Essen – Di., 23.01.2024, 19:00

Rot-Weiss Essen vs FC Viktoria Köln 3:1

Stadion an der Hafenstraße, 13.887 Zuschauer, 3.Liga
Die Kölner Viktoria stellte sich vor, ein aus rot-weisser Sicht sehr unangenehmer Gegner, gegen den der letzte Sieg schon zwölf Spiele gegeneinander zurücklag. Waren die Kölner allerdings in der jüngeren Vergangenheit meist leicht favorisiert, hat sich die Ausgangslage gewandelt. Die Kölner haben aktuell so ihre Probleme und sind den Abstiegsrängen näher, als dem oberen Tabellendrittel. Es war das klassische Hafenstraßen-Wetter bei teils starkem Regen und böigem Wind. Dass der Rasen im Stadion (mal wieder) in katastrophalem Zustand ist, tat sein Übriges. Dass ich zu viele Fußballspiel sehe, konnte ich daran erkennen, dass ich vor dem Anpfiff nun schon die dritte Schweigeminute für ‚Kaiser‘ Franz erleben durfte. Im ersten Durchgang war es eigentlich ein Spiel zum Abgewöhnen. Nicht viel gelang, weder auf der einen noch auf der anderen Seite. Der beste Mann war eigentlich der Schiedsrichter, der dem Spiel mit recht großzügiger Auslegung viel Raum gab, was mir deutlich lieber ist, als kleinliches Pfeifen. Torlos ging es in die Pause, aus welcher der RWE völlig verwandelt herauskam. Plötzlich gelangen Zuspiele und Kombinationen und der Gegner kam kaum zur Entlastung. Als Müsel einem Kölner bei dessen Klärungsversuch im Strafraum den Ball wegspitzeln konnte, traf dieser den Essener Spielgestalter am Unterschenkel. Unglücklich in der Entstehung, aber dennoch war der Elfmeterpfiff alternativlos. Sapina schnappte sich das Leder und schweißte den Ball unhaltbar oben rechts in die Maschen. Auf den RWE bezogen muss man sagen „ungewohnt sicher“, denn in den letzten Jahren wurden ja mehr Strafstöße vergeben als verwandelt.
Nur wenige Zeigerumdrehungen später gewann Müsel den Ball am Anstoßkreis und schickte Turbo Young auf seine einsame Reise. Der scheiterte zwar mit seinem Lupfer an den Fingerspitzen des Kölner Schlussmanns, aber Vonic zeigte sich als dankbarer Abnehmer und nickte die Murmel ins nun leere Gehäuse. Verdiente Führung nach starker Anfangsphase der zweiten Halbzeit und der glorreiche RWE steuerte einem ungefährdeten Sieg entgegen. Dachten die meisten, aber nur wenige Minuten später kamen die Gäste nach einem kapitalen Abspielfehler im rot-weissen Sechzehner zum Anschluss. Der Treffer war das Resultat daraus, dass Situationen in der Defensive auch unter Druck bis zum Erbrechen spielerisch gelöst werden sollen. Natürlich ist die Chance auf eigenen Ballbesitz größer, wenn man die Bälle hinten rausspielt, anstatt diese einfach nach vorn zu schlagen, aber in manchen Situationen wäre der humorlose lange Hub doch die bessere Wahl. Die Roten ließen sich aber nicht beeindrucken und bestimmten weiter die Partie, auch wenn die Kölner ein, zwei Gelegenheiten zum Ausgleich bekamen. Nach einem sauber gespielten Konter mit präzisen Querpass von Berlinski auf Eisfeld, der bei seiner präzisen, flachen Direktabnahme ins untere rechte Toreck seine Technik aufblitzen ließ, war die Nummer dann aber endgültig durch und der RWE schnuppert weiter am Relegationsplatz.

Aue – Fr., 19.01.2024, 19:00

FC Erzgebirge Aue vs Rot-Weiss Essen 2:1

Erzgebirgsstadion, 6.569 Zuschauer, 3.Liga
Ursprünglich hatte ich vor, mich vor diesem Spiel zu drücken. Aue auf einem Freitag-Abend ist kein Optimal-Ziel, allerdings stieg in den Tagen vor dem Kick doch wieder die Spannung und so stieg ich zu weiteren sechs Gefährten in einen Sieben-Sitzer und strebte gen Osten in den tiefen, verschneiten Wald, wo der Holzmichel sein Unwesen treibt und die Eingeborenen vor lauter Verzweiflung und Langeweile hölzerne Figuren, Schwibbögen und Weihnachtspyramiden herstellen. Etwa 600 weitere Rot-Weisse waren dem glorreichen Deutschen Meister von 1955 gefolgt. Der Start ins Spiel hätte besser nicht sein können. Die Erzgebirgler hatten Anstoß, verloren aber schon nach wenigen Sekunden den Ball an früh angreifende Gäste. Es folgte ein präziser Ball in die Spitze, Vonic arbeitete sich in den Sechzehner vor, legte ab auf Isi Young, der eiskalt vollstreckte und nach 58 Sekunden stand es 1:0 für den RWE. In der folgenden Viertelstunde, in welcher die Lila-Weißen noch ihre Linie suchten, versäumten es die Roten, den zweiten Treffer nachzulegen. Dann fingen sich die Gastgeber und gestalteten das Spiel offen. Beide Teams hatten dann gute Momente, aber zumindest die Jungs in Rot und Weiss gingen viel zu unbekümmert mit ihren Möglichkeiten um.
Während die Mannschaft in der letzten Saison noch gute Chancen liegen ließ, weil im Abstiegskampf das Nervenkostüm dünn wurde, geschah dieses heute offenbar, weil man auf einem beruhigenden vierten Tabellenplatz überwinternd viel zu sorglos war. Fühlt sich beinahe an wie eine verkehrte rot-weisse Welt. Der Erzgebirge-Anhang hatte dann noch eine spezielle Aktion in petto. Mit passendem Spruchband wurde eine RWE-Zaunfahne präsentiert. Dieses entpuppte sich letztlich als kleine Spitze gegen die RWE-Szene und insbesondere die eher unbedeutende Gruppe, welcher das Banner gehört. Nach dem Gastspiel im Frühjahr waren ein paar Leute diese Gruppe zusammen mit Einheimischen in einer Kneipe versackt und hatten die Fahne im Suff vergessen. Versuche, diese im Laufe der Zeit über entsprechende Kanäle zurückzuerlangen blieben erfolglos, aber letztlich wurde die Fahne nur ‚verwahrt‘ und gelang nach dem heutigen Spiel in die Hände der Eigentümer zurück. Prinzipiell eine recht originelle Nummer, wie ich finde, nur erschloss sich diese ja nur den in die Hintergründe eingeweihten. Alle anderen ordneten den Auftritt natürlich erst einmal falsch ein.
Der RWE-Anhang startete mit einer kleinen Choreo aus Glitzerfähnchen und Blink-Bengalos in Durchgang zwei. Die Fackeln nebelten das Stadion derart ein, dass sich der Wiederanpfiff einige Minuten verzögerte. Das bedeutete am Ende mehrere Minuten Nachspielzeit, von der noch zu reden sein wird. Zunächst war natürlich klar, dass sich die unkonzentrierte Spielweise des RWE rächen würde, denn die Sachsen kamen deutlich zielstrebiger aus der Kabine und wurden nach einer Stunde Spielzeit verdient mit dem Ausgleich belohnt. Danach spielten dann auch die Rot-Weissen wieder mit, aber es blieb dabei, dass vielversprechende Angriffe zu schlampig ausgespielt wurden, das hatte schon was von einer latenten Arroganz. Dennoch wäre das Spiel eigentlich mit dem Remis zu Ende gegangen, wenn sich nicht der sonst so souveräne Vinko Sapina beim Spielaufbau in der Mitte der eigenen Spielfeldhälfte einen Fehler bei der Ballannahme erlaubt hätte. Ein FCE-Akteur schnappte sich die Kirsche, es ging schnell nach vorne und nach einer kurz undurchsichtigen Situation im Strafraum lag die Kirsche dann in der fünften Minute der Nachspielzeit hinter Golz im Netz. Es war der klassische unnötige Punktverlust, auch wenn man sich über die späte Niederlage nach den ganzen Last-Minute-Siegen in dieser Saison nicht beklagen sollte.

Nijmegen – Mi., 17.01.2023, 18:45

NEC Nijmegen vs Go Ahead Eagles Deventer 2:1

Goffertstadion, 10.824 Zuschauer, KNVB Beker Achtelfinale
In den Jahren 2007 bis 2009 verlor ich mich in einer kurzen ‚Romanze‘ mit der Nijmegen Eendracht Combinatie, wie der Club mit vollem Namen heißt. Der erste Besuch endete mit einem furiosen Kantersieg im Ligaspiel gegen Groningen. Das löste offenbar etwas in mir aus und bewegte mich dazu, die damals leidlich erfolgreiche NEC in den internationalen Heimspielen der Folge-Saison zu begleiten. Tottenham Hotspur und Udinese Calcio hießen die Gegner, welche in der UEFA-Pokal-Gruppenphase – übrigens die letzte Saison in welcher der Wettbewerb diesen Namen trug – den Weg an den Waal, den stärksten Arm des Rhein-Deltas fanden. Die NEC überlebte die Gruppenphase einigermaßen überraschend und traf in der folgenden K.O.-Runde auf den HSV (der aufmerksame Leser erkennt: es liegt lange zurück), der dem Europapokal-Traum der Gelderländer ein Ende setzte. Alle drei Heimspiele im Goffertstadion besuchte ich und damit endete die kurze Verliebtheit auch schon, denn seitdem habe ich mich  nicht mehr dorthin verirrt.
In der ersten Januar-Hälfte sind die Möglichkeiten zum Spielbesuch ohne großen Aufwand ja traditionell begrenzt, daher kam mir das Pokalspiel ganz recht, denn der Weg vom Arbeitsplatz nach Nijmegen ist relativ kurz und so stattete ich der verblichenen Affäre mal wieder einen Besuch ab. 408 Karten hatten die Gäste an Mann und Frau gebracht, womit der ‚Bezoekers-Vak‘ annähernd ausverkauft war. Die Eagles haben ja eine schöne Pöbelszene, die heute zwar beinahe durchweg supportete, aber sich dabei ziemlich zurückhielt. Trotz verminderter Eintrittspreise war das Goffertstadion nicht ausverkauft. Vor dem Umbau – oder eher eher Neubau – zum reinen Fußballstadion um die Jahrtausendwende war das Stadion ein weites Oval mit innenliegender Radrennbahn. Davon übrig geblieben ist nur ein Teil des alten Warmgebäudes der Haupttribüne mit seinem charakteristischen Turm. Man kann allerdings die Struktur das alten Runds noch erahnen, denn der Neubau wurde in die Mulde gesetzt, welche das alte Stadion hinterließ. Im inneren und äußeren Umlauf hat die NEC-Szene eine recht ansehnliche Graffiti-Landschaft gesprüht. Das heutige Spiel wird nicht in großartig in Erinnerung bleiben. NEC ging im ersten Durchgang verdient in Führung und baute diese 20 Minuten vor Ende aus. Der späte Anschlusstreffer gefährdete den weitestgehend glanzlosen Sieg nicht mehr.

Bochum – So., 14.01.2023, 15:30

VfL Bochum vs SV Werder Bremen 1:1

Ruhrstadion, 26.000 Zuschauer, Bundesliga
Kurzfristig verspürte ich das Interesse, die Jugendliebe SV Werder beim wichtigen Auftritt im Ruhrstadion zu sehen. Da man im Pott ja eigentlich überall einen kennt, der einen kennt, konnte ich noch eine Zutrittsberechtigung zum ausverkauften Stadion erhalten – einziger Haken war, dass das Ticket für die Ostkurve, also den Standort des VfL-Anhangs galt. Ich bin gern im Ruhrstadion, das ja beinahe schon aus der Zeit gefallen ist. Irgendwie ist die Bude in den 80er Jahren stehengeblieben, schön eng und oft stimmungsvoll. Unter den 26.000 Anwesenden befanden sich außer mir noch an die 4.000 weitere Werder-Anhänger. Es ist nach wie vor beachtlich und beinahe ein Phänomen, wie zahlreich dieser mäßig erfolgreiche Verein in der Fremde, egal wo, unterstützt wird. Dass die heutige Gästeanzahl nicht noch größer war, lag auch schlicht am begrenzten Angebot. Leider muss ich aber auch konstatieren, dass von den vielen Grün-Weißen nicht allzu viel auf der anderen Seite ankam, gemessen an der Masse an Leuten war das eher dürftig. Allerdings hatte ich auch die Ostkurve stimmgewaltiger in Erinnerung, auch wenn es einige gute Momente gab und dabei auch individuelle, eingängige Melodien und Texte abseits des Kurven-Standardrepertoire zu hören waren. Aber der Bochumer Anhang hatte auch ein paar ‚Schlaflieder‘ im Portfolio, bei denen irgendwann nur noch der 150-200köpfige Ultra-Haufen selbstverliebt vor sich hin trällerte. Diese Momente sind für mich die Stimmungskiller eines jeden Spiels und ich verstehe nach wie vor nicht, dass die Ultra-Gruppen den Kontra-Effekt nicht schnallen oder nicht schnallen wollen.
Der SV Werder hatte richtig gute zehn Anfangsminuten und brachte die VfL-Defensive mit schnellem Umschaltspiel in Verlegenheit, aber nicht in echte Bedrängnis, denn Torchancen ergaben sich aufgrund schlampig gespielter Pässe nicht. Die Gastgeber fingen sich dann und beide Mannschaften neutralisierten sich weitestgehend, in der Box passierte nicht viel. Die zweite Halbzeit wurde von einer Pyro-Show des Werder-Anhangs eingeläutet. Ein Licht ging dadurch aber nur dem VfL auf, der plötzlich wie ausgewechselt agierte und die Bremer Hintermannschaft vor arge Probleme stellte. Ein sogenannter ‚zweiter Ball‘ brachte dann nach einer guten Stunde den Führungstreffer für die Blau-Weißen durch einen sehenswerten Distanzschuss in den rechten oberen Knick. Auch danach waren die Opel-Städter einem weiteren Treffer deutlich näher als der SV Werder dem Ausgleich. Drei Mal schritt der Video Assistant Referee ein, einmal wurde der Spielleiter dabei an den Bildschirm gebeten. Dabei resultierten zwar keine überraschenden oder spielverändernden Entscheidungen, aber es nervt einfach. Ich bin froh, dass ich (noch?) eher selten mit diesem System konfrontiert werde. Als sich alle eigentlich mit dem Spielergebnis arrangiert hatten, trugen die Norddeutschen einen letzten Angriff vor. Niklas Stark fasst sich aus der zweiten Reihe ein Herz und abgefälscht klatschte der Ball unter der Querlatte und von dort hinter die Torlinie. Freude auf der einen Seite und Entsetzen bei allen Anwesenden in der Bochumer Kurve! Bei allen Anwesenden? Nein! Ein unbeugsamer Gäste-Anhänger freute sich in sich hinein und bemühte sich, dabei nicht aufzufallen. Fußball ist selten gerecht, daher nehme ich den Punkt für den SVW angesichts des Spielverlaufs natürlich gerne mit.

Lens – So., 07.01.2023, 14:30

RC Lens vs AS Monaco 7:8 n.E.

Stade Bollaer-Delelis, 41.233 Zuschauer, Coupe de France 9.Runde
Mein erstes Fußballspiel auf französischem Boden sah ich 1995 in Lens in ebendiesem Stadion. Damals sah die Hütte noch nicht so schnieke aus wie heutzutage, dafür mussten erst Modernisierungsmaßnahmen für die WM 1998, sowie die EM 2016 herhalten. Die Nominierung als Spielort für letzteres Turnier brachte dem Stadion eine neue Dachkonstruktion ein, die Stützpfeiler aus früheren Dekaden verschwanden. 2009, also 14 Jahre nach dem ersten Besuch, beehrte ich diesen Spielort ein zweites Mal. Daher war es nun nur konsequent nach (etwas mehr als) 14 Jahren ein drittes Mal aufzukreuzen. Bis ins Jahr 2012 war das Stadion ausschließlich nach seinem Begründer Felix Bollaert benannt, ehe der Name um den ehemaligen, langjährigen Bürgermeister von Lens, André Delelis, ergänzt wurde. Optisch stehe ich ja auf solche Stadien mit freistehenden Tribünen, die sich dadurch von der Arena-Einheitsbauweise abhaben. Dagegen bieten die Arenen mit den geschlossenen Ecken natürlich Vorteile in Sachen Stimmungsbildung, da sich die Gesänge und Sprechchöre besser verfangen – man kann halt nicht alles haben. Wenn das Stadion in Lens ausverkauft ist, befinden sich übrigens mehr Leute darin, als die Stadt Einwohner hat. Ausverkauft ist es meistens, so auch heute offiziell, allerdings offenbarten sich hier und da einige freie Plätze. Für französische Verhältnisse gut gefüllt war auch der Gästeblock, etwa 500 monegassische Anhänger zeigten sich dort. Da hatte ich den Jüngern aus dem Fürstentum mit meiner Erwartung Unrecht getan, denn mit mehr als 150 Leuten hatte ich bei einer Entfernung von 820 Kilometern Luftlinie und 1.150 Straßenkilometern nicht gerechnet, zumal der Club ja nicht gerade über eine große Fan-Base verfügt. Eine Choreo hatten sie auch noch im Gepäck, damit hatten die Gäste schon mal jede Erwartung deutlich übertroffen.
Dafür gab es auf der Heimseite noch Luft nach oben. Zwar wurde dauerhaft supportet und es gab auch einige richtig gute Phasen, aber optisch hatte ich etwas mehr erhofft, als eine doch recht dünne Rauchsäule in den Vereinsfarben. Keine 30 Sekunden brauchten die Gäste, um die Führung zu erzielen. Vorausgegangen war ein katastrophaler Fehler im Spielaufbau – die Quittung für diese zwanghaften Versuche sämtliche Situationen unter Druck spielerisch lösen zu wollen, anstelle sich mit einem humorlosen langen Hub zu befreien. Der zweite Treffer für die Monegassen nach gut zwanzig Minuten entsprang einem Bilderbuch-Konter. Die Gäste versäumten es dann, die immer noch nach ihrer Linie suchenden Gastgeber bei weiteren Kontergelegenheiten schon vor vollendete Tatsachen zu stellen. Der Anschluss kurz vor der Halbzeit eröffnete den Rot-Gelben nun wieder alle Möglichkeiten. Im zweiten Durchgang war es ein komplett anderes Spiel und es hätte mehr für den Racing Club herausspringen können, als der Ausgleich nach einer Stunde Spielzeit. Die unsägliche Verlängerung wurde im französischen Pokal abgeschafft und so folgte unmittelbar das schlechteste Elfmeterschießen seit der Steinzeit. Von den ersten zehn Schützen trafen nur vier und es mussten weitere acht Elfmeter herhalten, bis der Sieger gefunden war.

Mons – Sa., 06.01.2023, 20:00

Renaissance Mons 44 vs UR La Louvière Centre 2:0

Stade Charles Tondreau, 800 Zuschauer, Division 2 ACFF
Der Royal Albert Elisabeth Club, kurz RAEC, benannt nach dem zu seiner Gründungszeit regierenden Königspaar, ist ein verblichener Erstligist, der 2015 nach Abstieg und finanziellen Problemen aufgelöst und 2020 unter dem Namen Renaissance Mons 44 neu gegründet wurde. Ungeachtet der neuen Namensgebung wird das alte Wappen weiterverwendet und es gibt Bemühungen, den alten Vereinsnamen zurückzuerlangen. In der Bevölkerung wird der Verein eh nur „l’Albert“ gerufen. Zur aktuellen Saison erst aufgestiegen steht der Club mit etwas Vorsprung vor dem ersten Verfolger an der Tabellenspitze der wallonischen Gruppe der vierten Liga. Das Stadion hat Charme, ist diagonal geteilt in eine neuere und eine ältere Hälfte, allerdings gammeln auch die neueren Tribünen schon ziemlich vor sich hin. In der Kurve trieben etwa 70-80 aktive Supporter das Team unermüdlich an. Belohnt wurden die Fans für ihren Einsatz mit einem etwas glücklichen Sieg, denn die als klarer Außenseiter angereisten Gäste spielten gut mit, ließen den RAEC selten zur Entfaltung kommen und stellten den Favoriten vor einige Problem. Der Away-Sektor liegt unmittelbar neben dem Heimbereich. Sechs Gäste-Anhänger waren sich nicht zu blöd, mit einem Megaphon aufzulaufen.

Menen – Sa., 06.01.2024, 14:30

KWSC Lauwe vs K. Excelsior Zedelgem 2:0

Stadion Jan Verhoeve, 150 Zuschauer, 1e Provinciale West-Vlaanderen
Da sich mein Wunsch nach einem Trip nach Portugal oder die Kanaren aufgrund utopischer Rückflug-Preise – das erste Wochenende des Jahres steht im Zeichen der Rückkehr der Feiertags-Flüchtlinge, was sich die Fluggesellschaften natürlich gern finanziell veredeln lassen – nicht realisieren ließ, wurde in Begleitung dreier Weggefährten die Grenze ins Reich des brodelnden Frittier-Fetts gequert. Wenn in Belgien ein Spiel eine seltene Anstoßzeit am Samstag-Nachmittag hat, ist es wenig überraschend, wenn die Partie von den Angehörigen der Bewegung geflutet wird. So waren über zehn Prozent der Anwesenden im Besitz der deutschen Staatsbürgerschaft, darunter einige bekannte Gesichter. Geboten bekamen diese eine hübsche Spielstätte mit jeweils überdachter Haupttribüne auf der einen und Stehtribüne auf der anderen Seite. Auch hinter einem Tor war eine kleine ungedeckte Stehtribüne zu finden. Die soziale Infrastruktur hatte offenbar kürzlich erst eine Sanierung erfahren. Die favorisierten Gastgeber setzten ihre Rolle souverän aber unspektakulär und sicherten sich die ersten zu vergebenden Punkte des neuen Jahres.

Helmond – Sa., 23.12.2023, 18:45

Helmond Sport vs Roda JC Kerkrade 3:3

De Braak, 2.452 Zuschauer, Eerste Divisie
Helmond Sport ist so eine Art ewiger Zweitligist der Niederlande. Seit Beginn der 70er klebt dieser Club – bis auf einen kurzen Eredivisie-Ausflug in den 80er Jahren – auf zweiter Ebene fest. Drei Mal in den letzten fünf Jahren schaffte es der Verein sogar, den letzten Platz der Spielklasse zu belegen. Kein Wunder, dass sich das in rückläufigen Zuschauerzahlen ausdrückt und auch heute durfte die offizielle Zuschauerzahl mehr als bezweifelt werden. Das hindert aber nicht daran, dass unmittelbar neben dem alten derzeit ein neues Stadion errichtet wird, das bis zum Beginn des Jahres 2025 bezugsfertig sein soll. Das war aber nicht der Grund warum ich die alte Bude nach gut zehn Jahren ein weiteres Mal besuchte, das Spiel passte halt einfach gut in den Tagesplan. Die Gäste aus Kerkrade stehen in der Tabelle aktuell gut da und füllten den ‚Gasten Vak’ unterstützt von ein paar befreundeten Alemannia-Nasen annährend bis auf den letzten Platz, was eine aus vielen kleinen Schwenkern bestehende Choreografie ermöglichte. Auch die Gastgeber hatten optisch was im Angebot und zogen eine große Fahne vor dem Block hoch. Der Ortsname bietet ja ausreichend Optionen für teuflische Wortspiele. Der Support des etwa 100 Köpfe starken Blocks der Gastgeber war Holland-typisch, die Fraktion aus dem Süden des Limburgischen ließ bei ihrem Dauer-Support zum Teil deutsche Einflüsse erkennen, nutzte sogar deutschsprachige Schlachtrufe. Haben sie bei den Besuchen in Aachen wohl gut zugeführt. Roda war klarer Favorit in diesem Vergleich, kam aber überhaupt nicht in die Gänge und lag nach einer halben Stunde mit zwei Toren zurück. Unmittelbar nach dem zweiten Treffer der Gastgeber gelang aber der Anschluss und mit der Egalisierung unmittelbar nach Wiederanpfiff schien die Geschichte den erwartbaren Verlauf zu nehmen. Da hatte aber Giannis Botos was gegen, der Helmond nur 60 Sekunden später mit seinem dritten Treffer wieder in Führung brachte. Die Partie blieb ausgeglichen, aber Schlussphasen zeigen sich ja oft wild und so gelang Roda tief in der Nachspielzeit noch der Ausgleich. Unmittelbar danach pfiff der Referee das Spiel und für mich das Fußballjahr 2024 ab.