Portadown – Sa., 11.11.2023, 15:00

Portadown FC vs Dergview FC 4:1

Shamrock Park, 500 Zuschauer, NIFL Championship
Die grüne Insel war das Ziel. Als Warm-up vor dem sogenannten ‚Zielspiel‘ am Folgetag ging es über Dublin ankommend in den britischen Nordteil des Eilands. Grundsätzlich benötigt man für die Einreise ins Vereinigte Königreich einen Reisepass. Ausnahme ist die Einreise von der Republik Irland nach Nordirland, wofür der Personalausweis ausreicht. Auch das ist lediglich offiziell der Fall, denn de facto gibt es keine Grenzkontrolle. Man merkt nicht einmal, dass man die Grenze zu Nordirland übertritt. Während in der Republik, die ersten beiden Ligen die aktuelle Saison, welche mit dem Kalenderjahr gespielt wird, bereits beendet haben und nur wenig attraktives unterklassiges Gerümpel möglich war, bot der nordirische Liga-Fußball geräumige Auswahl. Die Entscheidung fiel schließlich gegen mögliche zwei Spiele in Dublin und für das Spiel in Portadown, einer Kleinstadt südwestlich von Belfast gelegen. Lediglich zweitklassig wird dort aktuell gekickt, nach dem der Club im Sommer aus dem Oberhaus abgestiegen ist. Allerdings ist die sofortige Rückkehr das Ziel und die ‚Ports‘ mischen auch aussichtsreich im Kampf um den Aufstieg mit. Die Fans wissen das allerdings nicht so recht zu honorieren, denn nur gut 500 Leute verloren sich auf der einzig geöffneten Haupttribüne. Dazu sei aber gesagt, dass dem PFC auch in Erstliga-Zeiten nicht das schmucke Stadiontor eingerannt wurde.
Der Grund, warum ich mich für dieses Spiel entschieden hatte, war die sehenswerte alte Giebeldach-Tribüne, der alte ‚Main Stand‘. Zwei Fakten waren mir vorher allerdings unbekannt. Zum einen, dass die Tribüne für den Zuschauerbetrieb gesperrt ist und zum anderen, dass der durchaus eindrucksvolle nostalgische Bau im Sterben liegt. Die Betrachtung aus nächster Nähe offenbarte ein trauriges Bild und lässt stark vermuten, dass die Tage der Tribüne gezählt sind. Leider wissen die Clubs auf den britischen Inseln den ideellen Wert dieser klassischen Tribünen-Bauwerke offensichtlich nicht richtig einzuschätzen. Das Resultat ist Vernachlässigung der Bausubstanz bis zum unvermeidlichen Abriss. Als Ersatz folgt dann in der Regel eine typische gesichtslose Tribüne von der Stange, die jeglichen Wiedererkennungswert missen lässt. Aber sicherlich ist das kein allein britisches Merkmal, sondern in Mittel- und Westeuropa leider ein genereller Usus. Dieser frisst sich mittlerweile auch durch Osteuropa und mit jedem ausgelöschten Ground geht leider ein wertvolles Stück Nostalgie, Tradition und Identität im Fußball verloren. Eine Besonderheit hatte das Spielfeld zu bieten, denn dieses zeigte ein bemerkenswertes Quergefälle, wie ich es bisher noch nirgendwo gesehen hatte. Die Ports klärten die Verhältnisse gegen den kleinen Club aus einem noch kleineren Ort schon in der ersten halben Stunde und führten nach Ablauf dieser bereits mit 3:0. Der Gäste-Treffer im Laufe des zweiten Durchgangs änderte nichts und kurz vor Schluss wurde der alte Abstand wiederhergestellt. Nach dem Abpfiff ging es zügig zurück in den Übernachtungs-Stützpunkt Dublin, um den Pub-Besuch nicht unnötig hinauszuzögern.