Bochum – So., 14.01.2023, 15:30

VfL Bochum vs SV Werder Bremen 1:1

Ruhrstadion, 26.000 Zuschauer, Bundesliga
Kurzfristig verspürte ich das Interesse, die Jugendliebe SV Werder beim wichtigen Auftritt im Ruhrstadion zu sehen. Da man im Pott ja eigentlich überall einen kennt, der einen kennt, konnte ich noch eine Zutrittsberechtigung zum ausverkauften Stadion erhalten – einziger Haken war, dass das Ticket für die Ostkurve, also den Standort des VfL-Anhangs galt. Ich bin gern im Ruhrstadion, das ja beinahe schon aus der Zeit gefallen ist. Irgendwie ist die Bude in den 80er Jahren stehengeblieben, schön eng und oft stimmungsvoll. Unter den 26.000 Anwesenden befanden sich außer mir noch an die 4.000 weitere Werder-Anhänger. Es ist nach wie vor beachtlich und beinahe ein Phänomen, wie zahlreich dieser mäßig erfolgreiche Verein in der Fremde, egal wo, unterstützt wird. Dass die heutige Gästeanzahl nicht noch größer war, lag auch schlicht am begrenzten Angebot. Leider muss ich aber auch konstatieren, dass von den vielen Grün-Weißen nicht allzu viel auf der anderen Seite ankam, gemessen an der Masse an Leuten war das eher dürftig. Allerdings hatte ich auch die Ostkurve stimmgewaltiger in Erinnerung, auch wenn es einige gute Momente gab und dabei auch individuelle, eingängige Melodien und Texte abseits des Kurven-Standardrepertoire zu hören waren. Aber der Bochumer Anhang hatte auch ein paar ‚Schlaflieder‘ im Portfolio, bei denen irgendwann nur noch der 150-200köpfige Ultra-Haufen selbstverliebt vor sich hin trällerte. Diese Momente sind für mich die Stimmungskiller eines jeden Spiels und ich verstehe nach wie vor nicht, dass die Ultra-Gruppen den Kontra-Effekt nicht schnallen oder nicht schnallen wollen.
Der SV Werder hatte richtig gute zehn Anfangsminuten und brachte die VfL-Defensive mit schnellem Umschaltspiel in Verlegenheit, aber nicht in echte Bedrängnis, denn Torchancen ergaben sich aufgrund schlampig gespielter Pässe nicht. Die Gastgeber fingen sich dann und beide Mannschaften neutralisierten sich weitestgehend, in der Box passierte nicht viel. Die zweite Halbzeit wurde von einer Pyro-Show des Werder-Anhangs eingeläutet. Ein Licht ging dadurch aber nur dem VfL auf, der plötzlich wie ausgewechselt agierte und die Bremer Hintermannschaft vor arge Probleme stellte. Ein sogenannter ‚zweiter Ball‘ brachte dann nach einer guten Stunde den Führungstreffer für die Blau-Weißen durch einen sehenswerten Distanzschuss in den rechten oberen Knick. Auch danach waren die Opel-Städter einem weiteren Treffer deutlich näher als der SV Werder dem Ausgleich. Drei Mal schritt der Video Assistant Referee ein, einmal wurde der Spielleiter dabei an den Bildschirm gebeten. Dabei resultierten zwar keine überraschenden oder spielverändernden Entscheidungen, aber es nervt einfach. Ich bin froh, dass ich (noch?) eher selten mit diesem System konfrontiert werde. Als sich alle eigentlich mit dem Spielergebnis arrangiert hatten, trugen die Norddeutschen einen letzten Angriff vor. Niklas Stark fasst sich aus der zweiten Reihe ein Herz und abgefälscht klatschte der Ball unter der Querlatte und von dort hinter die Torlinie. Freude auf der einen Seite und Entsetzen bei allen Anwesenden in der Bochumer Kurve! Bei allen Anwesenden? Nein! Ein unbeugsamer Gäste-Anhänger freute sich in sich hinein und bemühte sich, dabei nicht aufzufallen. Fußball ist selten gerecht, daher nehme ich den Punkt für den SVW angesichts des Spielverlaufs natürlich gerne mit.