Qeqertarsuaq – Sa., 10.08.2024, 12:00 & 18:00

SAK Sisimut vs Upernavik Boldklub 83 2:0

Qeqertarsuaq Stadion, 40 Zuschauer, Arsaalluni Pissartanngoriunneq

B-67 Nuuk vs N-48 Ilulissat 3:1

Qeqertarsuaq Stadion, 500 Zuschauer, Arsaalluni Pissartanngoriunneq
Der Mittwoch, sollte erst am Abend den Weiterflug ins Eis bringen. Also war noch ausreichend Zeit für Unternehmungen. Da die beiden Mädels noch nie in Island waren, bot sich die Touri-Route über den ‚Golden Circle‘ an. Das ist eine bequeme Tagestour entlang der bekanntesten Sehenswürdigkeiten im Südwesten Islands. Wir wählten nicht den üblichen Einstieg in die Route, sondern machten einen Schlenker entlang des ‚Hvalfjördur‘, etwas nördlich von Reykjavik gelegen. Erster Stopp auf dem Circle war dann der Nationalpark ‚Thingvellir‘, benannt nach einem historischen Versammlungsplatz, an dem im Mittelalter schon Wikinger-Parlamente tagten. Ebenfalls wurde 1944 an diesem Ort die Republik Island ausgerufen, nachdem sich die Insel endgültig von der dänischen Herrschaft gelöst hatte. Der nächste Halt war das Geothermalgebiet ‚Haukadalur‘ mit dem bekannten Geysir ‚Strokkur‘ und einigen vor sich hin schwefelenden und dampfenden Thermalquellen. Während der ‚Große Geysir‘, sozusagen der namensgebende Ur-Vater für alle Geysire, sich weitestgehend im wohlverdienten Ruhestand befindet und nur noch sehr selten und unvorhersehbar in die Höhe schießt, zeigt sich der Strokkur zuverlässig alle paar Minuten in einer bis zu 30 Meter hohen Wassersäule. Der dritte große Spot der Rundfahrt ist der Wasserfall ‚Gullfoss‘, wo über eine breite Klippe die Wassermassen über einige kleinere Kaskaden und schlussendlich über eine breite Stufe in die Tiefe stürzen.
Die Tour lässt sich je nach Präferenz durch unbedeutendere Spots ergänzen und wir hatten den Kratersee ‚Kerid‘ auserkoren, der perfekt auf dem Weg zum Flughafen lag. Die Vorfreude auf die Weiterreise nach Grönland machte sich langsam breit. Es war ein Stück zu fahren und ich prüfte mal meine Emails. Icelandair hatte mir was gesendet und ich vermutete den Hinweis auf einen verspäteten Abflug. Diese Sorge war allerdings völlig unbegründet, denn wie sich nach Studium der Email herausstellte, war der Flug einfach mal komplett gestrichen worden. Zack, bumm, technischer K.O. in der zweiten Runde. Das saß erstmal und wir benötigten ein paar Minuten um uns zu sammeln. Direkte Anfahrt zum Airport war nun natürlich angesagt. Dort versuchten wir eine Umbuchung auf den Flug am kommenden Morgen zu erreichen (es gibt beinahe täglich zwei Flüge), wurden jedoch von einer ultra-coolen und abgezockten Mitarbeiterin abgewiesen mit der fadenscheinigen Begründung, der Flug sei ausgebucht. Dass ein ebenfalls auf den abgesagten Flug – Grund für den Ausfall war übrigens Nebel am Ankunftsort – gebuchter Bekannter noch am Morgen des nachfolgenden Fluges auf ebenjenen umgebucht wurde und dass dieser berichten konnte, dass vier weitere Personen ebenfalls die Umbuchung erreichten, bestätigte den Eindruck, dass die Ablehnung nur vorgeschoben war. Aber welche Argumente bleiben noch, wenn man die nicht überprüfbare Info erhält, es sei kein Platz mehr in der Maschine frei?! Die nächsten zwei Tage sollten wir nun auf Kosten von Icelandair leben, was den Ärger natürlich bei weitem nicht ausglich, das besorgte dafür der Alkohol. Das Hotel, mit welchem die Airline in Keflavik zusammenarbeitet, meldete ausgebucht, wie angeblich überhaupt kein Bett in Keflavik mehr frei sein sollte, was bedeutete, dass wir mit dem Bus nach Reykjavik chauffiert wurden und dort landeten wir wieder gut angenervt im ‚Hotel Cabin‘, womit sich der Kreis auf unschöne Weise erst einmal schloss.
Da von der Airline bis auf vertröstende Emails nix kam, nahmen wir am folgenden Morgen unser Schicksal selber in die Hand und latschten zum Icelandair-Headquarter am alten innerstädtischen Flughafen. Eine freundliche Mitarbeiterin buchte uns dann auf den nächsten verfügbaren Flug um, was wie von uns recherchiert und befürchtet, erst am Freitag-Abend der Fall war, was auch die letzte Patrone bedeutete, wenn wir die angestrebten Vorhaben noch umsetzen wollten. Da aber weiter die Option bestand, dass wir kurzfristig früher wegkommen könnten, hielten wir uns weiter in Reykjavik auf, um im Fall der Fälle schnell abreisebereit zu sein. Von der Airline kam aber den ganzen Tag über nichts, so dass wir uns gegen halb sieben am Abend entschieden, ein weiteres Fußballspiel zu besuchen. Wir saßen gerade im Taxi dorthin, als eine Email einschlug, dass wir auf den Flug an diesem Abend um halb zehn gebucht wurden. Sportlich, wenn man bedenkt, dass die Fahrzeit von Reykjavik bis zum Airport eine Dreiviertelstunde beträgt. Also den Taxi-Wikinger zurück zum Hotel beordert, das Gepäck gerafft und 130 Euro später (welche der Airline noch schön aufs Brot geschmiert werden) schlugen wir eineinhalb Stunden vor Abflug am Check in-Schalter auf. Dort hieß man uns herzlich willkommen und teilte uns mit, dass die Information auf einem Fehler basierte und die Maschine ausgebucht sei. Jetzt war Polen offen und auch wenn es letztlich ja nichts bringt, außer hohem Blutdruck und der Befriedigung irgendeinem armen Gunnar, der ja auch nix dafürkonnte, ordentlich die Meinung gegeigt zu haben, platzte mir entsprechend der Kittel.
Meine Performance schien aber nicht so schlecht gewesen zu sein, denn die Crew vom Nachbarschalter, die gerade ihren Dienst beendet hatte, blieb erstmal stehen und wartete ab, ob ich nicht doch noch ein Massaker anrichten wollte. So landeten wir erneut im Hotel in Keflavik, dass ebenso erneut voll belegt war, aber nun konnten wir immerhin in einem guten benachbarten Hotel untergebracht werden. Sämtliche Mahlzeiten gingen natürlich auch auf den Nacken von Icelandair, alkoholische Getränke leider nicht, aber wir erklärten das Fest für eröffnet und jeder trank was und so viel er wollte. Offenbar war der Verzehr dafür ausreichend, dass dem Personal die Rechnung aus den Fugen geriet und wir am Ende nur die Hälfte bezahlen mussten – ein fairer Zug. Der kommende Tag bis zum Abflug blieb bestimmt von wiederkehrenden Gängen zum staatlich kontrollierten Alkohol-Shop, denn viel hat Keflavik ja nicht zu bieten. Icelandair war übrigens komplett durcheinandergeraten und bombardierte uns mit Emails zum gecancelten Flug, Unterbringung und Infos zu Fluggastrechten. Was für ein Chaos. Da wir aber für den Flug am Abend nun bereits eingecheckt waren, hielt sich die Aufregung in Grenzen und wenn man davon absieht, dass wir den Flug aufgrund suffbedingter Trödelei fast noch verpasst hätten, passte nun alles und eine 37-sitzige Turboprop-Maschine beförderte uns ans Zwischenziel. Regressforderungen haben aufgrund von höherer Gewalt leider keine hohen Erfolgschancen, wir werden sehen. Ilulissat in Grönland empfing uns um Mitternacht beinahe taghell und bei erstaunlich mild wirkenden sieben Grad.
Nach einer kurzen Nacht in einer hektisch gebuchten Unterkunft brachte uns das kleine Linien-Boot von ‚Disko Line‘ in etwas mehr als zwei Stunden quer durch die ‚Disko-Bucht‘ nach Qeqertarsuaq auf der ‚Disko-Insel‘. Ich fühl mich Disko. Die Disko-Insel ist die größte zum grönländischen Festland gehörende Insel. Qeqertarsuaq bedeutet übersetzt ‚die große Insel‘. Passt also. Der Ort selber ist nicht ganz so groß – nicht einmal 1.000 Einwohner zählt diese Ansammlung von bunt gestrichenen Häusern, die etwa auf einem Breitengrad mit dem Nordkapp liegt. Man spricht ja hier und da immer mal vom ‚Arsch der Welt‘. Den hatten wir hier vermutlich gefunden. Ich war mir sicher – wären wir noch um die nächste Klippe herumgefahren, hätten wir den Rand der Scheibe erreicht. Pünktlich zum finalen Spieltag der grönländischen Meisterschaft waren wir also soeben noch rechtzeitig eingetroffen. Offen und ehrlich fehlte mir zwischenzeitlich der Glaube daran. Nach kurzem Verschnaufen in unserer AirBnB-Unterkunft führte einer der ersten Wege zum direkt am Strand gelegenen ‚Qeqertarsuaq Stadion‘. So wird er bezeichnet, der Kunstrasenplatz mit ein paar dreistufigen Sitzplatz-Gestellen an der Meer-Seite.
Der Platz selber hat natürlich wenig zu bieten. Dafür umso mehr die Umgebung, denn schaut man von der Meerseite aufs Spielfeld, bauen sich dahinter die beeindruckenden Basalt-Berge auf, die hoch oben auf dem Plateau in den Lyngmark-Gletscher auslaufen. Und blickt man von der Landseite auf den Platz, bietet sich der wunderschön skurrile Anblick mit einer Bucht voller Eisberge hinter einem knallgrünen Kunstgrasfeld. Im Spiel um Platz fünf standen sich die Mannschaften von SAK aus Sisimut, etwa 280 Kilometer südlich der Disko-Insel, und UB-83 aus Upernavik, das noch einmal 430 Kilometer weiter nördlich liegt, gegenüber. Da es aus nachvollziehbaren Gründen kein zusammenhängendes Straßennetz gibt, war die Anreise für die teilnehmenden Teams schon mit hohem Aufwand verbunden. Sicherlich der Grund dafür, warum das Teilnehmerfeld wenige Wochen vor dem Turnier von zehn auf sieben Teams zusammenschmolz. Auf viel Interesse stieß diese Partie nicht. Vor knapp 40 Zuschauern, darunter die angekündigten elf Deutschen inklusive uns und einem Überraschungsgast aus England, entschied SAK die etwas rustikale Partie mit zwei sehenswerten Treffern für sich.
Die Partie um Platz drei ‚schwänzten‘ wir, denn auch wenn das Ziel wirklich exotisch ist und der Platz eine einzigartige Kulisse bot, waren mir drei Spiele in Folge auf ein und demselben Geläuf dann doch zu viel der Fußlümmelei. Pünktlich zum Finale um die grönländische Fußballmeisterschaft zwischen B-67 aus der Hauptstadt Nuuk und N-48 aus Ilulissat waren die männlichen Mitglieder unserer kleinen Reisgruppe wieder da und der recht hohe Andrang überraschte mich etwas. Es waren sicherlich 500 Leute gekommen, um dem ‚Final-Spektakel‘ beizuwohnen. Nicht unbegründet vermutend, dass die einzelnen Teams nicht allzu viele eigene Unterstützer mitgebracht hatten – aus dem ‚nahen‘ Ilulissat hatten es immerhin ein paar Dutzend herübergeschafft – war also die Hälfte der Population Qeqertarsuaqs zur Plastikwiese am Ortsrand gepilgert. Timersoqatigiiffik Sportsklub Nagdlunguak 1948 ist der vollständige Name des Vereins aus Ilulissat – welch eine wild anmutende Aneinanderreihung von Konsonanten und Vokalen. Mit diesen beiden Final-Teilnehmern waren auch die beiden Clubs mit den meisten gewonnenen Meisterschaften im Endspiel vertreten. B-67 trat vor allem bei den in der letzten Dekade ausgetragenen Turnieren dominant auf, heimste Titel um Titel ein und ist nun mit 14 Meisterschaften Rekordhalter vor N-48 mit zwölf Gewinnen. Das Niveau der Partie war durchaus gehobener im Vergleich zum Mittag. Einige schöne Spielzüge und Kombinationen gab es zu sehen und B-67, zeigte die reifere Spielanlage. Vor allem im ersten Durchgang war der amtierende Meister stark überlegen, nutzte aber die Chancen nicht und gegen Ende der ersten Hälfte hätte N-48 durch zwei sehenswerte Konter in Führung gehen können. Das hatte dem Außenseiter wohl Mut gemacht, denn die zweite Hälfte sah in weiten Phasen etwas ausgeglichener aus, allerdings entschied B-67 die Partie hochverdient für sich. Gerührt schauten wir uns noch die Siegerehrung an und schlichen uns dann in die Unterkunft zu den Damen, die sich nützlich gemacht hatten und fürsorglich mit dem Essen auf uns warteten.
Den kommenden Tag verbrachten wir noch in Qeqertarsuaq, machten eine kurze Wanderung in Richtung eines Wasserfalls und eine etwas längere über Stock und Stein – mehr Stein – zu einer kleinen Bucht, in die sich strömungsbedingt immer ein paar Eisberge verirren. Offenbar war aber Ferienzeit im Eisbergkalender, denn der erhoffte Anblick war eher dürftig. Am folgenden Morgen brachte uns die 9:00 Uhr-Fähre zurück nach Ilulissat. Auf das teuerste Fish ’n‘ Chips meines Lebens folgte das teuerste Bier meines Lebens. Umgerechnet 14 Euro für den gezapften halben Liter verliehen diesem einfachen Rezept aus Hopfen, Malz und Wasser eine würdevolle Exklusivität. Davon beflügelt machten wir uns auf zum ‚Isfjord‘, einem UNESCO-Welterbe, was eine Wanderung von etwa einer Stunde bedeutete. Der ‚Isfjord‘ ist die Mündung des äußerst produktiven Gletschers ‚Sermeq Kujalleq‘. Etwa 10% des jährlich in Grönland kalbenden Festlandeises werden durch diesen Gletscher in den Atlantik abgeleitet. Der Fjord ist ca 50 Kilometer lang und an der Mündung vier Kilometer breit, was ein beeindruckendes Bild bietet. An der Gletscherkante ist die Eisdecke noch 700 Meter dick – im Inland ist der Eisschild bis zu drei Kilometer stark – und nur etwa 100 Meter liegen oberhalb des Meeresspiegels. Mit einer Fließgeschwindigkeit von 19 Meter am Tag ist der Gletscher einer der aktivsten der Erde.
Der Dienstag sollte dann der letzte volle Tag in Grönland sein und wir ließen ihn ruhig angehen. Am frühen Nachmittag machten wir uns dann auf zum Hafen, wo uns Captain Jens in Empfang nahm. Mit einem kleinen Boot, dass stark an den kleinen Kahn aus dem Klassiker „Der weiße Hai“ erinnerte, schipperten wir einige Seemeilen nach Norden. Ziel war eine große Bucht, in der sich aktuell mehrere Gruppen Buckelwale auf Nahrungsfang befanden. Als der Capitano das Boot noch gar nicht ganz gestoppt hatte, kreuzten schon drei Buckelwale wenige Meter vor uns das Fahrwasser. Die folgenden zwei Stunden sollten uns faszinieren, denn es verging keine Minute, in der nicht irgendwo ein Buckelwal zu sehen war. Dieser Ausflug war jeden Cent wert. Gegen Mittag des folgenden Tages nahmen wir Abschied von Grönland und flogen nach Reykjavik, wo noch Nachmittag und Abend verbracht wurden, ehe es am frühen Donnerstag-Morgen zurück in die Heimat ging.

Kópavogur – Di., 06.08.2024, 19:15

Breiðablik Kópavogur vs ÍF Fylkir Reykjavík 3:0

Kópavogsvöllur, 400 Zuschauer, Besta deild
Zwei Männchen mit zugehörigen Weibchen machten sich auf den Weg in Richtung Ende der Welt. Die erste Etappe auf der Reise dahin war Island. Am frühen Nachmittag trafen wir im Land der Vulkane und Geysire ein, checkten in Ruhe in Reykjavik im Hotel ein. Da ja nur ein Nachtquartier benötigt wurde, hatten wir uns für das an lokalen Bedingungen gemessen halbwegs erschwingliche ‚Hotel Cabin‘ entschieden, das zwar ordentlich und sauber war, aber bei einer Raumgröße von acht Quadratmetern nur spartanische Platzverhältnisse bot. Zu mehr als dem Nachtquartier war diese Stätte nicht berufen, also verköstigten wir in der Stadt ein paar lokale Brauereierzeugnisse und begaben uns dann nach Kopavogur. Nur 380.000 Einwohner hat die Insel-Republik, Tendenz allerdings steigend, davon leben zwei Drittel in der Hauptstadt und deren Agglomeration. Auch der isländische Fußball spielt sich daher großenteils in dieser Region ab. Kopavogur ist ein südlicher Vorort von Reykjavik, dort ist der Verein Breidablik UBK ansässig. Isländische Fußballstadien ähneln sich stark und verfügen meist nur über eine überdachte Tribüne und ebenerdiges Geläuf. Dass das ‚Kopavogsvöllur‘ noch eine kleine Tribüne auf der Gegenseite zu bieten hat, ist schon beinahe herausragend. Mehr Infrastruktur ist allerdings auch nicht erforderlich, denn selten verirren sich mehr als ein paar hundert Personen auf die Ränge. Auch heute war der Besuch überschaubar, dabei stand die Mannschaft gar nicht schlecht da und lag unmittelbar hinter Tabellenführer Vikingur in Lauerstellung. Gegen den Tabellenletzten hatten die Gastgeber auch wenig Mühe und fuhren einen ungefährdeten Sieg ein. Support gab es lediglich von einer Gruppe Zehnjähriger, die mehr oder weniger rhythmisch eine Trommel bedienten und den Vereinsnamen grölten.

Neuwied – So., 04.08.2024, 14:30

HSV Neuwied vs VfB Linz 1:2

Raiffeisenstadion, 150 Zuschauer, Rheinlandpokal 1.Runde
Der Heimatsportverein Neuwied ist frisch aus der Kreisliga A in die Bezirksliga aufgestiegen. Vermutlich aus diesem Grund wird die eigene, etwas protzig ‚Rhein-Wied-Stadion‘ genannte Spielstätte etwas aufgemöbelt und der HSV muss für zwei Spiele ins benachbarte ‚Raiffeisenstadion‘ ausweichen, welches deutlich mehr Charme hat. Eine recht große, wenn auch schmale Haupttribüne thront über dem Rund, welches vor einigen Jahre leider seiner Stufen beraubt wurde und daher nur noch einen wild begrünten Wall bietet. Auch der VfB Linz – natürlich nicht aus Österreich, sondern aus Linz am Rhein – durfte nach der abgelaufenen Saison einen Aufstieg feiern und entwich eben jener Bezirksliga in die Rheinlandliga. Ein Klassenunterschied war aber nur selten auszumachen, der Außenseiter konnte sogar früh in Führung gehen, fing sich jedoch genauso schnell den Ausgleich ein. Es gab dann Chancen hüben wie drüben, doch nur eine wurde genutzt und diese Aktion brachte den Favoriten in die nächste Runde. In der Schlussphase wurde es hektisch. Aus fünf Minuten Nachspielzeit wurden deren zehn und sowohl ein aktiver als auch ein bereits ausgewechselter Akteur des HSV sahen die gelb-rote Karte wegen Reklamierens nach einer fragwürdigen Situation im VfB-Strafraum.

Essen – Sa., 04.08.2024, 14:00

Rot-Weiss Essen vs Aachener TSV Alemannia 1:2

Stadion an der Hafenstraße, 19.200 Zuschauer, 3.Liga
Mit Traditionen soll man nicht brechen. Auch in die dritte Drittliga-Saison startete der glorreiche RWE mit einer Niederlage und wieder gegen einen vermeintlich machbaren Gegner. Zwar war Aufsteiger Alemannia prinzipiell schwer einzuschätzen und dass die Schwarz-Gelben mit großer Euphorie anreisen würden, war auch klar. Allerdings ist die Truppe nun auch nicht mit großen Namen besetzt und man durfte gespannt sein, ob der TSV noch Anpassungsprobleme in der neuen Spielklasse haben würde, die ja nun mal gänzlich anders funktioniert als die Regionalliga, oder ob die ‚Öcher‘ sofort da waren. Waren sie. Mit hohem Pressing bereiteten die Gäste den Rot-Weissen in ihrem Bestreben große Probleme, aus der Deckung ein geordnetes Spiel aufzubauen. Nach einer ereignislosen Viertelstunde hatte der RWE dann erste Gelegenheiten. Den ersten Treffer setzten aber die Alemannen, deren frühes Stören nun Früchte trug. Neuzugang Kaparos wurde in relativer Bedrängnis von Golz angespielt und schoss sich beim anschließenden Abspiel die Kirsche ans eigene Standbein. Schnell kam der Ball zu Torjäger Anton Heinz, dessen Schuss auch noch für Golz unhaltbar abgefälscht wurde. Meine kurz zuvor getätigte Äußerung, dass wir uns in dieser Saison wieder ein paar unnötige Dinger fangen werden, wenn weiter bis zum Erbrechen jeder aber auch wirklich jeder Ball hinten rausgespielt wird, anstatt in Bedrängnis auch mal den langen Hub vorzuziehen, trug leider schneller Früchte als befürchtet.
Die Roten fingen sich allerdings schnell und kamen nach einer Ecke durch einen Abstauber von Vonic schnell zum Ausgleich. Last Minute-Verpflichtung Arslan hätte vor dem Seitenwechsel beinahe noch einen Freistoß im Giebel versenkt, aber es fehlten halt einige Zentimeter. Nach dem Seitenwechsel beschränkten sich die Gäste dann nicht mehr darauf, die Roten durch das Pressing vom eigenen Tor fernzuhalten. Sie spielten nun mit und das durchaus gefällig. Große Möglichkeiten spielten sich die Aachener zwar noch nicht heraus, aber der RWE half mit Stellungsfehlern mit. Plötzlich war ein Spieler auf der linken Außenbahn durch und die präzise, flache Hereingabe drückte erneut Heinz über Linie. Keine zwanzig Minuten waren nun noch zu spielen und zunächst blieb der TSV dran und hätte den Sack schon zumachen können. Die Roten benötigten einige Minuten, bis die Schlussoffensive eingeläutet wurde, die auch nicht gerade überragend druckvoll daher kam, aber der eingewechselte auch erst kurz zuvor verpflichtete Wintzheimer hatte noch zwei Chancen zumindest einen Punkt zu retten. Der linke Torpfosten und der Aachener Schlussmann wussten das zu verhindern. So beginnt die Saison wiederum enttäuschend, für meinen Geschmack allerdings nicht zu überraschend. Diese Spielzeit wird sicherlich schwieriger als die letzte, die mit einem starken siebten Platz endete.
Dass dieser durch einige glückliche Momente begünstigt wurde, scheinen viele im rot-weissen Umfeld auszublenden. Ich kann jedenfalls den Jubel-Chor um Trainer Dabrowski nicht teilen, denn wäre Fußball berechenbar, hätte es anders ausgesehen. So bleibe ich (an)gespannt, wie sich die Mannen in den roten Trikots in dieser Saison schlagen werden. Eine Teilschuld am Fehlstart möchte ich Dabrowski bei dem offensichtlichen ‚Verbot‘, Situation in der Deckung auch mal rustikal zu klären, zusprechen. Wobei es natürlich spekulativ bleibt, wie das Spiel ohne den ersten Gegentreffer geendet hätte. Auf den Rängen blieb es unerwartet unspektakulär. Die RWE-Szene bleibt aus bekanntem Grunde zu Hause optisch passiv, allerdings wurde mit dem Aufruf zum ‚Fahnentag‘ zumindest zum Einlauf der Teams ein hübsches Kurvenbild herbeigeführt. Von den Gästen hatte ich da schon mehr Aktion erwartet, aber die Kurve blieb bei aller akustischer Gewalt optisch schwach. Lediglich ein großes Banner mit der Aufschrift „Wir sind wieder da“ wurde nach dem Abpfiff am Zaun präsentiert.

Coesfeld – Fr., 02.08.2024, 19:00

DJK Eintracht Coesfeld vs 1.FC Gievenbeck 0:2

Sportzentrum West, 120 Zuschauer, Westfalenpokal 1.Runde
Nach einem langen Arbeitstag, nach dem ich eigentlich jegliche Lust auf Fußball verloren hatte, entschied ich mich doch noch, das Wochenende mit einem Spiel einzuleiten. Das Pokalspiel im dem Arbeitsplatze nahen Coesfeld schrie ja auch quasi danach, geschaut zu werden und vor Ort traf ich dann unerwartet auf RWE-Mitstreiter Alex. Die kleine, für Zuschauer nur einseitig begehbare Anlage hat eine kleine überdachte Tribüne zu bieten, die mit allen möglichen Sitzgelegenheiten ausgestattet wurde, welche im Verein zu finden waren. Besonders stylisch kamen die mit Garderobe ausgestatteten Turnhallenbänke im 70er Jahre-Stil rüber. Die frisch in die Landesliga aufgestiegene Eintracht bot dem gestandenen Oberligisten aus Münster lange Zeit Paroli, konnte sich aber kaum Torraumszenen erarbeiten. Im zweiten Durchgang kippte das Pendel dann zugunsten des Favoriten.

Saalfelden am Steinernen Meer – So., 28.07.2024, 16:00

FC Pinzgau Saalfelden vs FK Austria Wien 0:6

Sportplatz Bürgerau, 1.000 Zuschauer, ÖFB-Cup 1.Runde
Quer durch das Salzkammergut mit seinen wunderschönen Seen- und Berglandschaften führte der Weg in das Pinzgau in den nördlichen Kalkalpen, gelegen zwischen Salzburg und Innsbruck. Die schnellere Route über die Autobahn wurde bewusst gemieden, stattdessen ging es langsam aber landschaftlich beeindruckend in Richtung des Zieles. Auch der Wettergott honorierte meinen Einsatz und setzte die Prognose eines verregneten Tages nur am Vormittag um, dann wurde das Wetter immer besser und auch die Sonne zeigte sich vermehrt.
Auch im dritten Spiel des Cup-Wochenendes hieß es Liga drei gegen Liga eins. Allerdings gab hier für mich die Lage des kleinen Stadions vor der Gebirgskette des Steinernen Meeres, dessen Gipfel eine Höhe von über 2.600 Metern erreichen, den Ausschlag. Dass mit der Wiener Austria, noch immer österreichischer Rekordmeister, obwohl die Titelgewinne in den letzten Jahrzehnten rar wurden und die letzte Meisterschaft nun schon über zehn Jahre zurück liegt, ein Erstligist vorstellig wurde, passte natürlich perfekt. Vom Wiener Verteilerkreis waren aber nur etwas mehr als 200 Anhänger mitgekommen, davon etwa 100 Aktive. Die Ultra-Szene der Austria hat ja jüngst einen kleinen Umbruch erlebt. Die ‚Viola Fanatics‘ haben im vergangenen Jahr ihre Auflösung bekannt gegeben, da sie Teile einer Choreo an den Erzfeind Rapid verloren hatten. Dabei ging es allerdings eher um die Art und Weise, Leichtsinn und mangelnde Gegenwehr sollen es denn Hütteldorfern leicht gemacht haben. Der wahre Grund der Auflösung liegt aber wohl tiefer, denn es rumorte wohl schon länger in den eigenen Reihen. Auch dass die Gruppe mehr und mehr dem rechten Spektrum zugeordnet wurde, war dem Leumund der die Kurve führenden Gruppe nicht zuträglich. Die festen Kontakte zur politisch klar rechts positionierten Szene von Slovan Bratsilava waren da auch wenig förderlich. Geschlossen wird die Lücke durch die schon länger existierende Gruppierung KAI2000, die ‚Kampfastlln Inzersdorf‘, die als politisch gemäßigt und im Handeln besonnen gelten. Dass es auch noch immer zarte Kontakte nach Essen gibt, bewies ein Schal der ‚Jungen Essener Ultras‘, welcher über das KAI-Banner gehängt wurde. Die Violetten konnten sich frühzeitig auf den Support und das Feiern der eigenen Reihen konzentrieren. Die Gastgeber fanden überhaupt nicht in Spiel und lagen bereits zum Pausenpfiff mit vier Toren zurück. Nach dem Seitenwechsel ließen die Violetten es etwas ruhiger angehen, so dass das Spielgerät nur noch zwei Male das Netz der Pinzgauer beulte.

Krems – Sa., 27.07.2024, 18:15

Kremser SC vs SK Sturm Graz 2:4 n.V.

Sepp-Doll-Stadion, 6.200 Zuschauer, ÖFB-Cup 1.Runde
Der Samstag führte mich durch das schöne Donautal Ober- und Niederösterreichs nach Krems. Auch heute hieß es dritte gegen erste Liga. Der Kremser SC hatte mit dem amtierenden Double-Gewinner Sturm Graz zu Gast, das ja im Sommer die mehrjährige Dominanz des Brause-Clubs aus Fuschl am See durchbrechen und den Meistertitel in einem Herzschlagfinale nach Kärnten holen konnte. Die Gastgeber vollbrachten 1988 das Kunststück als Zweitligist den Cup gegen den damals übermächtigen FC Tirol Innsbruck zu gewinnen, bis heute der einzige Titelgewinn des Vereins. Und genau auf diesen zielte die kleine Choreo der kleinen KSC-Szene zum Intro des Spieles ab. Die ‚Jungs vom Hügel‘, benannt nach ihrem Standort auf der an einer kleiner Erhebung gebauten Gegengeraden, hatten zum Beginn der zweiten Spielhälfte auch noch eine weitere Aktion zu bieten, mit der die eigene Gruppe gefeiert wurde. Die Steirer waren mit großer Kapelle angereist, boten optisch aber leider nicht allzu viel. Eine Choreo aus kleinen Plastikstreifen teilte den Block zu Beginn in die Clubfarben, ansonsten beschränkte sich die Szene der ‚Schwoazn‘ auf den Dauer-Support. Mit den vielen Schwenkfahnen gab es aber ein schönes Kurvenbild zu sehen. Das kleine Sepp-Doll-Stadion, ein betagtes, kleines Fußballstadion war natürlich sehr gut gefüllt.
Als der Sturm schon nach wenigen Minuten den Führungstreffer erzielte – dem KSC-Schnapper rutschte ein eigentlich einfach zu haltender Freistoß durch Hände und Beine – war ich der Meinung, das Spiel sei schon entschieden. Doch mitnichten, denn nach einem langen Ball verschätzte sich der Grazer Schlussmann und ein KSC-Stürmer konnte die Murmel zum Ausgleich an diesem vorbeispitzeln. Nur zehn Minuten später ging der Meister erneut in Führung und kurz danach wurde es hektisch. Es wurde nach einem Foulspiel auf Elfmeter für die Gastgeber entschieden. Diesen hielt der Sturm-Torhüter und leitete den Konter ein, worüber sich auch niemand beklagte, doch plötzlich unterbrach ein Pfiff den Spielfluss. Der Assistent an der Linie hatte moniert, dass sich der Schlussmann vor dem Schuss zu früh von der Linie wegbewegt hatte. Also wurde auf Wiederholung des Strafstoßes entschieden, was den Trainer der Grazer in derartige Ekstase versetzte, dass er mit einem Platzverweis des Innenraums verwiesen wurde. Der zweite Versuch schlug dann ein und nach einer halben Stunde Spielzeit war die Partie wieder auf Gleichstand gestellt. Die Steirer rissen das Geschehen dann mehr und mehr an sich und der zweite Durchgang fand eigentlich nur noch in der Spielhälfte der Gastgeber statt, ohne jedoch Zählbares auf die Anzeigetafel zu bringen. Ergo ging es in die Verlängerung, wo sich die Kräfteverhältnisse nicht änderten und es zeichnete sich ab, dass der krasse Außenseiter den Top-favoriten ins Elfer-Schießen zwingen würde. Damit war der SK Sturm aber nicht einverstanden, ging kurz vor dem Ende doch wieder in Führung, setzte mit der letzten Aktion noch den vierten Treffer und stieg in die zweite Runde auf, wie es bei unseren österreichischen Nachbarn so schön heißt. Der große Kampf der Gastgeber blieb unbelohnt, wenngleich der Sieg der ‚Schwoazn‘ nur als hochverdient bezeichnet werden darf.

Ried im Innkreis – Fr., 26.07.2024, 18:00

Union Gurten vs Linzer ASK 0:3

Klaus-Roitinger-Stadion, 3.500 Zuschauer, ÖFB-Cup 1.Runde
Ein Wochenende in Österreich rund um die erste Runde im ÖFB-Cup sollte es werden und das erste Spiel fand schon kurz hinter der Grenze im Innkreis statt. Drittligist Union Gurten hatte mit dem LASK ein Schwergewicht aus dem Lostopf gezogen, verließ für dieses Spiel die eigene kleine Spielstätte und wählte das alte Stadion in Ried als Austragungsort, wo einst der SV Ried der Fußlümmelei nachging, ehe dieser die moderne kleine Arena bezog. Die Fanszene des LASK hat sich nach dem Wiederaufstieg in die österreichische Bundesliga in den letzten Jahren ordentlich entwickelt und trat auch in guter Mann- und Fraustärke auf. Dauersupport ist in Ultra-Kreisen ja Ehrensache, herausragende Aktionen gab es nicht zu bestaunen, wenn man denn von ein paar Fackeln zwischendurch mal absieht. Zu souverän agierte die Elf des LASK, als dass Spannung hätte aufkommen können, wenn man von den ersten zwanzig Minuten absieht, in denen sich der Favorit noch etwas schwertat. Ein entspannter Tag für die ‚Landstrassler‘, wie sich die Szene ja übergeordnet nennt, ein in den erfolgreichen 60er Jahren für den Verein genutzter Begriff, als der LASK als erster nicht aus Wien stammender Club die österreichische Meisterschaft gewinnen konnte. Für die Union hatten sich zwei Dutzend Leute auf der Geraden zusammengerauft, welche von ein Capo mit Megaphon dirigiert, aber nie gehört wurden, denn auch auf den Rängen war die Überlegenheit eindeutig.