
Bohemian FC vs St.Patrick’s Athletic FC 1:3
Landsdowne Road Stadium, 43.881 Zuschauer, FAI-Cup Finale

Länderspiele hauen mich ja innerhalb Europas nicht vom Sockel und werden konsequent gemieden. Das führte dazu, dass so ziemlich die einzige Option, ein Spiel im irischen Nationalstadion zu sehen, dem Landsdowne Road Stadium, welches sich Rugby- und Fußballverband teilen, das irische Pokalfinale war, welches seit einigen Jahren dort ausgetragen wird. Leider hatte ich einen Spielbesuch im alten Stadion, welches an selber Stelle stand und im Jahre 2007 dem Neubau weichen musste, versäumt. Lediglich ein ‚trockener‘ Rundgang hatte während eines Urlaubs in den 90ern mal stattgefunden. Der neue Tempel kann sich aber durchaus sehen lassen und gewinnt vor allem durch die platzbedingt schmale nördliche Hintertorseite absolute Individualität. Natürlich wird das Stadion durch einen Sponsorennamen entwürdigt, aber diese werden von mir ja auch konsequent missachtet, sofern irgendwie möglich. Mit den ‚Bohs‘ und den ‚Pats‘ hatten zwei Clubs aus Dublin das Finale erreicht – eine attraktive Spielpaarung, die eine gute Zuschauerzahl erhoffen ließ. Eine noch bessere Konstellation wäre durch die Teilnahme der Shamrock Rovers oder Shelbourne anstelle der Athletics möglich gewesen, zumindest was den Faktor Rivalität betrifft.
Dennoch bedeuteten fast 44.000 Zuschauer einen All-Time-Record für ein Fußballspiel zwischen zwei irischen Vereinsmannschaften und hinsichtlich üblicher Zuschauerzahlen von 3.000 oder 4.000 Besuchern bei normalen Liga-Spielen war das wirklich beachtlich. Offiziell war das Spiel sogar ausverkauft, denn es wurden alle 48.000 verfügbaren Tickets abgesetzt, jedoch lösten unerklärlicherweise über 4.000 Personen ihre Zutrittsberechtigung nicht ein. Das Verhältnis der Bohs- zu den Pats-Sympathisanten lag bei ungefähr 70:30, die Bohemians sind zusammen mit den Shamrock Rovers halt der beliebteste Club des Landes. Geplante Choreos auf beiden Seiten wurden aus mir nicht näher bekanntem Grunde sehr kurzfristig auf Weisung der Feuerweuhr durch den Verband verboten. Stattdessen qualmte es in beiden Kurven reichlich. Mit Pyro-Einsatz hatte ich gerechnet, allerdings nicht in dieser Masse. Aufgrund der Rauchentwicklung verzögerte sich der Anstoß um mehrere Minuten. Ganz schön heißblütig, die kühlen Iren. Eine ganze Reihe Rauch- und Bengal-Fackeln wurden – auch bei späteren Aktionen – auf den Pitch entsorgt und ich fand es erstaunlich, dass die Jungs und Mädels in der Kurve ohne jede Maskierung agierten und wie entspannt und folgenlos die Wurfgeschosse von den herbeieilenden Firefightern entsorgt wurden. Wohl auch nur eine Frage der Zeit bis Repressionen und Sanktionen in die irische Liga Einzug halten.
Ist aber noch nicht so und daher wurde auch nach den Toren immer ordentlich gezündelt und das Spielfeld mit pyrotechnischen Produkten bedacht. Die Stimmung konnte allerdings mit den optischen Elementen nicht mithalten. Nicht weiter verwunderlich, da beide Szenen bei Liga-Spielen nicht mehr 70-80 (Bohs) oder 40-50 (Pats) Aktive im Block stehen haben dürften. Beim heutigen Finale fanden sich zwar deutlich mehr Leute in den ‚Singing Sections‘ ein, aber um einen 50tausender zu rocken, reichte das nicht aus. Die Bohemians waren als leichter Außenseiter aufgedribbelt, kamen aber deutlich besser in die Partie als Patrick seine Athleten und gingen früh durch einen Foulelfmeter in Führung. Allerdings hatte diese nicht lange Bestand, denn die Pats konnten unerwartet mit der ersten gefährlichen Aktion durch einen Kopfball nach einer Freistoß-Flanke ausgleichen. Bis zum Seitenwechsel zeigte sich das Geschehen ausgeglichen. Spielerisch hochwertig war es natürlich eh nicht, ein Vergleich zu einer deutschen Liga zu ziehen, verbot sich aber, denn der hiesige Fußball-Stil ist einfach ein ganz anderer. Kurz nach dem Seitenwechsel gingen die Athletics durch ein Eigentor in Führung und die Bohemians bissen sich danach die Zähne an der gut auf- und eingestellten Defensive von St.Patrick’s aus. Es gab kaum Abschlüsse und als die Pats nach einem katastrophalen Ballverlust in der Schlussphase den dritten Treffer erzielten war das Guinness gelutscht.





























