich beim anschließenden Abspiel die Kirsche ans eigene Standbein. Schnell kam der Ball zu Torjäger Anton Heinz, dessen Schuss auch noch für Golz unhaltbar abgefälscht wurde. Meine kurz zuvor getätigte Äußerung, dass wir uns in dieser Saison wieder ein paar unnötige Dinger fangen werden, wenn weiter bis zum Erbrechen jeder aber auch wirklich jeder Ball hinten rausgespielt wird, anstatt in Bedrängnis auch mal den langen Hub vorzuziehen, trug leider schneller Früchte als befürchtet.
Die Roten fingen sich allerdings schnell und kamen nach einer Ecke durch einen Abstauber von Vonic schnell zum Ausgleich. Last Minute-Verpflichtung Arslan hätte vor dem Seitenwechsel beinahe noch einen Freistoß im Giebel versenkt, aber es fehlten halt einige Zentimeter. Nach dem Seitenwechsel beschränkten sich die Gäste dann nicht mehr darauf, die Roten durch das Pressing vom eigenen Tor fernzuhalten. Sie spielten nun mit und das durchaus gefällig. Große Möglichkeiten spielten sich die Aachener zwar noch nicht heraus, aber der RWE half mit Stellungsfehlern mit. Plötzlich war ein Spieler auf der linken Außenbahn durch und die präzise, flache Hereingabe drückte erneut Heinz über Linie. Keine zwanzig Minuten waren nun noch zu spielen und zunächst blieb der TSV dran und hätte den Sack schon zumachen können. Die Roten benötigten einige Minuten, bis die Schlussoffensive eingeläutet wurde, die auch nicht gerade überragend druckvoll daher kam, aber der eingewechselte auch erst kurz zuvor verpflichtete Wintzheimer hatte noch zwei Chancen zumindest einen Punkt zu retten. Der linke Torpfosten und der Aachener Schlussmann wussten das zu verhindern. So beginnt die Saison wiederum enttäuschend, für meinen Geschmack allerdings nicht zu überraschend. Diese Spielzeit wird sicherlich schwieriger als die letzte, die mit einem starken siebten Platz endete.
Dass dieser durch einige glückliche Momente begünstigt wurde, scheinen viele im rot-weissen Umfeld auszublenden. Ich kann jedenfalls den Jubel-Chor um Trainer Dabrowski nicht teilen, denn wäre Fußball berechenbar, hätte es anders ausgesehen. So bleibe ich (an)gespannt, wie sich die Mannen in den roten Trikots in dieser Saison schlagen werden. Eine Teilschuld am Fehlstart möchte ich Dabrowski bei dem offensichtlichen ‚Verbot‘, Situation in der Deckung auch mal rustikal zu klären, zusprechen. Wobei es natürlich spekulativ bleibt, wie das Spiel ohne den ersten Gegentreffer geendet hätte. Auf den Rängen blieb es unerwartet unspektakulär. Die RWE-Szene bleibt aus bekanntem Grunde zu Hause optisch passiv, allerdings wurde mit dem Aufruf zum ‚Fahnentag‘ zumindest zum Einlauf der Teams ein hübsches Kurvenbild herbeigeführt. Von den Gästen hatte ich da schon mehr Aktion erwartet, aber die Kurve blieb bei aller akustischer Gewalt optisch schwach. Lediglich ein großes Banner mit der Aufschrift „Wir sind wieder da“ wurde nach dem Abpfiff am Zaun präsentiert.