
Rot-Weiss Essen vs DSC Arminia Bielefeld 2:1
Stadion an der Hafenstraße, 19.200 Zuschauer, 3.Liga

RWE gegen Arminia, eines dieser vielbemühten Traditionsduelle. Zuletzt gab es ein Aufeinandertreffen vor etwas mehr als drei Jahren im DFB-Pokal. Damals hieß der Vergleich noch Regionalliga gegen Bundesliga. Mit dem besseren Ende für den Regionalligisten – das nur am Rande. Nachdem der glorreiche Deutsche Meister von 1955 im letzten Jahr die Schweineliga aber im gefühlten 84. Versuch endlich verlassen hat und die Arminen einen atemberaubenden Durchmarsch aus der Beletage in die falsche Richtung hingelegt haben, ist es heuer ein Duell auf Augenhöhe. Beide Mannschaften hatten so ihre Probleme zu Saisonbeginn. Das Team aus der Stadt, die es gar nicht gibt, kam noch etwas schlechter aus der Hüfte als die Roten, aber beide Teams waren nach nun jeweils drei Siegen in Folge sowas wie die Mannschaften der Stunde. Die Fanszene der Arminia hatte Bock und dribbelte zahlreich auf, denn sämtliche 2.512 Gäste-Tickets wurden an den Mann gebracht. Das gilt aber auch für den Anhang des glorreichen RWE. Der Zuschauerzuspruch ist ja eh nicht übel, da aber nach den drei Siegen, beinahe jeder wieder vom Europapokal träumt, wurde auch der Heimbereich im Vorverkauf komplett gefüllt, so dass am heutigen Tag ‚sold out‘ vermeldet werden durfte. Starke Sache. Auch die Gattin zeigte sich beflügelt vom rot-weissen Aufschwung und erlebte ihr erstes Liga-Heimspiel der Saison. Dürfte vermutlich der einzige RWE-Sympathisant sein, der Saison für Saison regelmäßig mehr Auswärts- als Heimspiele sieht. Hätte ich des jetzt gendern müssen? Egal!
Die Ostwestfalen hatten eine Mini-Choreo im Gepäck und reckten Doppelhalter mit einzelnen Buchstaben in die Höhe, welche die Region ihrer Herkunft verrieten. Zwar ganz nett, konnte aber aufgrund schwieriger Windverhältnisse nur mühsam umgesetzt werden. Von der rot-weissen Szene gibt es bei Heimspielen unbefristet weiterhin nix Optisches, solange die im letzten Jahr ausgesprochenen Betretungsverbote weiter gültig sind. Die DSC-Kurve zeigte sich gesanglich bestens aufgelegt und setzte sich im Gäste-Lautstärke-Ranking in der bisherigen Saison klar an die Spitzenposition. Der eine oder andere Chant wurde vielleicht etwas zu lang durch den Block getragen, aber dennoch verdiente der akustische Auftritt eine glatte ‚Eins‘. Da konnte die ‚Westkurve‘ – man muss ja leider konstatieren: wieder einmal – nicht mithalten. Wie schon einige Male erlebt, gelang es nicht, das Potential der Kurve abzurufen. Zu oft reduziert sich der Support auf die gestandenen Ultra-Gruppen. Das oft bemühte Argument, dass die Stehtribüne mit dem Erfolg viele neue mit dem Liedgut nicht vertraute Zuschauer hinzugewonnen hat, halte ich für vorgeschoben. Die Zuschauerzahlen sind ja schon seit dem Aufstieg im letzten Jahr stabil stark und waren auch davor schon sehr ordentlich. Ultra täte gut daran, einfach noch öfter älteres und eingängiges Liedgut zu bemühen, denn neben größerer Textsicherheit, fremdelt die Menge damit nicht wie bei ultra-orientierten Liedern und steigt viel leichter ein. Ist aber letztlich auch ein Klagen auf hohem Niveau, denn es gibt hinsichtlich Stimmung sicherlich schlechtere Orte als die Bude an der Hafenstraße.
Die Kämpen in Rot und Weiss schienen sich jedenfalls wohl zu fühlen und legten mit durch drei Siege in Folge gestärktem Selbstbewusstsein im ersten Durchgang einen starken Auftritt hin. Druckvoll und kombinationssicher wurde immer wieder der Weg in Richtung Gäste-Tor gesucht, was schon nach 20 Minuten mit dem Führungstreffer belohnt wurde. Wenn man der Mannschaft was vorwerfen konnte, dann, dass sie vor dem Seitenwechsel nicht den zweiten Treffer markierte. So war die Führung mehr als dünn und geriet mit stärker werdenden Arminen im zweiten Durchgang in Gefahr. Hochkarätige Chancen für die Gäste ergaben sich zwar nur wenige und auch der RWE hatte weitere gute Möglichkeiten, aber dennoch zappelte die Kirsche dann vier Minuten vor dem Ende abgefälscht im Netz hinter dem wieder starken Golz. Aber die Situation ist halt eine andere als noch vor Wochen oder in der vergangenen Spielzeit und so versuchten es die Roten noch einmal. Als es für den glorreichen RWE in der Nachspielzeit noch einmal Freistoß in Höhe des rechten Strafraum-Ecks gab, unkte ein Gefährte schon, dass es nun einschlägt, da wir nix anderes mehr können, als mit 2:1 zu siegen. Das Ende ist bekannt und mit dem vierten 2:1 in Folge wurde gar der Relegationsplatz erklommen. Mit 24 Punkten sind nun auch schon mehr als die Hälfte der für den Klassenerhalt benötigten Zähler im Sack und der aktuelle Höhenflug will nach 15 Jahren Regionalliga, unterbrochen von einem Jahr fünftklassiger NRW-Liga, sowie einer schwierigen letztjährigen Drittliga-Saison, einfach nur genossen werden. Bitte weitermachen!









