Essen – Sa., 17.02.2024, 14:00

Rot-Weiss Essen vs SSV Ulm 1846 0:2

Stadion an der Hafenstraße, 17.047 Zuschauer, 3.Liga
Drittliga-Spitzenspiel an der Hafenstraße. Wenn mir zum gleichen Zeitpunkt der vergangenen Spielzeit jemand gesagt hätte, dass ich nur ein Jahr später einen Text so einleiten darf, hätte ich mich vermutlich stark um dessen Einweisung in die Geschlossene bemüht. Vierter gegen Dritter, aus der Domstadt an der Donau stellte sich der überraschend starke Aufsteiger vor, der aufgrund wiederholt bezeugter guter Leistungen gar nicht mehr so überraschend stark, sondern zum ernsthaften Durchmarsch-Kandidaten gereift ist. Im Pöbeln zeigte sich der SSV-Anhang unterstützt von ein paar Halbgescheiten aus der befreundetet Szene des RWO jedenfalls schon zweitligareif und erdreistete sich mehrfach, den glorreichen Deutschen Meister von 1955 in Sprechchören und Gesängen zu diskreditieren. Frech! Enttäuschend fand ich dagegen die Anzahl der angereisten Ulmer Fans. Auch wenn es eine weite Strecke ist, hätte ich in der derzeitigen sportlichen Situation und der optimalen Anstoßzeit am Samstag-Nachmittag deutlich mehr Gäste erwartet als nicht einmal 500 Anhänger. Diejenigen, die anreisten, bekamen in der Anfangsviertelstunde eine dominante Ulmer Mannschaft zu sehen, welche den RWE kaum zur Entfaltung kommen ließ und einen wohl regulären Treffer erzielte. Zum Glück für die Roten entschieden die Unparteiischen in einer recht unübersichtlichen Situation auf Abseits. Für die Rot-Weissen, die im Anschluss endlich am Spiel teilnahmen, war es offenbar ein Weckruf. Bis zum Seitenwechsel erarbeitete und erspielte sich der RWE drei, vier gute Möglichkeiten, aber ein Treffer wollte nicht fallen.
Nach der Pause passierte zunächst nicht viel, bis die Spatzen nach einer Einwurf-Situation eigentlich aus dem Nichts den Führungstreffer erzielten. Danach wirkten die Roten irgendwie ratlos und es wurden keine Mittel gefunden, den Gästen irgendwie gefährlich werden zu können. Der SSV kontrollierte die Partie weitestgehend und hielt die RWE-Offensive vom eigenen Tor fern, ohne dabei aber selber großartig gefährlich zu werden. Aber das mussten sie auch nicht, da sich irgendwie das Gefühl einschlich, heute nichts Zählbares an der Hafenstraße behalten zu können. Spätestens als Wiegel durch ein Foulspiel zehn Minuten vor Schluss einen Elfer verursachte – und bereits gelbverwarnt glücklicherweise nicht vom Platz gestellt wurde – der unspektakulär aber sicher verwandelt wurde, war die Wiese gemäht. Man spürte deutlich, dass den Kämpen in Rot und Weiss der Glaube an die eigenen Last Minute-Fähigkeiten im heutigen Spiel fehlte. So blieb es beim Dreier für den SSV, der in einer Zeitungsphrase wohl mit „glücklich aber nicht unverdient“ bezeichnet werden muss. Ich kann mit dieser Niederlage auch leben und den Sieg des SSV anerkennen, denn dieser war sicherlich das bisher stärkste Team, dass sich in der aktuellen Saison im Essener Norden vorstellte. Damit reißt der Kontakt nach oben etwas ab, aber das kann in dieser schnelllebigen, unberechenbaren Liga ja nach den nächsten zwei, drei Spielen plötzlich wieder ganz anders aussehen.