Fürth – So., 11.02.2024, 13:30

SpVgg Greuther Fürth vs Hertha BSC 1:2

Sportpark Ronhof, 13.459 Zuschauer, 2.Bundesliga
Für diejenigen, die mich besser kennen, mag es absurd klingen, aber ich war tatsächlich noch nie in Fürth, obwohl der RWE ja auch in der ersten Dekade des Jahrtausends zwei Male dort antreten musste. Aber letztlich spiegelt diese Tatsache ganz gut wieder, wie ich dieses Hobby pflege, nämlich ohne jeden Druck und Zwang irgendeinen Spielort unbedingt besuchen zu müssen. Das Spiel gegen den selbsternannten ‚Big City Club‘ passte nun optimal zum Heimweg aus der Oberpfalz und mit der alten Dame stellte sich auch ein attraktiver Gegner vor, der den Gästeblock bis auf den letzten Platz füllte und auch noch angrenzende Heimbereiche bevölkerte. Das Fürther Stadion ist sicherlich einer der unkonventionellsten Spielstätten im deutschen Profi-Fußball. Verschiedene Ausbauphasen, viel Stahlrohr, fehlende Symmetrie machen es zum hässlichen Entchen. Das Stadion wird sich mittelfristig aber weiter verändern. Die neue Haupttribüne, welche den alten Bau vor einigen Jahren ersetzte, wurde inzwischen nach Norden erweitert, auch nach Süden hin ist dieses geplant, so dass die dann die gesamte Spielfeldlänge von einem einheitlichen Bau abgedeckt sein wird. Im Spiel wurde mir dann wieder einmal recht schnell aufgezeigt, warum sich mein Wunsch nach einem Aufstieg des RWE in Liga zwei in Grenzen hält.
Die Hertha erzielte nämlich früh einen Treffer nach gut gespieltem Konter. Die Berliner freuten sich, die Fürther nahmen es hin, alle stellten sich zum Anstoß auf, als sich der Referee plötzlich ans Ohr fasste und darauf das Zeichen für die VAR-Kontrolle gab. Eine knappe Minute später war das Befürchtete Gewissheit. Kein Tor, stattdessen Freistoß für die Gastgeber am Hertha-Sechzehner. Kein Abseits, keine Regelwidrigkeit in der Tor-Situation im Fürther Strafraum, nein, Begründung laut Anzeigetafel: Foul im Vorfeld des Hertha-Angriffs. Leck mich am Sack, was ein Hirnriss! Wie weit zurück will man den prüfen, ob in der Entstehung eines Tores alles mit rechten Dingen abging. Wenn in der direkten Situation um ein Tor eine Regelwidrigkeit vorliegt, okay, aber eine halbe Minute vorher? Das sind doch zwei völlig verschiedene Situationen! Noch schlimmer als diese Entscheidung, fand ich die Reaktion des Gäste-Anhangs. Es gab nämlich eigentlich keine. Die Rücknahme des Tores wurde beinahe lethargisch und regungslos hingenommen, als wäre es das normalste der Welt, so sehr hat dieser VAR-Dreck die Fans schon zermürbt. Die Kleeblatt-Kurve zeigte dann Spruchband zu Ehren des unerwartet verstorbenen Hertha-Präsidenten Kay Bernstein und kurz darauf wurde der Fürther Sechzehner im Zuge des Protests gegen den Investoren-Entscheid der DFL aus der Heimkurve mit Tennisbällen eingedeckt. Das führte dann sogar zur kurzzeitigen Verbrüderung der Fanszenen, die einen „Scheiß DFL“-Wechselgesang anstimmten.
Nachdem der Rasen geräumt war, lag der Ball kurz danach wieder im Fürther Tor, dieses Mal gab es gegen die Anerkennung des Treffers nichts einzuwenden. Damit ging es in die Pause. Die Kleeblätter kamen mit frischem Mut aus der Kabine und das Spiel lief ähnlich weiter, wie in Durchgang eins, denn die Spielvereinigung hatte den Ballbesitz und erarbeitete sich Möglichkeiten, aber auch die Hertha blieb mit gefälligen, schnell vorgetragenen Angriffen gefährlich. Den Gastgebern gelang dann nach zehn Minuten in der zweiten Hälfte der Ausgleich. Nach einer Stunde Spielzeit war dann der Gästeblock dran und es regnete Schoko-Taler auf den Rasen. Nachdem diese vom fleißigen Ordner-Schwarm aufgesammelt worden waren, schlug die nächste Taler-Ladung an anderer Stelle des Spielfeldes ein. Das wiederholte sich noch zwei Male, so dass der Schiedsrichter die Teams sogar für ein paar Minuten in die Katakomben schickte. Kann man alles finden, wie man will, aber das war mal ein wirklich wirkungsvoller Protest, der auf das Anliegen aufmerksam machte. Als hätte die Hertha-Mannschaft die Unterbrechung gebraucht, ging sie, wie schon im ersten Durchgang, kurz darauf in Führung. Und trotz allen Aufbäumens der Gastgeber, hatte diese nun auch bis zum Abpfiff Bestand, wobei die Gäste es bei zunehmenden – schlecht ausgespielten – Konterchancen vermissen ließen, den Sack früher zuzumachen.