Schwalmtal – Mi., 12.06.2024, 19:30

DJK Fortuna Dilkrath vs SG Eintracht Bedburg-Hau 05 3:1

Sportanlage Heidend, 500 Zuschauer, Abstiegsrunde Landesliga Niederrhein

Nachdem die an diesem Spiel beteiligten Teams jeweils ihr Staffel-internes Duell um den Verbleib in der Landesliga – welches notwendig wird, wenn nach Saisonende mehrere Team punktgleich sind, denn das Torverhältnis wird nicht berücksichtigt – verloren hatten, ging es nun in einer finalen Runde mit Hin- und Rückspiel um die letzten Chance auf den Klassenerhalt. Nachdem der erste Versuch auf dem Rasenplatz mit Normalmaß in die Hose ging, entschied sich die Fortuna, ihr Glück auf dem engen Kunstrasen zu versuchen, der – angeblich! – die Mindestmaße so gerade eben erfüllt. Für Spieler mit wenig Kondition ist dieser Platz natürlich ein Traum, denn weit laufen muss man ja nicht. Zwischen Strafraum und Seitenaus-Linie gibt es keine zwei Meter Platz, so dass jeder Einwurf brandgefährlich wird, ein etwas zu hart geschlagener Eckball dafür aber direkt gegenüber ins Seitenaus fliegt. Das Spiel war nicht sehr gut, durch die begrenzte Spielfläche war ein geordneter Spielaufbau kaum möglich. Dem ballführenden Spieler blieb selten viel Zeit, um eine Entscheidung zu treffen, so dass Fehlpässe und Ballverluste die Partie bestimmten. In dem ausgeglichenen Spiel hatten die Gastgeber den etwas längeren Atem und verschafften sich eine ordentliche Ausgangslage für das Rückspiel.

Steinach – So., 09.06.2024, 15:00

SV 08 Steinach vs SV Wacker 04 Bad Salzungen 1:1

Stadion am Fellberg, 105 Zuschauer, Landesklasse Thüringen Süd
Nach dem Besuch der Gedenkstätte Buchenwald fuhren wir quer durch das Thüringer Becken bis ins Schiefergebirge kurz vor der Landesgrenze zu Bayern. Das ‚Stadion am Fellberg‘ stand auch schon ewig auf der ungeschriebenen To-Do-Liste, aber da Steinach nun wirklich fernab jeglicher Hauptrouten liegt, dauerte es halt etwas länger bis dieses wunderschöne Naturstadion betreten werden konnte. Die Spielstätte liegt oberhalb des Ortes in exponierter Lage, über schmale Dorfstraßen geht es vom Ortskern aus zum Stadion hoch, dass 1958 für den Spielbetrieb freigegeben wurde. Die damalige BSG Motor Steinach konnte 1963 in die Oberliga, die höchste DDR-Spielklasse, aufsteigen und sich dort für zwei Spielzeiten halten. Zum ersten Oberliga-Heimspiel gegen Jena kamen sensationelle 25.000 Zuschauer. Am Ende der Spielzeit stand ein Zuschauerschnitt von 15.000 in den Büchern. Umso bemerkenswerter angesichts einer Zahl von nur circa 5.000 Einwohnern. Man mag sich kaum ausmalen, was an Spieltagen in Steinach losgewesen sein muss und wie sich die Besuchermassen die beiden engen Zufahrtsstraßen hochschoben. Von solchen Zahlen ist der heutige SV 08 weit entfernt, was aber die Wirkung des Stadions in keiner Weise beeinträchtigt. Das Spielfeld liegt zu drei Seiten von Hängen umgeben und öffnet sich zur Ortsseite, wo sich auch das charakteristische Sozialgebäude und das markante Eingangstor mit dem Sprecherturm befinden. In der gegenüberliegenden Kurve stehen eine Skulptur und eine Tafel, welche an den Bau der Spielstätte erinnert. Die Laufbahn wird zur Hälfte von vier teilweise begrünten, von windschiefen Randsteinen gehaltenen Stufen umgeben. Ein bedeutungsloses Spiel wurde hart umkämpft aber auf bescheidenem Niveau geführt. Einen Sieger gab es am Ende nicht.

Weimar – Sa., 08.06.2024, 15:00

SC Weimar 03 vs FSV Grün-Weiß Stadtroda 2:3

Sportplatz Lindenberg, 215 Zuschauer, Landesklasse Thüringen Ost
Thüringen war das Ziel auf diesem Wochenend-Ausflug mit der geschätzten Gattin und die Wahl fiel auf Weimar. Dass der SC Weimar mittlerweile über eine kleine Fanszene verfügt und es in diesem Spiel für die Gastgeber zudem um den Aufstieg ging, gab den Ausschlag, auch wenn ich schon einmal ein Spiel am ‚Lindenberg‘ gesehen hatte. Ist aber auch ein wirklich nettes Stadion mit einer teilweise gedeckten Sitztribüne, begrünten Steh-Traversen auf den übrigen Seiten und einer kultigen Kneipe. An einem Ende der Gegengeraden hat die ‚Kulturstadtmafia‘ ihre Heimat gefunden. Zum Intro präsentierte diese eine Choreo in Form einer Blockfahne mit ergänzendem Banner am Zaun, mit dem bezeugt wurde, dass der Verein im Mittelpunkt steht. Die Szene gab mit ihrem großen Zaun- und kleineren Gruppenbanner, sowie im Verhältnis zur Gruppengröße recht vielen Schwenkern ein farbenfrohes Bild ab, sah gut aus. Finde es ja außerdem einigermaßen faszinierend, woher man die Motivation nimmt, eine Mannschaft auf mittlerem Amateur-Niveau konsequent zu unterstützen, zumal es ja in der Liga auch keine Kontrahenten auf den Rängen geben dürfte. Das sähe eine Liga höher zumindest etwas besser aus, allerdings tut das Team aktuell alles dafür, genau diese nicht zu erreichen. Aufsteigen will in dieser Liga offenbar keiner. Der Tabellenführer hat seinen Verzicht erklärt, was dem SC Weimar die Tür öffnete. Mit dem vorangegangenen Spieltag hat dieser drei Matchballe. Der erste wurde bereits vergeben und heute ging der zweite ins Aus, denn die Gäste aus Stadtroda machten ein gutes Spiel und gewannen verdient. Am letzten Spieltag wird die Aufgabe nun auswärts beim Tabellenvierten ungleich schwieriger, so dass der Dritte aus Kahla dieses Schneckenrennen noch für sich entscheiden könnte.

Hagen – Mi., 05.06.2024, 19:30

TSV Fichte Hagen vs VfB Kirchhellen 1:6

Sportplatz Wörtstraße, 1.150 Zuschauer, Relegation zur Bezirksliga Westfalen

Um einen Startplatz in der Bezirksliga kämpften die beiden Kontrahenten aus Hagen und dem Bottroper Stadtteil Kirchhellen. Für beide war es schon die zweite Patrone, denn beide Teams verloren ihre Kreis-internen Entscheidungsspiele um den Aufstieg, so dass der letzte verbleibende Bezirksliga-Startplatz nun in Hin- und Rückspiel vergeben wurde. Im Hinspiel waren die Fichten schon drauf und dran, sich eine hervorragende Ausgangsposition zu erarbeiten, vollbrachten jedoch das Kunststück eine Führung von 3:1 und 4:3 noch in eine 4:6-Niederlage zu verwandeln. Aus Kirchhellen waren an die 300 Anhänger mit Bussen und Autos angereist. Der VfB-Anhang hat durchaus ein Pyromanen-Image, dem er auch heute wieder gerecht wurde und den Platz zum Intro ordentlich einnebelte. Ihr Team war auf der gut besuchten dann die klar bessere Mannschaft und dämmte etwaige Ambitionen der Zwieback-Städter direkt ein. Die frühe Gäste-Führung konnten die Nadelhölzer zwar mit dem Pausenpfiff durch einen zweifelhaften Strafstoß glücklich ausgleichen, aber im zweiten Durchgang kannte das Spiel nur eine Richtung. Die VfB-Akteure zeigten sich als ausgesprochene Forst-Experten und erkannten, wie die spröden Gastgeber zu packen waren. Spätestens mit dem dritten VfB-Treffer nach einer Stunde Spielzeit war der Baum gefällt und in der Schlussviertelstunde geriet die Veranstaltung noch zum Debakel für den TSV. Der VfB war letztlich ein hochverdienter Sieger, was die zweite Pyro-Einlage des Tages zur Folge hatte.

Karlovo – Sa., 01.06.2024, 18:00

OFK Levski Karlovo vs FK Sokol Markovo 2:0

Stadion Vasil Levski, 100 Zuschauer, Treta liga yugoiztochna
Auch der Weg zum heutigen Spielort wurde über eine wenig befahrene Nebenstrecke durch den westlichen Teil des Nationalparks Zentralbalkan absolviert. Auf dem Beklemeto-Pass wurde noch ein Stopp am ‚Bogen der Freiheit‘ eingelegt, einem Denkmal zu Ehren gefallener Soldaten im Befreiungskrieg gegen die Osmanen, bevor es über eine Serpentinenstraße hinunter in die Ebene nach Karlowo ging. Karlowo ist übrigens der Geburtsort des Nationalhelden Vasil Levski. Am letzten Spieltag ging es zwischen den bereits geretteten Gastgebern und den ebenso bereits abgestiegenen Gästen um nichts mehr. Dieses Spiel hatte ich wegen der wunderschönen Berg-Kulisse gewählt, die sich hinter der Gegengeraden des Stadions zeigt. Und aufgrund der Nähe zu Plovdiv, wo ich den folgenden Tag verbringen und abends das Spiel des Drittligisten Spartak im großen ‚Plovdiv Stadion‘ besuchen wollte. Dumm nur, wenn man in der Halbzeitpause gelangweilt am Smartphone eine Ergebnisseite durchscrollt und feststellen muss, dass das anvisierte Spiel bereits zeitgleich läuft. Spartak hat sämtliche Heimspiele der Saison sonntags ausgetragen. Auch das Spiel am aktuellen und letzten Spieltag war auf dem Sonntag angesetzt, wurde aber aufgrund einer klitzekleinen Rest-Chance auf den Aufstieg mit Entscheidung vom Freitag – also letztlich gerade einmal 24 Stunden vor dem Anstoß – um einen Tag vorgezogen, da noch drei Teams eine rechnerische Chance auf den Aufstieg hatten, die nun parallel antraten. Wusste man ja nicht früher… aber das ist halt unterklassiger Fußball in Bulgarien. Der Fehler liegt natürlich allein bei mir, denn es ist mehr als angeraten, die Ansetzungen tagesaktuell zu überprüfen, da fühlte ich mich wohl einfach zu sicher. Schlimm war es am Ende nicht wirklich, so besteht ein Grund, schon bald wieder in dieses wundervolle Land zurückzukehren. So fuhr ich schon am Sonntag-Mittag zurück nach Sofia. Das dort kurzfristig ausgewählte Spiel fiel dann aufgrund Nichtantritts der Gastmannschaft auch noch aus, was aber nicht sonderlich tragisch war.

Sofia – Fr., 31.05.2024, 20:00

FC CSKA Sofia vs CSKA 1948 0:2

Stadion Vasil Levski, 9.000 Zuschauer, Conference League Playoff
Und weiter ging die Reise zum Zwischenziel Sofia. Die Hauptroute wurde im wahrsten Sinne des Wortes links liegen gelassen und die Strecke durch das schöne Iskar-Tal mit sehenswerten Felsformationen gewählt. Dem Kloster Tscherepisch wurde auch ein kurzer Besuch abgestattet und unweit davon konnte ich auch noch eine verlassene Kirche im Unterholz entdecken. Vom gewählten Hotel in der Nähe des Hauptbahnhofs legte ich den Weg zum Stadion zu Fuß zurück und warf dabei auch einen Blick auf die natürlich schon bekannten Sehenswürdigkeiten mit der Alexander-Newski-Kathedrale als finalem Höhepunkt. Nach einem kalten ‚Kamenitza‘ im ‚Stamm-Biergarten‘ latschte ich zum Stadion.
Im Entscheidungsspiel um einen Startplatz in der Conference League traf CSKA Sofia, zu sozialistischer Zeit der Sportverein der Armee, auf seinen Klon CSKA 1948.  Wie es zur Existenz zweier Clubs mit beinahe identischem Namen kam, ist einigermaßen kompliziert und doch recht einfach. 2015 wurde dem insolventen Armee-Club die Lizenz entzogen und der Verein in die dritte Liga versetzt. Der Eigentümer des Vereins Litex Lowetsch erwarb das strafversetzte CSKA und übertrug diesem die Startberechtigung für die erste Liga, so dass CSKA nach nur einem Jahr in die höchste Spielklasse zurückkehrte. Damit CSKA ohne die Alt-Lasten starten konnte, wurde zunächst noch die Betreibergesellschaft eines kleineren, weit außerhalb von Sofia ansässigen Vereins umbenannt und für den Neustart benutzt. Einer kleinen Gruppe Fans gefiel das alles nicht, so dass diese einen neuen Verein eben mit dem Namen CSKA 1948 gründeten. Das mit der Litex-Lezenz ausgestatte CSKA beruft sich – einigermaßen zurecht, wie ich meine – auf die Historie des alten Vereins. Das ‚neue‘ CSKA 1948 hat aus Sicht des ‚alten‘ CSKA keine Existenzberechtigung und wird so gut es geht ignoriert. Bezeichnet wird der Verein nur mit „die Mannschaft aus Bistritsa“ – in der zu Sofia benachbarten Kleinstadt trägt CSKA 1948 seit einigen Jahren seine Heimspiele aus – und auf der Anzeigetafel wird bei CSKA-Heimspielen kein Wappen des Gegners, sondern nur ein Kreis mit dem Inhalt ‚Gast‘ abgebildet.
Da das vereinseigene CSKA-Stadion einem irgendwann einmal existierenden Neubau weichen musste, trägt CSKA derzeit sämtliche Heimspiele im benachbarten Nationalstadion ‚Vasil Levski‘ aus. Neben Hristo Botev ist Vasil Levski der zweite Nationalheld Bulgariens. Levski engagierte sich ebenfalls im Widerstand gegen die Osmanen und bezahlte dafür nach seiner Verhaftung mit dem Leben. Auch Levskis Namen wird durch nach ihm benannte Gebäuden und Vereine im Bewusstsein der Bevölerung gehalten. Im Norden des Landes wurde eine Stadt nach ihm benannt. Für bulgarische Liga-Spiele ist das Nationalstadion überdimensioniert, selbst für das wahre Sofioter Derby zwischen CSKA und Levski. Heute waren an die 10.000 Leute gekommen. CSKA hatte als Wiedergutmachung für eine hinter den Erwartungen zurückgebliebenen Saison einen symbolischen Eintrittspreis von einem Lewa, knapp 50 Euro-Cent, erhoben. Die handverlesenen 33 Personen im Gäste-Sektor waren kaum der Rede wert, brachten aber ein paar Fahnen an den Zaun und präsentierten zum Spielbeginn sogar ein Spruchband, welches sich damit auseinandersetzte, welcher Verein nun das wahre CSKA ist. Die Kurve von CSKA zeigte nur ein Banner mit der Aufschrift „Ultras CSKA Sofia“ und machte nichts in Richtung der Gäste. Das hätte ja auch bedeutet, diese als Kontrahenten und damit die Existenz des Vereins anzuerkennen.
Kurz nach dem Anpfiff wurde die Kurve eingenebelt. Sportlich war es kein Leckerbissen, hatte ich aber auch nicht erwartet. Die Gastgeber waren feldüberlegen und bestimmten die Partie, waren aber unfassbar einfallslos und konnten keine Torgefahr heraufbeschwören. Dem nachgemachten CSKA reichten ein paar schnelle und gut gespielte Konter um das richtige CSKA in Verlegenheit zu bringen. Nach einer halben Stunde war es dann soweit und die Murmel lag zum ersten Mal in den Maschen. Wer nach dem Seitenwechsel eine bissigere, wütendere Vorstellung der Heimmannschaft erwartet hatte, irrte sich. Eigentlich lief der Kick genauso weiter wie in Hälfte eins und mitten in die Bengal-Aktion der CSKA-Kurve fiel Treffer Nummer zwei für den Gastverein. Und weiter änderte sich nichts, ohne jeden Hauch von Torgefahr hatte CSKA die Spielkontrolle. Nicht ganz unerwartete brannten einigen Ultras dann die Sicherungen durch. Plötzlich standen einige Fans mit Fahnenstangen und herausgerissenen Sitzschalen zwischen den Spielern auf dem Feld und nahmen Kurs auf die Ersatzbank. Mannschaften und Schiedsrichter-Team flüchteten in die Kabinen. Es dauerte etwas, bis sich die Lage beruhigt hatte und die Partie zu Ende gespielt werden konnte. Eine endlos lange Nachspielzeit blieb ereignislos und ein Verein, den kein Schwein interessiert spielt nun in der kommenden Saison international.

Vratsa – Do., 30.05.2024, 19:00

PFC Botev Vratsa vs FK Marek 1915 Dupnitsa 5:3 n.E.

Stadion Hristo Botev, 7.000 Zuschauer, Relegation zur Parva liga
Die Zeit bis zum späten Nachmittag wurde für eine mehrstündige Wanderung (oder eher Kraxelei) auf einem Trail im Balkangebirge und den Besuch der Ledenika-Höhle genutzt. Während der Trail die Erwartungen erfüllte, fiel der Höhlen-Besuch gemessen an den Lobpreisungen im Internet eher in die Kategorie ‚geht so‘. Eine Dusche später machte ich mich auf den knapp halbstündigen Fußweg quer durch die 50tsd-Einwohner-Stadt zum ‚Stadion Hristo Botev‘. Hristo Botev ist einer der Nationalhelden Bulgariens, der als einer der Anführer des bewaffneten Aufstandes gegen die osmanischen Besatzer dazu beitrug, dass Bulgarien einige Jahre später die Unabhängigkeit erlangte. Überall im Land findet sich sein Name durch Denkmäler, nach ihm benannten Kulturgebäuden und Fußballclubs wieder. Auch einer der höchsten Berggipfel des Landes trägt seinen Namen, wie auch über das Land verteilte Fußballstadien. Doch nirgendwo ist dies so berechtigt wie in Vratsa, denn unweit der Stadt ließ er sein Leben im Kampf.
Einen Kampf hatte auch der nach dem Freiheitskämpfer benannte örtliche Fußballverein zu leisten. Nach einer überschaubar erfolgreichen Saison musste Botev noch um den Klassenerhalt bangen. Immerhin gelang in der Abstiegsrunde ein kleiner Lauf und die Mannschaft sprang noch vom direkten Abstiegsplatz auf den Relegationsplatz. In dieser warteten nun die Gäste aus Dupnitsa, südlich von Sofia gelegen. Warum der klassenhöhere Verein in nur einem Relegationsspiel grundsätzlich das Heimrecht zugesprochen bekommt, erschließt sich nicht und entbehrt ja jeder Fairness. Voll wird das Stadion in Vratsa eigentlich nie, meist finden sich nur ein paar hundert Unentwegte ein. Richtig voll wurde es auch heute nicht, aber mit letztlich gut 7.000 Zuschauern war das Oval so gut gefüllt wie selten, was allerdings nur möglich war, weil der Verein freien Eintritt gewährte und im Vorfeld der Partie mehrere Aufrufe rausgehauen wurden, das Team im Kampf um die Teilnahme an der höchsten Spielklasse zu unterstützen. Das war dem Anhang sogar einen Corteo aus der City zum Stadion wert, auch wenn dieser neben der kleinen aktiven Szene mehr aus Familien und Jugendlichen bestand. Der aktive Fanblock wuchs dann nach und nach auf gut 100 Leute an, die mit Dauer-Gesängen und Pyro-Einlagen glänzten. 100 Gäste-Anhänger hatten sich eingefunden, die aber nicht organisiert auftraten und nur sporadisch aktiv supporteten. Zwei, drei kleine Rauchdosen hatten sie auch noch im Reisegepäck.
Absolut auf den Sack ging der auf der Laufbahn herumhampelnde, noch recht junge Stadionsprecher, der regelmäßig zum Mikro griff und die Besucher der Haupttribüne mit nervtötenden „Botev“-Sprechchören zu animieren versuchte. War richtig in seinem Element, der Tünnes. Das Team von Botev nahm sofort die Fäden in die Hand und führte Regie in diesem Spiel. Marek kam nur mit sporadischen Angriffen zu Entlastung, aber die Gastgeber konnten Chancen noch nicht nutzen. Das war dann aber kurz nach dem Seitenwechsel der Fall. Botev blieb auch danach die spielbestimmende Mannschaft und der Kick wäre auch unspektakulär mit dem knappen Sieg-Resultat ausgelaufen, wenn sich ein Botev-Verteidiger nicht wenige Minuten vor Schluss einen kapitalen Bock erlaubt hätte. Der Ball gelangte zu einem Angreifer der Gäste, der frei vor dem Torwart diesen wunderschön zum Ausgleich überlupfte und zum Feiern in die dahinterliegende Gästekurve rannte. Da ging der aus Normalos bestehende Gästeblock mal kurzzeitig richtig ab. Die Verlängerung brachte nichts Zählbares ein, sodass das undankbare Elfer-Schießen die Entscheidung herbeiführen musste. In diesem behielten die Gastgeber die Oberhand und das Volk ergoss sich von den Rängen auf den Rasen, um den Klassenerhalt zu zelebrieren.

Cherven Bryag – Mi., 29.05.2024, 18:00

OFK Partizan Cherven Bryag vs OFK Akademik Svishtov 0:4

Gradski Stadion, 47 Zuschauer, Treta liga severozapadna
Als diese Tour im März gebucht wurde, war weder klar, welche Spiele dabei rumkommen würden, noch dass ich diese freien Tage bitter brauchen würde, weil der Akku langsam auf Reserve ging. Mittags am Airport Sofia eingeflogen und in Ruhe die Miet-Gurke übernommen, führte der Weg zunächst nach Cherven Bryag, einer grauen, tristen Kleinstadt im Nordwesten des Landes gelegen. Hätte der Spielplangestalter nicht für diesen Tag ein Nachholspiel dort angesetzt, wäre ich sicher niemals dorthin gekommen, denn dieser Ort ist – wie so viele kleinere Städte im landschaftlich ja traumhaften Bulgarien – schon ein recht trostloser Flecken. Partizan war eigentlich schon hoffnungslos abgestiegen, profitierte jedoch davon, dass bereits im Winter ein Team zurückzog, womit der einzige Absteiger frühzeitig feststand. Zu Gast war heute der designierte Vize-Meister, der den Partisanen vier Eier ins Nest legte. Es ging also um nichts mehr und den sich immer weiter verdunkelnden Himmel beobachtend, war eigentlich die spannendste Frage, ob das nette, kleine Stadion nach dem Abpfiff noch trockenen Fußes verlassen werden konnte. Das gelang soeben, denn der Himmel öffnete seine Poren kurz nachdem ich am Auto angekommen war und ich eibelte in Ruhe ins Nachtquartier nach Vratsa.