Utrecht – So., 26.05.2024, 18:00

FC Utrecht vs Go Ahead Eagles Deventer 1:2 n.V.

Stadion Galgenwaard, 23.000 Zuschauer, Conference League Playoff Finale
Mein dritter Besuch in Utrecht. Während der zweite Besuch bei einem recht bedeutungslosen Spiel gegen Heerenveen vor mehr als 15 Jahren kaum eine Erinnerung hervorruft, schafft es der erste, gegen Ajax noch im alten ‚Galgenwaard‘, umso mehr. Nicht nur, dass es 1994 mein erster Spielbesuch in den Niederlanden überhaupt war, sondern auch der Auftritt der Ajax-Fans hinterließ einen bleibenden Eindruck. Erst nach Spielbeginn stürmten diese den Block und weitere zwei Minuten später gab es dort keine einzige Sitzschale mehr. Während des gesamten Spiels zeigte der Ajax-Pöbel ein aggressives Auftreten, das tröstete über ein torloses Remis locker hinweg. Ursprünglich hatte ich allerdings gedacht, Utrecht heute als Gast-Team beim NEC in Nijmegen zu sehen, aber die Eagles Deventer hatten in der Vorausscheidung am Donnerstag überraschend in Nijmegen gewonnen und Utrecht – als in der Abschlusstabelle höher platziertem Team – damit ein Heimspiel im Finale um einen Conference League Platz beschert. Wie sich dann herausstellte, war die Entscheidung für dieses Spiel nicht ganz verkehrt, denn es war alles dabei. Die Bude war natürlich pickepackevoll, auch die Eagles hatten alle 1.200 ihnen zustehenden Tickets an den Fan gebracht. Utrecht war das dominantere Team mit mehr Ballbesitz und ging nach einer halben Stunde verdient in Führung. Aber auch die Gäste kamen immer wieder mit schnellen Vorstößen gefährlich vor das Tor.
Im zweiten Durchgang zeigte sich lange ein ähnliches Bild und Utrecht war schon auf die Zielgerade eingebogen, als ein Platzverweis nach grobem Foulspiel wenige Minuten vor Schluss alles durcheinanderbrachte. Ob dieses auch der Auslöser war, dass sich der Gäste-Sektor und der benachbarte Block plötzlich einen munteren Bengal-Austausch lieferten und sich die Fackeln um die Ohren hauten, ist schwer zu beurteilen. Die Utrechter Ultras setzten dann zum Platzsturm an, der aber von den Ordnungskräften im Keim erstickt wurde. Der Referee beorderte die Aktiven jedenfalls erst einmal für eine Viertelstunde in die Katakomben, um die Lage zu beruhigen. Als es dann weiterging, passierte das, womit eigentlich nicht mehr zu rechnen war – Deventer erzielte in der Nachspielzeit den Ausgleich. Die Verlängerung war dann nicht weniger intensiv. Zunächst hatte Utrecht in Unterzahl die besseren Chancen, ließ aber mehrere dicke Einschussmöglichkeiten ungenutzt. Dann erzielten die Gastgeber doch den vermeintlichen erneuten Führungstreffer, der ziemlich spät aber wieder aberkannt wurde. Vier Minuten vor Schluss trafen die Eagles dann zum Sieg, versetzten das heimische Publikum in Schockstarre und sind in der kommenden Spielzeit nun völlig überraschend in Europa unterwegs. Die Utrechter Szene probte nach dem Abpfiff dann doch noch den Frust-Platzsturm, bis zum Gästeblock konnten oder wollten die Jungs aber nicht vordringen. Da außerhalb des Stadions kein Herankommen an den Eagles-Anhang möglich war, entlud sich der Frust dann gegen die Staatsmacht. Es ging ganz ordentlich ab und die Filmaufnahmen von den teils unmaskierten Randalierern bedeuten für diese sicher noch ein böses Nachspiel.