
SSV Jahn Regensburg vs Rot-Weiss Essen 1:3
Jahnstadion, 8.889 Zuschauer, 3.Liga

Der Tabellenführer bat zum Tanz und angesichts der Tatsache, dass dieser bisher überhaupt nur zwei Spiele verloren hatte und der glorreiche RWE bei den letzten vier Spielen in der Fremde punktlos blieb, gab es eigentlich wenig Anlass zur Hoffnung. Aber bis auf die Partie bei den Löwen am vergangenen Dienstag hätten die Auswärtsspiele auch anders ausgehen können und in der aktuellen Spielzeit ist für die Roten sowieso in jeder Partie was drin. Der Jahn legte erst einmal ordentlich los und hatte drei Abschlüsse in den ersten fünf Minuten, von den allerdings keiner genau auf das Ziel kam. Der RWE konnte sich dann lösen und nach einer Freistoßflanke aus dem Halbfeld brachte Vonic den Ball am Fünfer flach nach innen wo ein Regensburger die Kirsche unhaltbar im Giebel des eigenen Tores versenkte. Dahinter hatte allerdings Müsel gelauert und dieser hätte die Aufgabe wohl ähnlich erledigt. Der RWE kontrollierte die Partie dann weitestgehend, ließ bei einem stark gespielten Konter leider den zweiten Treffer liegen, als Harenbrock das finale Zuspiel im wahrsten Sinne in den freien Raum schickte. Die letzten Minuten vor der Pause gehörten dann den Gastgebern, allerdings ohne Torerfolg, die brisanteste Situation löste das Aluminium zugunsten von Rosso-Bianco aus dem Pott. Auch nach dem Seitenwechsel nahm der SSV das Heft in die Hand und ein früherer RWE hätte in dieser Phase womöglich den Ausgleich kassiert. Götze auf der Torlinie für den schon geschlagenen Golz-Vertreter Wienand und dieser selbst mit einer starken Parade verhinderten das aber.
Die Roten konnten sich dann wieder befreien, die Kontrolle über die Partie aber nicht in dem Maße zurückgewinnen, wie es im ersten Durchgang der Fall war. Dafür ergaben sich nun vermehrt Konterchancen und schon nach einer Stunde Spielzeit erreichte die Murmel über Young und Obuz auf dem rechten Flügel den in der Mitte heranstürmenden Cedric Harenbrock, der zwar Probleme bei der Annahme des minimal in den Rücken gespielten Balles mit dem rechten Fuß hatte, aber diesen technisch stark doch noch mit dem Linken am Regensburger Schnapper vorbei ins Netz beförderte. Wenig später rollte erneut die Kontermaschinerie und räumlich war es beinahe eine Kopie. Zunächst schlug Harenbrock gegen die eigene Laufrichtung einen diagonalen Ball auf den rechten Flügel, der von Kaiser in den Lauf von Obuz weitergeleitet wurde. Diese drang wiederum über rechts in den Sechzehner ein, suchte dieses Mal aus zehn Meter halbrechter Position selbst den Abschluss und traf flach ins lange Eck. Natürlich die Vorentscheidung und die Stimmung unter gut 900 mitgereisten Essenern hätte nun besser nicht sein können. Wären die weiteren Konter sauberer ausgespielt worden, hätte es für den SSV schnell bitter werden können. Die Spieler des Sport- und Schwimmvereins ließen aber die Köppe auch nicht hängen und kamen acht Minuten vor dem regulären Ende zum Anschluss. Auch nun hätte der frühere RWE in den verbleibenden Minuten plus Nachspielzeit wohl arge Probleme bekommen, aber diese Frage stellt sich aktuell nicht. Die Mannschaft zeigt sich gefestigt und psychisch stabil und fuhr den Auswärtssieg ein.
Es darf also weiterhin auf das Erreichen des Relegationsplatzes spekuliert werden. Dass der RWE aufsteigt ist mir persönlich gar nicht so wichtig. Kommerz, VAR, noch mehr Eventies im Stadion, brauch ich alles nicht. Außerdem stehe (oder sitze) ich ja egal in welcher Liga mit meinen Jungs im Block, mir bedeutet es nur sehr viel, mit meinem Club die gesamte Republik bereisen zu können. Das geht aber auch in Liga 3 – wenn nur diese Spielklasse für die Clubs nicht so unfassbar schwierig zu finanzieren wäre, auf Dauer bedeutet das ja beinahe den sicheren Tod. Und ein Aufstieg an sich ist natürlich schon ein geiles Erlebnis. Zu reden wäre dann nur noch über den Spielaufbau mit eigenem Torabstoß. Der Jahn zeigte sich auf das weiterhin exzessiv praktizierte Herausspielen gut vorbereitet, eroberte mehrfach schnell den Ball und kam dadurch vor allem in der Anfangsphase zu guten Situationen. Für meinen – und nicht nur meinen – Begriff wäre die logische Folge gewesen, je nach Situation auch mal den langen Ball zu wählen. Auch wenn die Murmel dann verloren geht, ist sie zumindest erst einmal deutlich weiter vom eigenen Tor weg und ermöglicht der Defensive sich zu sortieren. Heute ging es gut und der Erfolg gibt der Spielweise wohl recht, aber es wird der Tag kommen, an dem es wieder Punkte kostet. Bemerkenswert ist noch, dass die schwere Aufgabe in Abwesenheit von Denker und Lenker Sapina, Linksverteidiger Brumme und Stammtorhüter Golz gelöst wurde. Die Löcher wurden exzellent gestopft, man vermisste die Genannten kaum. Abschließend noch die Feststellung, dass der RWE nun nach 25 Spielen exakt so viele Punkte auf dem Konto hat, wie nach Abschluss der vergangenen Saison.



















