Essen – Mi., 27.03.2024, 19:30

DJK Adler-Union Frintrop vs SpVg Schonnebeck 2:3

Sportanlage am Wasserturm, 650 Zuschauer, Oberliga Niederrhein
Zum Stadt-Derby zog es mich mal wieder zum Ort der eigenen aktiven Fußball-Karriere. Oberliga-Fußball unter dem schönsten Wasserturm der Welt, das liest sich immer noch wie ein kleines Märchen, wenn man bedenkt, dass vor zwei Jahren noch um Bezirksliga-Punkte gekämpft wurde. Adler gegen Schwalben – was in der Natur eine klare Sache für den Greifvogel bedeutet, zeigt sich auf dem Fußballplatz ganz anders. Während die Turm-Kicker erwartungsgemäß gegen den Abstieg ankämpfen, dabei aber eine deutlich bessere Figur machen, als vor der Saison befürchtet wurde, spielt die Spielvereinigung wie so oft in den letzten Jahren im oberen Tabellenviertel mit. Dem eventuell möglichen Aufstieg wurde aber vor wenigen Tagen eine Absage erteilt. Für den Stadtteil-Verein wären die teils unsinnigen Regionalliga-Auflagen nur unter äußersten Anstrengungen zu erfüllen. Die Schwalben verbiegen sich dafür nicht – das verdient meinen Respekt. Weniger Respekt, oder eher deutliches Unverständnis, bekommt der Club dagegen für die kürzlich auf Jugend-Ebene beschlossene Zusammenarbeit mit dem blau-weißen Un-Verein aus Arbeitslosenkirchen.
Dass man mit dem Furunkel des Ruhrpotts gemeinsame Sache macht, mag sportlich einleuchten, emotional beweist der Verein damit bei der großen Rivalität zwischen der blauen Brut und dem rot-weissen Platzhirschen aus der Heimatstadt wenig Fingerspitzengefühl. Da kann es nicht verwundern dass dieser ‚Schachzug‘ zu kontroversen Diskussionen innerhalb der Stadtgrenzen führte. Zwar teilt Schonnebeck nur ein kleines Stück Grenze zur ungeliebten Nachbarstadt, aber mein Vorschlag wäre, den Stadtteil direkt an den Sozialsumpf des Ruhrgebiets abzutreten und den Verein in den Spielbetrieb des westfälischen Verbandes einzugliedern, wenn er sich dem FC Meineid doch so anbiedern möchte. Tschuss, war schön. Das heutige Spiel bot keine Überraschungen. Die Gäste rissen das Geschehen direkt an sich und gingen früh in Führung. Mit dem ersten gefährlichen Torschuss gelang den Adlern kurz vor dem Seitenwechsel der überraschende Ausgleich, den die Gäste aber umgehend ebenfalls noch vor der Pause wieder beantworteten. Mit frischem Mut kamen die Gastgeber aus der Kabine und waren in den ersten Minuten nach Wiederanpfiff ebenbürtig. Sämtliche Pläne fegte die Spielvereinigung aber mit dem schnellen dritten Treffer vom Tisch. Erst als bei den Gästen in der Schlussphase im sicheren Siegesgefühl der Schlendrian Einzug hielt, kam Adler zu Möglichkeiten. Der Anschluss kam aber zu spät, um der Partie noch eine Wendung geben zu können und die Gäste fuhren einen hochverdienten Sieg ein.

Borken – Sa., 23.03.2024, 15:00

SV Westfalia Gemen vs SG Borken 6:2

Sportpark an der Jugendburg, 500 Zuschauer, Landesliga Westfalen Staffel 4
Das Landesliga-Derby zwischen der Westfalia aus dem Borkener Ortsteil Gemen und der SG Borken zog trotz durchwachsenem Wetter eine recht stattliche Anzahl an Zuschauern an. Die Gastgeber wurden ihrer favorisierten Rolle schnell gerecht und führten nach etwas mehr als eine halben Stunde gegend die stark abstiegsbedrohten Gäste breits mit 4:0. Damit war die Messe vor der schönen Kulisse der Jugendburg, deren Bergfried sich leider eingerüstet zeigte, auch schon gelesen, daran änderte auch der erste Gäste-Treffer vor dem Seitenwechsel nicht. Die Westfalia musste sich nicht sonderlich strecken, um die Partie im zweiten Durchgang sicher nach Hause zu bringen und den Sieg noch etwas auszubauen.

Essen – So., 17.03.2024, 13:30

Rot-Weiss Essen vs BV Borussia Dortmund U23 4:0

Stadion an der Hafenstraße, 17.137 Zuschauer, 3.Liga
Die U23 der Dortmunder Borussia ist ja ein oft gesehener Gast an der Hafenstraße, was meine Vorfreude auf dieses Spiel auf ein Mindestmaß sinken ließ. Abgesehen davon rufen die Vergleiche mit den Nachwuchs-Teams ja eh so viel Begeisterung hervor, wie ein eingerissener Zehnagel. Im Gegenzug besteht aber immer die Gefahr gegen diese sinnlosen Truppen unnötig Punkte einzubüßen, da diese meist befreit aufspielen können, denn in welcher Liga diese Mannschaften antreten, ist für den Verein ja beinahe nachrangig, da es in erster Linie darum geht, dass die mehr oder weniger talentierten jungen Spieler Spielpraxis unter Wettbewerbsbedingungen sammeln. Besagter Wettbewerb wird aber immer mal wieder gern verzerrt, wenn ein Akteur aus dem Bundesliga-Kader nach einer Verletzung wieder an den Spielbetrieb herangeführt werden soll. Dem war heute aber nicht so. Da das Bundesliga-Team des BVB am späten Nachmittag auch noch eine Aufgabe zu erledigen hatte, war die aktive Amateur-Szene nicht anwesend. Etwa 400 Personen hatten sich dennoch im Gästesektor eingefunden, allerdings sämtlich Schönwetter-Fans, so dass kein Away-Support stattfand. Nach einer kurzen Phase des gegenseitigen Beschnüffelns, riss der glorreiche RWE das Spielgeschehen langsam an sich und es ergaben sich erste Möglichkeiten. Auch die Schwarz-Gelben wagten sich mal nach vorne, wirklich gefährlich wurde es aber nicht.
Als ich mich mit dem torlosen Pausen-Remis abgefunden hatte und mich schon mal in Richtung Bierstand aufmachte, nickte Dombouya einen Kopfball von von mir unbeobachtet doch noch zur verdienten Führung ein. Nach dem Wechsel versuchten die Gäste mal etwas mehr, kamen aber nicht zu echten Torraum-Situationen. Die Roten ließen sich aber nicht beirren und kamen zu weiteren Möglichkeiten, die allerdings ungenutzt blieben, bis Obuz nach einer guten Stunde im Sechzehner geknickt wurde und erneut Dombouya per Strafstoß erhöhte. Danach zogen sich die Rot-Weissen etwas zurück, der BVB-Nachwuchs tappte in die Falle, wurde offensiver und zur Belohnung dafür ausgekontert. Es dauerte allerdings bis in die Schlussphase, bis Young und der eingewechselte Voelcke das Ergebnis nach oben schraubten – der Sieg ist allerdings auch in dieser Höhe verdient. Damit lebt der Funke Hoffnung, noch ein kleines Wort im Aufstiegskampf mitzureden, weiter. Allerdings nicht bei mir, denn der Aufstieg ist mir nicht sonderlich wichtig, ich fühle mich eher in der Beobachter-Position und erfreue mich daran, stressfrei die letzten Spiele einer unerwartet erfreulichen Saison beobachten zu dürfen.

Chorzów – Sa., 16.03.2024, 17:30

KS Ruch Chorzow vs Gornik Zabrze 1:2

Stadioon Slaski, 38.106 Zuschauer, Ekstraklasa
Nach einigen Jahren fand das schlesische Derby wieder statt. Ruch hatte nach einer atemberaubenden Talfahrt bis in Liga vier einen genauso steilen Aufstieg zurück in die Ekstraklasa hingelegt. Allerdings stehen die Zeichen auch schon wieder auf Abschied, denn mit einigen Punkten Rückstand auf das rettende Ufer belegt die Mannschaft einen Abstiegsrang. Langweilig scheint es einem als Ruch-Kibic in diesen Jahren nicht zu werden. Das Spiel war mit beinahe für 40.000 Zuschauern für Polnische Verhältnisse außerordentlich gut besucht, die Gäste hatte über 2.000 Tickets zugesprochen bekommen. In den letzten Wochen hatten sich beide Fanszenen auch ordentlich benommen, so dass keine Verbote oder Beschränkungen verhängt wurden. Gewiss wurde das Tifo-Rad heute nicht neu erfunden, aber es wurde eine gute Show geboten. Dabei hatte Heim-Szene klar die Nase vorn, aber als gastgebende Szene hat man es ja nun auch mal einfacher. Alleine sechs Aktionen zeigte die Ruch-Kurve – vier Mal wurde Pyrotechnik abgebrannt und zum Intro der beiden Spielhälften gab es Choreografien zu sehen, die natürlich auch von Bengal- und Rauchfackeln untermalt wurden. Zu Spielbeginn wurde mit klassischen Pappen der Ausruf „Super Ruch“ abgebildet, wobei es für die Umsetzung Abzüge in der B-Note gab, denn die Buchstaben waren nicht sauber dargestellt. Zentral prangte eine Blockfahne mit dem Meister-Pokal und der Zahl 14. Ergänzend waren an der Balustrade des Oberrangs 14 goldene Meistersterne befestigt. Ruch hat mit 14 Meistertiteln – nach Legia Warszawa – die meisten nationalen Titel eingeheimst, allerdings war der letzte Triumph im Jahr 1989. Eher ein etwas hölzerner Hinweis auf vergangene Glorie, denn dieselbe Anzahl an Meisterschaften hat auch Gornik gewonnen, wobei deren letzter Erfolg noch ein Jahr älter ist
Das Intro zu Hälfte zwei bestand aus einer Blockfahne, welche Bart Simpson in einem dampfenden Kochtopf zeigt, der offenbar ein Gornik-Trikot trug. Dahinter waren ein paar kräftige Ruch-Kibole abgebildet und am Zaun zum Spielfeld prangte ein Banner mit der Aussage: „Lass den Kessel und das Feuer brennen – heute keine Gnade für unsere Rivalen“. Die Gäste-Szene beschränket ihre optischen Akzente auf ein Meer kleiner karierter Schwenkfahnen und zwei Pyro-Aktionen. Die Ruch-Jungs wurden übrigens von ihren Freunden von Widzew Lodz und Elana Torun, sowie dem Bündnispartner Wisla Krakow unterstützt, während Gornik auf die Freunde von ROW Rybnik und GKS Katowice zählen durfte. Das Spiel wurde nicht auf sehr hohem Niveau geführt, aber das darf man in Polen auch nicht erwarten, denn durch den Abgang der starken einheimischen Akteure ins Ausland ist die Ekstraklasa im internationalen Vergleich in den vergangenen Jahren oder eher Jahrzehnten stark abgerutscht. Lukas Podolski in Diensten von Gornik bewies aber immer noch sein feines linkes Füßchen, auch wenn das Tempo mittlerweile etwas fehlt. Begutachten durfte ich bei den Gästen auch Stürmer Lawrence Ennali, in der vergangenen Saison noch im göttlichen Dress des glorreichen Deutschen Meisters von 1955 unterwegs, dem ja eine gute Entwicklung bescheinigt wird, wovon aber heute wenig zu sehen war. Der Auftritt erinnerte stark an die Performance im RWE-Trikot. Hohe Schnelligkeit, aber wenig Präzision und Durchsetzungsvermögen. Gornik spielt ja eine ganz ordentliche Saison und wurde der Favoritenrolle gerecht. Dem Führungstreffer kurz vor dem Pausenpfiff, folgte zehn Minuten vor Schluss Treffer Nummer zwei, der vom Anhang mit einer Oberkörperfrei-Aktion gefeiert wurde. Der Anschlusstreffer für die Gastgeber kam zu spät und diese gehen nun schweren Zeiten entgegen, da der angestrebte Klassenerhalt eine harte Nuss bedeutet.

Bytom – Sa., 16.03.2024, 13:00

GKS Szombierki Bytom vs LGKS 1938 Podlesianka Katowice 1:5

Stadion OSiR przy ul. Modrzewskiego, 150 Zuschauer, IV liga Slaska I
In norddeutscher Begleitung ging es ab Dortmund in Richtung schlesischer Kohlenpott und ungefähr ein Drittel der Passagiere saß offensichtlich, wie auch weniger offensichtlich mit der gleichen Intention im Flieger. Beim ersten Spiel des Tages sollte eigentlich die Zweitvertretung von Zaglebie im alten Stadion Ludowy beobachtet werden, allerdings mussten unsere müden Augen erkennen, dass auf dem Nebenplatz angestoßen wurde. Nix für uns, also bekam erst einmal ein Frühstücks-Dosenbier im angrenzenden Park den Vorrang, bevor ich den Mitstreiter überzeugen konnte, das alte Rund von Szombierki Bytom anzusteuern. Sein Glück letztlich, denn sein befürchteter Re-Visit war keiner, hatte er den zauberhaften Kessel doch mit der alten Ranzbude des Stadtrivalen Polonia verwechselt. Für mich selbst war es nach zehn Jahren allerdings ein Wiederholungsbesuch, den ich aber bewusst und wohlwollend anstrebte, denn die Hoffnung, dass Grill und Zapfhahn glühten, bestätigte sich. Ein Traum. Die kleine aktive Szene war allerdings nicht mehr existent, dafür brachte der Tabellenführer ein Dutzend Anhänger mit, die aber vorrangig lediglich durch ihr großes Banner auffielen. Das weite Rund bot ursprünglich mal 20.000 Zuschauern Platz. Der Großteil der Ränge ist aber überwuchert und nur der zentrale Bereich der Haupttribüne und ein kleiner Block auf der Gegenseite werden instandgehalten. Leider stirbt diese Art Stadien, von denen es viele gab und nur noch wenige gibt, bald aus oder wurde und wird umgebaut und verstümmelt. Umso schöner, dass sich an der Szenerie bei Szombierki bisher nichts geändert hat. Unter den gut 150 Zuschauern, war beinahe ein Viertel Deutscher Herkunft. Nicht die Umstände, auf die ich stehe, aber man ist ja selber Teil des Ganzen und aufgrund des bevorstehenden Spiels am späten Nachmittag war der Andrang erwartbar.

Verl – So., 10.03.2024, 16:30

SC Verl vs Rot-Weiss Essen 1:1

Sportclub-Arena, 3.817 Zuschauer, 3.Liga
Der Deutsche Meister von 1955 war zu Gast in diesem wohlbekannten, kleinen, widerspenstigen, gallischen Dorf in Ostwestfalen. Sachlich betrachtet ziehe ich den Hut davor, dass sich der SC Verl seit mittlerweile mehr als vier Jahrzehnten stabil und einigermaßen erfolgreich auf dritt- und viertklassigem Niveau hält. Und seit Beginn der 90er Jahre dürfte der Sportclub zu den Mannschaften gehören, mit denen sich der glorreiche RWE am häufigsten gemessen hat und in meiner aktiven Laufbahn als Anhänger der Rot-Weissen auch einer der Vereine sein, die ich am häufigsten live als RWE-Gegner gesehen habe. Die Sportclub-Arena wurde ja erst im letzten Jahr Drittliga-tauglich gemacht. Bis Mitte der vergangenen Dekade hatte sich das Aussehen des kleinen Stadions nicht maßgeblich verändert. Seitdem wurden Baumaßnahmen ergriffen, die das Erscheinungsbild vollkommen gewandelt haben. Zwar hat sich das Fassungsvermögen kaum verändert, aber das Stadion wurde komplett überdacht und in sich geschlossen, die Anzahl der Sitzplätze vervielfacht und ein kleiner Business-Bereich installiert. So charmant ich diese schnuckelige, kleine Kiste auch finde, die Sicht ist bedingt durch Bauart und Größe mehr als bescheiden, erst recht aus dem Away-Sektor. Aufgrund der geringen Höhe der Ränge hat man selbst auf den oberen Stufen mit Sichteinschränkungen durch den Zaun zum Spielfeld zu kämpfen.
Zu kämpfen hatte auch der RWE. Eigentlich war die Mannschaft in der Pflicht, die Scharte der empfindlichen Hinspiel-Niederlage an der Hafenstraße, der deutlichsten in der aktuellen Spielzeit, auszuwetzen. Das gelang aber erst einmal überhaupt nicht. Die Verler verteidigten hoch und attackierten vor allem die Abstöße der Roten aggressiv mit drei Leuten. Müßig, zu erwähnen, dass die rot-weisse Defensive dennoch nicht von dieser Strategie abwich, was einige frühe Ballverluste zur Folge hatte. Gefährlich wurde es dadurch aber selten, offensiv fehlte den Gastgebern die Präzision und Durchschlagskraft, was erklärte, warum die Schwarz-Weißen nur eine der letzten elf Partien, und zwar die gegen den Tabellenletzten, gewinnen konnten. Beim RWE lief nach vorne annähernd überhaupt nix. Das Bild änderte sich auch nach dem Seitenwechsel nicht. Nach einer Stunde wurde der Kick dann dennoch auf den Kopf gestellt. Brumme leitete einen langen Ball per Kopf auf Harenbrock weiter, der den Ball direkt scharf in die Mitte des Verler Strafraums brachte, wo der einlaufende Dombouya aus elf Metern vollstreckte. Die Torentfernung von elf Metern sollten noch tiefere Bedeutung bekommen. Kurz darauf testet Obuz mit einem abgefälschten Schuss die Querlatte – es wäre wohl die Entscheidung gewesen.
Die Minuten nach dem Führungstreffer, waren die einzigen, in denen die Rot-Weissen überlegen agierten. Diese Phase endete mit einem Pfiff des insgesamt nicht gut aufgelegten Referees, der nach knapp 70 Spielminuten auf Strafstoß für die Gastgeber entschied, nachdem Andi Wiegel den Ball an den angelegten Arm bekommen hatte. Auch ohne rot-weisse Brille war dieses eine krasse Fehlentscheidung. Dem Verler Schützen Sessa war es egal und die Partie war egalisiert. In der Folge waren wieder die Gastgeber am Drücker, aber den einzigen wirklich gefährlichen Ball entschärfte Golz bärenstark, sieht man von einem Abseitstreffer mal ab. In der Schlussminute stand dann wieder der Unparteiische im Mittelpunkt, der nach einem Rempler von Eisfeld gegen einen Verler Stürmer erneut auf Elfmeter entschied. Hatte ich in der Real-Situation diese Entscheidung noch bestätigt, klärten die Fernsehbilder später auf. Der Körperkontakt war eher ‚branchenüblich‘, der Angreifer nahm dankend an und ließ sich fallen. Erneut trat Sessa an, aber Golz ahnte dessen Vorhaben und schnappte sich die arrogant und lieblos einfach in die Mitte des Tores getretene Murmel. Wenn ich nicht irre, war es der erste aus dem Spiel gehaltene Elfer von Golz im RWE-Trikot. So ging diese Partie nach schwacher Performance von RWE und dem Schiedsrichter mit einem Remis zu Ende, das keinem wirklich weiterhilft.

Leiden – Sa., 09.03.2024, 14:30

UVS Leiden vs SV DONK 1:1

Sportpark Kikkerpolder I, 200 Zuschauer, 2e Klasse Zaterdag 2C West 2
Das jährliche Familien-Wochenende führte in das hübsche, von Grachten durchzogene Städtchen Leiden in der Provinz Südholland. Am Nachmittag wurde das Rudel mal für zwei Stündchen verlassen und die nächstgelegene Sportanlage angesteuert. Das war die des Clubs UVS. ‚Uit Vriendschaap Saam‘ bedeutet diese Abkürzung, also ‚aus Freundschaft zusammen‘. Derartige Parolen verstecken sich ja oft hinter den Kürzeln der niederländischen Amateurvereine. So auch bei den Gästen aus der Käsestadt Gouda. ‚Doelt Onversaagd Naar Kampioen‘ steht hinter dem Kürzel DONK – ‚Strebt furchtlos zur Meisterschaft‘. Machen sie tatsächlich, die Spieler der Gäste, denn als Tabellendritter besteht Tuchfühlung zum Platz an der Sonne, während UVS im Mittelfeld des Tableaus zu finden ist. Bei milden Frühlingstemperaturen bekamen die Zuschauer ein ausgeglichenes Spiel ohne viele Torraumszenen zu sehen. Spät gingen die Gäste in Führung. Noch später glichen die Gastgeber aus und das Spiel endete mit dem berühmten leistungsgerechten Unentschieden.

Krefeld – Mi., 06.03.2024, 19:00

KFC Uerdingen 05 vs Rot-Weiss Essen 1:3

Grotenburg-Stadion, 8.205 Zuschauer, Niederrheinpokal Viertelfinale
Im Viertelfinale des Verbandspokals führte es den glorreichen RWE in die – beinahe nirgendwo passt diese Floskel so gut wie hier – altehrwürdige Grotenburg. Was hat die Heimat des DFB-Pokalsiegers von 1985 – damals noch unter dem Namen Bayer 05 Uerdingen – nicht schon alles erlebt. Denkwürdigster Moment war vermutlich die Mutter aller Aufholjagden, das Europapokal-Rückspiel gegen Dynamo Dresden noch zu DDR-Zeiten, als eine 0:2-Niederlage aus dem Hinspiel und ein 1:3-Rückstand zur Halbzeit des Rückspiels noch in einen furiosen 7:3-Sieg gewandelt wurden. Das war aber vermutlich nicht der Grund, dass sich Dynamo-Akteur Lippmann nach dem Spiel von der Mannschaft absetzte und im Westen blieb. Auch der FC Barcelona war ein Jahr später zu Gast in Krefeld, zog sich aber erfolgreicher aus der Affäre als Dynamo. Im neuen Jahrtausend fiel der Bayer 05-Nachfolger eher durch dubiose Geldgeber und Insolvenzen auf, als durch sportliche Glanzpunkte. Aktuell krebst der Verein begrenzt erfolgreich in der Oberliga Niederrhein herum. Gegen den RWE wurde aber das große Rad gedreht, immerhin wurde auch der MSV in der laufenden Pokal-Saison schon aus dem Wettbewerb entfernt. Mit viel Aufwand wurde die Grotenburg-Kampfbahn fit gemacht für bis zu 10.000 Zuschauer. Etwas mehr als vier Fünftel davon sollten es schließlich sein, davon gut 1.500 Anhänger des Vereins aus der schönsten Stadt des Ruhrpotts. Die KFC-Szene hatte mobil gemacht und es war eine gute Mitmach-Quote im Block zu erkennen. Etwas überraschend kam aber akustisch wenig auf der Gegenseite an, obwohl der Support auf Essener Seite mit angezogener Handbremse stattfand, da die aktiven Gruppen ja im Niederrheinpokal immer erst ab Halbfinale organisiert auftreten – in meinen Augen eh eine eher zweifelhafte selbst auferlegte Regel.
Die KFC-Fans zeigten zum Intro eine ganz ordentliche Choreo aus kleinen Glitzerfähnchen, welche einen überdimensionalen Wimpel mit dem Vereinswappen umrahmten, und ein großes Banner mit einer Hommage an die damaligen DFB-Pokal-Helden. In meiner romantischen Vorstellung sollte ich entspannt zurückgelehnt einen unaufgeregten Auswärtssieg mit vier oder fünf Toren sehen. Kam natürlich nicht so. Die Rot-Weissen waren offenbar der Meinung, die Aufgabe im Schongang erledigen zu können. Pokal gegen einen motivierten unterklassigen Gegner ist aber meistens Kampf, diese Spiele gilt es einfach nur halbwegs sicher zu gewinnen, glänzen kann man da nur selten. Dass die Roten die Partie noch nicht angenommen hatten, merkten die Uerdinger spätestens nach zehn Minuten. Sie wurden mutiger und mit dem ersten auch wirklich gut gespielten Konter lag die Kirsche auch schon hinter Felix Wienand, der im Pokal ja Stammtorhüter Golz vertritt, im Netz. Das schien die Mannen im göttlichen Trikot aber immer noch nicht wachzurütteln. Zwar hatten diese viel Ballbesitz, der aber eher in Zahllosen Querpässen mündete, statt in brauchbaren Offensiv-Aktionen. Ein wenig Glück war im Spiel, dass die Gastgeber nicht einen der zwei, drei weiteren Konter erfolgreich abschlossen, dann wäre es wohl eine richtig harte Nuss geworden.
Es ist schwierig Spieler zu benennen, die besonders negativ auffielen, denn eigentlich spielte das Kollektiv komplette Grütze, auch Verletzungs-Rückkehrer Sapina war meilenweit von seiner Sicherheit und klaren Pässen entfernt. Dass sich Trainer Dabrowski derartiges immer halbwegs in Ruhe ansieht, wenn es nicht läuft, anstatt zu versuchen, von außen Einfluss zu nehmen, ist einer meiner Kritikpunkte an dessen Person. Zumindest zog er die richtigen Schlüsse, stellte zur Pause von Vierer- auf Dreierkette um und schien noch ein paar passende Worte gefunden zu haben, denn im zweiten Durchgang war es ein ganz anderes Spiel. Plötzlich war Zug im RWE-Spiel und die Gastgeber wurden in ihrer Hälfte eingeschnürt. Bis auf einen gefährlichen Angriff, schon nach dem Flatterball-Ausgleich durch Brumme, der aber hätte weh tun können, brachten der KFC nix mehr aufs Grün. Die Gastgeber mussten dann ihrer kraftraubenden Spielweise Tribut zillen und wurden müde. Harenbrock machte schließlich den Unterschied, erzielte den Ausgleich per Kopf und legte einem eingewechselten, starken Dombouya den finalen Treffer auf. Letztlich kam der RWE wohl unter dem Strich verdient weiter und große Sorge über ein Scheitern machte sich bei mir auch während des Rückstandes nicht breit. Dennoch war das im Durchgang eins ganz sicher nicht die Einstellung, mit der man in ein solches Spiel gehen sollte.