
Rot-Weiss Essen vs Ratinger SV Germania 04/19 3:1
Stadion an der Hafenstraße, 5.081 Zuschauer, Niederrheinpokal Halbfinale

Der Niederrheinpokal hechelt dem DFB-Pokal dabei hinterher, seinen eigentlichen Reiz zu verlieren, nämlich den, dass kleinere Vereine die namhafteren Clubs daheim begrüßen dürfen, immer mehr hinterher. Eigentlich gilt die Regel, dass der klassentiefere Verein das Heimrecht ausüben darf. Nun ist die Ratinger Spielvereinigung Germania auch kein ganz kleiner Verein, sondern immerhin ein gestandener Oberligist mit einem vernünftig ausgebauten Stadion. Umso mehr verwundert es, dass Sicherheitsbedenken den Ausschlag für die Entscheidung gaben, das Heimrecht zu tauschen und die Partie an die Hafenstraße zu verlegen. Man kann nur vermuten, dass die räumliche Nähe zur Fortuna aus der Landeshauptstadt, zu welcher der RWE-Anhang nicht unbedingt ein freundschaftliches Verhältnis pflegt, die Entscheidung begünstigte. Allerdings war dieser Umstand ja in vergleichbaren Partien des diesjährigen Wettbewerbs in Runde eins gegen Dinslaken – Einzugsgebiet für den MSV – und in der zweiten Runde in St. Tönis – Uerdinger Gebiet – auch nicht relevant. Also machte ich mich eher gelangweilt auf an die Hafenstraße, denn eine Überraschung war annähernd ausgeschlossen. Auch die aktive Szene sah das wohl ähnlich, denn entgegen der selbst auferlegten Vorgabe, im Niederrheinpokal erst ab dem Halbfinale organisierten Support zu liefern, wurde genau darauf verzichtet. So entwickelte sich bei einigermaßen übersichtlichem Zuschaueraufkommen ein lauer Frühlingskick mit Geschmacksrichtung ‚Pre Season Friendly‘.
Ab und an wurde von der Stehtribüne mal ein Chant angestimmt, aber grundsätzlich war von Hafenstraßen-Stimmung nichts zu spüren. Die etwa 200 angereisten Gäste bemühten sich auch ein wenig um Atmosphäre und hatten für die Optik zwei überdimensionale Schwenker und ein Spruchband mitgebracht. Für den Favoriten sind diese Spiele ja immer eine undankbare Aufgabe, erst recht im eigenen Stadion. Jeder erwartet eine dominante Vorstellung gepaart mit deutlichem Ergebnis, dabei ist das ja immer so eine Sache, wenn zur Hälfte der zweite Anzug aufläuft und das eingespielte Team damit auseinandergerupft wird. So habe ich auf dem Weg zum Stadion noch zu meinem Kumpel gesagt, dass mir die Roten heute nicht auf den Sack gehen, sondern einen ungefährdeten Sieg einfahren sollen. So ging es auch los, denn bereits nach drei Minuten führte der RWE und blieb auch danach auf überschaubarem Niveau am Drücker, aber klarste Möglichkeiten wurden vergeben. So passierte dann, was ja eigentlich immer passiert. Die Gäste näherten sich nach über einer halben Stunde mal dem rot-weissen Gehäuse und einen satten Distanzschuss später stand es auch schon Remis. Aber der RWE ließ sich nicht von seinem Weg abbringen und erzielte noch vor dem Seitenwechsel den erneuten Führungstreffer. Mit dem dritten Tor zehn Minuten nach Wiederanpfiff war der Drops dann auch gelutscht. Zwar blieben die Gäste ausschließlich bei zwei, drei Fernschüssen gefährlich, aber sie waren weit davon entfernt nochmal ins Spiel zurückzukommen und nun dürfen sich alle auf die Neuauflage des Vorjahres-Endspiels freuen.







