
SC Verl vs Rot-Weiss Essen 1:1
Sportclub-Arena, 3.817 Zuschauer, 3.Liga

Der Deutsche Meister von 1955 war zu Gast in diesem wohlbekannten, kleinen, widerspenstigen, gallischen Dorf in Ostwestfalen. Sachlich betrachtet ziehe ich den Hut davor, dass sich der SC Verl seit mittlerweile mehr als vier Jahrzehnten stabil und einigermaßen erfolgreich auf dritt- und viertklassigem Niveau hält. Und seit Beginn der 90er Jahre dürfte der Sportclub zu den Mannschaften gehören, mit denen sich der glorreiche RWE am häufigsten gemessen hat und in meiner aktiven Laufbahn als Anhänger der Rot-Weissen auch einer der Vereine sein, die ich am häufigsten live als RWE-Gegner gesehen habe. Die Sportclub-Arena wurde ja erst im letzten Jahr Drittliga-tauglich gemacht. Bis Mitte der vergangenen Dekade hatte sich das Aussehen des kleinen Stadions nicht maßgeblich verändert. Seitdem wurden Baumaßnahmen ergriffen, die das Erscheinungsbild vollkommen gewandelt haben. Zwar hat sich das Fassungsvermögen kaum verändert, aber das Stadion wurde komplett überdacht und in sich geschlossen, die Anzahl der Sitzplätze vervielfacht und ein kleiner Business-Bereich installiert. So charmant ich diese schnuckelige, kleine Kiste auch finde, die Sicht ist bedingt durch Bauart und Größe mehr als bescheiden, erst recht aus dem Away-Sektor. Aufgrund der geringen Höhe der Ränge hat man selbst auf den oberen Stufen mit Sichteinschränkungen durch den Zaun zum Spielfeld zu kämpfen.
Zu kämpfen hatte auch der RWE. Eigentlich war die Mannschaft in der Pflicht, die Scharte der empfindlichen Hinspiel-Niederlage an der Hafenstraße, der deutlichsten in der aktuellen Spielzeit, auszuwetzen. Das gelang aber erst einmal überhaupt nicht. Die Verler verteidigten hoch und attackierten vor allem die Abstöße der Roten aggressiv mit drei Leuten. Müßig, zu erwähnen, dass die rot-weisse Defensive dennoch nicht von dieser Strategie abwich, was einige frühe Ballverluste zur Folge hatte. Gefährlich wurde es dadurch aber selten, offensiv fehlte den Gastgebern die Präzision und Durchschlagskraft, was erklärte, warum die Schwarz-Weißen nur eine der letzten elf Partien, und zwar die gegen den Tabellenletzten, gewinnen konnten. Beim RWE lief nach vorne annähernd überhaupt nix. Das Bild änderte sich auch nach dem Seitenwechsel nicht. Nach einer Stunde wurde der Kick dann dennoch auf den Kopf gestellt. Brumme leitete einen langen Ball per Kopf auf Harenbrock weiter, der den Ball direkt scharf in die Mitte des Verler Strafraums brachte, wo der einlaufende Dombouya aus elf Metern vollstreckte. Die Torentfernung von elf Metern sollten noch tiefere Bedeutung bekommen. Kurz darauf testet Obuz mit einem abgefälschten Schuss die Querlatte – es wäre wohl die Entscheidung gewesen.
Die Minuten nach dem Führungstreffer, waren die einzigen, in denen die Rot-Weissen überlegen agierten. Diese Phase endete mit einem Pfiff des insgesamt nicht gut aufgelegten Referees, der nach knapp 70 Spielminuten auf Strafstoß für die Gastgeber entschied, nachdem Andi Wiegel den Ball an den angelegten Arm bekommen hatte. Auch ohne rot-weisse Brille war dieses eine krasse Fehlentscheidung. Dem Verler Schützen Sessa war es egal und die Partie war egalisiert. In der Folge waren wieder die Gastgeber am Drücker, aber den einzigen wirklich gefährlichen Ball entschärfte Golz bärenstark, sieht man von einem Abseitstreffer mal ab. In der Schlussminute stand dann wieder der Unparteiische im Mittelpunkt, der nach einem Rempler von Eisfeld gegen einen Verler Stürmer erneut auf Elfmeter entschied. Hatte ich in der Real-Situation diese Entscheidung noch bestätigt, klärten die Fernsehbilder später auf. Der Körperkontakt war eher ‚branchenüblich‘, der Angreifer nahm dankend an und ließ sich fallen. Erneut trat Sessa an, aber Golz ahnte dessen Vorhaben und schnappte sich die arrogant und lieblos einfach in die Mitte des Tores getretene Murmel. Wenn ich nicht irre, war es der erste aus dem Spiel gehaltene Elfer von Golz im RWE-Trikot. So ging diese Partie nach schwacher Performance von RWE und dem Schiedsrichter mit einem Remis zu Ende, das keinem wirklich weiterhilft.









