Auerbach – So., 19.11.2023, 14:00

VfB Auerbach vs FSV Zwickau 0:2

Arena zur Vogtlandweide, 1.887 Zuschauer, Sachsenpokal Achtelfinale
Die zweite Kraft im Vogtland hinter dem VFC Plauen ist der VfB Auerbach. Allerdings betrifft dieser Aussage eher die öffentliche Wahrnehmung, denn in den vergangenen Jahren war der VfB dem VFC durch die Teilnahme an der Regionalliga einen Schritt voraus, als die Plauener längst abgestiegen waren. Im vergangenen Jahr musste aber auch der VfB den bitteren Gang in die Oberliga antreten. Zum Pokalspiel reiste heute der FSV Zwickau an, ein Club der seit Monaten von Krisen geschüttelt wird. Gefühlter Beginn, vielleicht sogar tatsächlicher Auslöser der Misere, war die unsägliche Bierdusche des Referees beim Ligaspiel gegen den glorreichen Deutschen Meister von 1955, der Punktabzug und Geldstrafe zur Folge hatte. Danach gingen die eh schon stark abstiegsbedrohten Schwäne in den Sturzflug über, der schließlich im Abstieg in die Regionalliga sein Ende fand. Das wiederum hatte einen finanziellen Engpass zur Folge, der dank einer Crowdfunding-Aktion der Fanszene erst einmal überstanden wurde. Allerdings sitzt der Gürtel weiterhin verdammt eng und der FSV spielt eine desaströse Saison. Als aktueller Vorletzter droht der nächste Abstieg und sollte dieser Fall eintreten, dürfte es wohl verdammt dunkel über der Automobil-Stadt werden. Die Anhängerschaft ließ sich aber weder von der bedrohlichen Lage noch vom miesen Wetter beeindrucken und reiste zahlreich ins Vogtland.
Etwa 800 Anhänger waren aus dem nahen Zwickau angereist. Trotz widriger Umstände präsentierte die Szene um ‚Red Kaos‘ eine Choreo. Ein überdimensionaler Doppelhalter zeigte das Maskottchen der Gruppe, welches den Landespokal im Arm hielt. Am Zaun prangte ein fettes Spruchband, welches lautete „Wer Visionen hat, der soll zum FSV gehen“ und zielte wohl auf einen möglichen Pokalgewinn ab, eventuell auch auf die mutige Vorstellung, den ins Schlingern geratenen Verein ohne Hilfe eines Investors aus eigener Kraft heraus zu retten. Abgerundet wurde die Aktion mit etwas vom Winde verwehten Rauch in den Club-Farben. Auch die kleine Szene der Gastgeber hatten etwas vorbereitet und so freute sich der Löwe aus dem VfB-Vereinswappen auf einen Sonntagsbraten, mit dem vermutlich die Schwäne gemeint waren. Aus dem kleinen Heim-Block wurde auch ab und an supportet, was natürlich hinter den Gesängen aus dem Gäste-Block verblasste. Allerdings geriet das Liedgut aus der Zwigge-Kurve zum Teil langatmig und einschläfernd. Zu lang wurden manche Lieder getragen, zu speziell waren die Melodien. Das war schon sehr ‚ultra‘ und nullkommanull aufs Spielgeschehen bezogen.  Der Kick war in der ersten Hälfte auch ziemlich unterirdisch. Der FSV hatte zwei Tor-Chancen, die ungenutzt blieben, ansonsten war König Fehlpass sehr präsent. Das änderte sich in Hälfte zwei, als die Gäste zielstrebiger auftraten. An das späte Führungstor für die Gäste zehn Minuten vor dem Ende habe ich aber trotzdem nicht mehr geglaubt. Treffer Nummer zwei in der Nachspielzeit war dann nur noch abschließende Kosmetik.

Aue – So., 19.11.2023, 11:00

SV Auerhammer II vs SV Eisen Erla-Crandorf 3:1

Sportplatz Auerhammer, 27 Zuschauer, Kreisklasse Erzgebirge West
Was tun mit überschüssiger Zeit am Vormittag. Die Frage beantwortete sich fast von selbst, allerdings war das Angebot an brauchbaren Veranstaltungen überschaubar. So landete ich im Erzgebirge, genauer gesagt einem Vorort von Aue, beim SV Auerhammer. Der Verein kokettiert mit der Bergbau-Vergangenheit der Region. Auf der als etwas schrullig zu bezeichnenden Anlage hat eine Grubenbahn aus einem Bergwerk ihr letztes Zuhause gefunden. Bedingt durch das Landschaftsprofil verfügt der Platz an seiner Waldseite über eine Naturtribüne, von der man einen schönen Blick über die Umgegend hat. Ein schöner Ort, der mich auch darüber hinwegsehen ließ, dass lediglich die Reserve der Gastgeber ihr Heimrecht ausübte und das auf überschaubarem Niveau. Kreisklasse bedeutet in dieser ja eher strukturschwachen Region offensichtlich schon, dass die Athletik etwas auf der Strecke bleibt und das Dargebotene überwiegend in die Kategorie ‚Gebolze‘ einzuordnen ist. Aber ab und an zeigten die beiden Kontrahenten aus dem unteren Tabellenfeld auch ein paar brauchbare Aktionen. Unter dem Strich habe ich auch schon schlimmere sportliche Bemühungen beobachtet. Garniert wurde der Kick von klischeehaften Zwischenrufen aus den lichten Zuschauerreihen. Das Gesamterlebnis war einfach Rumpelfußball as its best! Die Gastgeber verzeichneten nicht unverdient einen wichtigen Erfolg, der ihnen ein wenig Abstand zum einzigen Abstiegsplatz verschafft.

Plauen – Sa., 18.11.2023, 14:00

Vogtländischer FC Plauen vs BSG Chemie Leipzig 2:1

Vogtlandstadion, 2.255 Zuschauer, Sachsenpokal Achtelfinale
Bedingt durch die Länderspiel-Phase ergab sich ein spielfreies Wochenende. Also spielfrei in dem Sinne, dass der glorreiche Deutsche Meister von 1955 kein Pflichtspiel zu absolvieren hatte. Nach langer Überlegung und Kosten-Aufwand-Erlebnis-Abwägung entschied ich mich zur Reise ins Vogtland, wo sich zwei attraktive Landespokal-Spiele anboten. So eierte ich samstags früh los und in aller Ruhe zum ersten Zielort Plauen. Oberligist VFC empfing im Achtelfinale den Regionalligisten aus dem Leipziger Stadtteil Leutzsch, der mit circa 700 Fans anreiste. Die ‚Badkurve‘ des VFC – so benannt wegen des hinter der Kurve befindlichen Freibades – hatte eine Choreo vorbereitet. „Vater und Sohn auf dem Weg zur Pokalsensation“ stand auf einem großen Banner zu lesen und am Zaun prangte die Darstellung eine Straßenszene in Plauen. Die Choreo hatte übrigens Bezug zu einem bekannten, lokalen Künstler aus dem letzten Jahrhundert, der Opfer des nationalsozialistischen Regimes wurde. Die Chemiker hatten reichlich chemische Produkte mitgebracht und entließen eine ordentliche Rauchwolke in den Clubfarben in den Nachmittagshimmel. Die Stimmungshoheit war natürlich auch in der Gästekurve zu finden, gegen diese Masse hatten die 50 Leute in der Badkurve, unter denen ein paar Gestalten der Szene von Wacker Nordhausen zu finden waren, trotz 90 Minuten Vollgas natürlich keine Chance.
Anders sah das auf dem Rasen aus. Zwar schaffte es die Gäste-Mannschaft im ersten Durchgang die Verhältnisse auf den Rängen zu spiegeln und den VFC klar zu beherrschen, jedoch offenbarte sich auch den tapferen Gastgebern während der ersten 45 Minuten schon die eine oder andere Gelegenheit. Die besseren dieser Art hatte allerdings die Betriebssportgemeinschaft, jedoch wurden mehrere glasklare Chancen vergeben und nur ein Mal das Netz gebeult. Zu wenig, wie sich in Hälfte zwei herausstellte, denn der VFC kam mit dem Messer zwischen den Zähnen aus der Kabine und haute nun alles raus. Es dauerte auch nicht lange, bis Mut und Einsatz belohnt wurden und nach etwas mehr als einer gespielten Stunde war das Resultat gedreht und der Außenseiter in Führung. Wer nun das große Aufbäumen bei den Gästen erwartet hatte, sah sich getäuscht. Zwar war die individuelle Überlegenheit erkennbar, aber das machten die Vogtländischen durch Kampf wieder wett. In der Schlussphase wurde es vor dem VFC-Tor nochmal brenzlig, aber dank eines starken Schlussmannes konnte dem runden Streitobjekt der Weg ins aber Tor verwehrt werden und die Pokal-Überraschung war perfekt.

Dublin – So., 12.11.2023, 15:00

Bohemian FC vs St.Patrick’s Athletic FC 1:3

Landsdowne Road Stadium, 43.881 Zuschauer, FAI-Cup Finale
Länderspiele hauen mich ja innerhalb Europas nicht vom Sockel und werden konsequent gemieden. Das führte dazu, dass so ziemlich die einzige Option, ein Spiel im irischen Nationalstadion zu sehen, dem Landsdowne Road Stadium, welches sich Rugby- und Fußballverband teilen, das irische Pokalfinale war, welches seit einigen Jahren dort ausgetragen wird. Leider hatte ich einen Spielbesuch im alten Stadion, welches an selber Stelle stand und im Jahre 2007 dem Neubau weichen musste, versäumt. Lediglich ein ‚trockener‘ Rundgang hatte während eines Urlaubs in den 90ern mal stattgefunden. Der neue Tempel kann sich aber durchaus sehen lassen und gewinnt vor allem durch die platzbedingt schmale nördliche Hintertorseite absolute Individualität. Natürlich wird das Stadion durch einen Sponsorennamen entwürdigt, aber diese werden von mir ja auch konsequent missachtet, sofern irgendwie möglich. Mit den ‚Bohs‘ und den ‚Pats‘ hatten zwei Clubs aus Dublin das Finale erreicht – eine attraktive Spielpaarung, die eine gute Zuschauerzahl erhoffen ließ. Eine noch bessere Konstellation wäre durch die Teilnahme der Shamrock Rovers oder Shelbourne anstelle der Athletics möglich gewesen, zumindest was den Faktor Rivalität betrifft.
Dennoch bedeuteten fast 44.000 Zuschauer einen All-Time-Record für ein Fußballspiel zwischen zwei irischen Vereinsmannschaften und hinsichtlich üblicher Zuschauerzahlen von 3.000 oder 4.000 Besuchern bei normalen Liga-Spielen war das wirklich beachtlich. Offiziell war das Spiel sogar ausverkauft, denn es wurden alle 48.000 verfügbaren Tickets abgesetzt, jedoch lösten unerklärlicherweise über 4.000 Personen ihre Zutrittsberechtigung nicht ein. Das Verhältnis der Bohs- zu den Pats-Sympathisanten lag bei ungefähr 70:30, die Bohemians sind zusammen mit den Shamrock Rovers halt der beliebteste Club des Landes. Geplante Choreos auf beiden Seiten wurden aus mir nicht näher bekanntem Grunde sehr kurzfristig auf Weisung der Feuerweuhr durch den Verband verboten. Stattdessen qualmte es in beiden Kurven reichlich. Mit Pyro-Einsatz hatte ich gerechnet, allerdings nicht in dieser Masse. Aufgrund der Rauchentwicklung verzögerte sich der Anstoß um mehrere Minuten. Ganz schön heißblütig, die kühlen Iren. Eine ganze Reihe Rauch- und Bengal-Fackeln wurden – auch bei späteren Aktionen – auf den Pitch entsorgt und ich fand es erstaunlich, dass die Jungs und Mädels in der Kurve ohne jede Maskierung agierten und wie entspannt und folgenlos die Wurfgeschosse von den herbeieilenden Firefightern entsorgt wurden. Wohl auch nur eine Frage der Zeit bis Repressionen und Sanktionen in die irische Liga Einzug halten.
Ist aber noch nicht so und daher wurde auch nach den Toren immer ordentlich gezündelt und das Spielfeld mit pyrotechnischen Produkten bedacht. Die Stimmung konnte allerdings mit den optischen Elementen nicht mithalten. Nicht weiter verwunderlich, da beide Szenen bei Liga-Spielen nicht mehr 70-80 (Bohs) oder 40-50 (Pats) Aktive im Block stehen haben dürften. Beim heutigen Finale fanden sich zwar deutlich mehr Leute in den ‚Singing Sections‘ ein, aber um einen 50tausender zu rocken, reichte das nicht aus. Die Bohemians waren als leichter Außenseiter aufgedribbelt, kamen aber deutlich besser in die Partie als Patrick seine Athleten und gingen früh durch einen Foulelfmeter in Führung. Allerdings hatte diese nicht lange Bestand, denn die Pats konnten unerwartet mit der ersten gefährlichen Aktion durch einen Kopfball nach einer Freistoß-Flanke ausgleichen. Bis zum Seitenwechsel zeigte sich das Geschehen ausgeglichen. Spielerisch hochwertig war es natürlich eh nicht, ein Vergleich zu einer deutschen Liga zu ziehen, verbot sich aber, denn der hiesige Fußball-Stil ist einfach ein ganz anderer. Kurz nach dem Seitenwechsel gingen die Athletics durch ein Eigentor in Führung und die Bohemians bissen sich danach die Zähne an der gut auf- und eingestellten Defensive von St.Patrick’s aus. Es gab kaum Abschlüsse und als die Pats nach einem katastrophalen Ballverlust in der Schlussphase den dritten Treffer erzielten war das Guinness gelutscht.

Portadown – Sa., 11.11.2023, 15:00

Portadown FC vs Dergview FC 4:1

Shamrock Park, 500 Zuschauer, NIFL Championship
Die grüne Insel war das Ziel. Als Warm-up vor dem sogenannten ‚Zielspiel‘ am Folgetag ging es über Dublin ankommend in den britischen Nordteil des Eilands. Grundsätzlich benötigt man für die Einreise ins Vereinigte Königreich einen Reisepass. Ausnahme ist die Einreise von der Republik Irland nach Nordirland, wofür der Personalausweis ausreicht. Auch das ist lediglich offiziell der Fall, denn de facto gibt es keine Grenzkontrolle. Man merkt nicht einmal, dass man die Grenze zu Nordirland übertritt. Während in der Republik, die ersten beiden Ligen die aktuelle Saison, welche mit dem Kalenderjahr gespielt wird, bereits beendet haben und nur wenig attraktives unterklassiges Gerümpel möglich war, bot der nordirische Liga-Fußball geräumige Auswahl. Die Entscheidung fiel schließlich gegen mögliche zwei Spiele in Dublin und für das Spiel in Portadown, einer Kleinstadt südwestlich von Belfast gelegen. Lediglich zweitklassig wird dort aktuell gekickt, nach dem der Club im Sommer aus dem Oberhaus abgestiegen ist. Allerdings ist die sofortige Rückkehr das Ziel und die ‚Ports‘ mischen auch aussichtsreich im Kampf um den Aufstieg mit. Die Fans wissen das allerdings nicht so recht zu honorieren, denn nur gut 500 Leute verloren sich auf der einzig geöffneten Haupttribüne. Dazu sei aber gesagt, dass dem PFC auch in Erstliga-Zeiten nicht das schmucke Stadiontor eingerannt wurde.
Der Grund, warum ich mich für dieses Spiel entschieden hatte, war die sehenswerte alte Giebeldach-Tribüne, der alte ‚Main Stand‘. Zwei Fakten waren mir vorher allerdings unbekannt. Zum einen, dass die Tribüne für den Zuschauerbetrieb gesperrt ist und zum anderen, dass der durchaus eindrucksvolle nostalgische Bau im Sterben liegt. Die Betrachtung aus nächster Nähe offenbarte ein trauriges Bild und lässt stark vermuten, dass die Tage der Tribüne gezählt sind. Leider wissen die Clubs auf den britischen Inseln den ideellen Wert dieser klassischen Tribünen-Bauwerke offensichtlich nicht richtig einzuschätzen. Das Resultat ist Vernachlässigung der Bausubstanz bis zum unvermeidlichen Abriss. Als Ersatz folgt dann in der Regel eine typische gesichtslose Tribüne von der Stange, die jeglichen Wiedererkennungswert missen lässt. Aber sicherlich ist das kein allein britisches Merkmal, sondern in Mittel- und Westeuropa leider ein genereller Usus. Dieser frisst sich mittlerweile auch durch Osteuropa und mit jedem ausgelöschten Ground geht leider ein wertvolles Stück Nostalgie, Tradition und Identität im Fußball verloren. Eine Besonderheit hatte das Spielfeld zu bieten, denn dieses zeigte ein bemerkenswertes Quergefälle, wie ich es bisher noch nirgendwo gesehen hatte. Die Ports klärten die Verhältnisse gegen den kleinen Club aus einem noch kleineren Ort schon in der ersten halben Stunde und führten nach Ablauf dieser bereits mit 3:0. Der Gäste-Treffer im Laufe des zweiten Durchgangs änderte nichts und kurz vor Schluss wurde der alte Abstand wiederhergestellt. Nach dem Abpfiff ging es zügig zurück in den Übernachtungs-Stützpunkt Dublin, um den Pub-Besuch nicht unnötig hinauszuzögern.

Dortmund – Sa., 04.11.2023, 18:30

BV Borussia Dortmund 09 vs FC Bayern München 0:4

Westfalenstadion, 81.365 Zuschauer, 3.Liga
Bedingt durch die Dauerkarten des Arbeitgebers, die jederzeit verfügbar sind, sofern kein Geschäftspartner bespaßt werden will, habe ich schon einige Heimspiel des BVB gesehen. Der Prestige-Kick gegen den Rekordmeister aus Minga fehlte aber noch und die Firma musste beim Spielbesuch gar nicht mal unterstützend eingreifen. Oder irgendwie doch, aber anders. Eine Arbeitskollegin ist ebenfalls Dauerkarteninhaberin, war aber verhindert und überließ mir freundlicherweise ihr Ticket. Also eibelte ich direkt vom Sieg des glorreichen Meisters von 1955 über die Bielefelder Arminia gen Dortmund und traf, dank Zufallsfund einer günstigen Parkgelegenheit, eine Stunde vor Kick-off im Stadion. Die Südtribüne bot als Intro ein Fahnenmeer aus mehr als 200 Schwenkern. Starkes Bild. Die Bazis hatten ihr Kontingent natürlich ausgenutzt, optische Besonderheiten blieben aber aus. Die Borussia gestaltete das Spiel ausgeglichen. Zumindest die ersten zwei Minuten. Mit dem ersten Eckball gingen die Gäste von der Isar in Führung. War aber auch katastrophal verteidigt, das Ding. Noch nicht einmal zehn Minuten waren gespielt, als die Bayern einen schnellen Konter fuhren. Hummels wurde von Sanè in einem Tempo überlaufen, dass der Dortmunder nach dem Spiel sicherlich mit Schwindelanfällen zu kämpfen hatte. Kane brauchte in die flache Hereingabe von der linken Seite nur den Fuß halten und das Spiel war quasi entschieden. Für einen neutralen Besucher wie ich einer war, war die frühe Zwei-Tore-Führung der Bayern natürlich eine Katastrophe, denn das Spiel mutierte zum Langweiler, was natürlich mitnichten an der fußballerischen Qualität lag.
Was die Münchener bis zum Seitenwechsel zeigten, war eine Machtdemonstration. Die Bayern kombinierten schnell und sicher und boten dem Gegner kaum Raum zur eigenen Entfaltung. Gerade einmal eine gute Möglichkeit konnten sich die Gastgeber erspielen, die aber kurz vor dem Pausenpfiff vergeben wurde. Im zweiten Abschnitt schaffte es der BVB zwar, etwas besser mitzuspielen, aber vermutlich eher, weil die Süddeutschen ein wenig den Fuß vom Gas nahmen. Die Kontrolle verloren sie dennoch nie und daran hätte auch ein durchaus möglicher Anschlusstreffer nichts geändert. Aber die Gäste hatten auch weiterhin gute Torgelegenheiten und spätestens als Kane 20 Minuten vor Schluss das dritte Bayern-Tor markierte, war der Drops gelutscht. Der dritte Kane- und damit vierte Bayern-Streich in der Schlussphase bedeutete dann spätestens ein kleines Debakel für die mit großen Hoffnungen und Ambitionen in das Spiel gestarteten Gastgeber, aber der Sieg ging auch in dieser Höhe durchaus in Ordnung. Der BVB-Anhang ließ sich von diesem Klassenunterschied nur kurz irritieren und zollte dem Team, welches ja im Rahmen seiner Möglichkeiten auch alles versuchte, Respekt und supportete mit voller Kapelle bis zum Ende. Zusammen mit der Gäste-Szene hatte es im Laufe der ersten Halbzeit eine gemeinsame, abgesprochene Aktion gegen die egoistische Ansetzung des Supercup-Spiels (das ja irgendwie eh keinen richtigen Fan interessiert) durch den Verband am Wochenende der ersten DFB-Pokal-Runde gegeben, weshalb die Teilnehmer an diesem sportlichen uninteressanten und wertlosen Sinnlos-Spiel – Bayern und Dosenbrause Leipzig – ihre Erstrunden-Spiel ja verlegen mussten.

Essen – Sa., 04.11.2023, 14:00

Rot-Weiss Essen vs DSC Arminia Bielefeld 2:1

Stadion an der Hafenstraße, 19.200 Zuschauer, 3.Liga
RWE gegen Arminia, eines dieser vielbemühten Traditionsduelle. Zuletzt gab es ein Aufeinandertreffen vor etwas mehr als drei Jahren im DFB-Pokal. Damals hieß der Vergleich noch Regionalliga gegen Bundesliga. Mit dem besseren Ende für den Regionalligisten – das nur am Rande. Nachdem der glorreiche Deutsche Meister von 1955 im letzten Jahr die Schweineliga aber im gefühlten 84. Versuch endlich verlassen hat und die Arminen einen atemberaubenden Durchmarsch aus der Beletage in die falsche Richtung hingelegt haben, ist es heuer ein Duell auf Augenhöhe. Beide Mannschaften hatten so ihre Probleme zu Saisonbeginn. Das Team aus der Stadt, die es gar nicht gibt, kam noch etwas schlechter aus der Hüfte als die Roten, aber beide Teams waren nach nun jeweils drei Siegen in Folge sowas wie die Mannschaften der Stunde. Die Fanszene der Arminia hatte Bock und dribbelte zahlreich auf, denn sämtliche 2.512 Gäste-Tickets wurden an den Mann gebracht. Das gilt aber auch für den Anhang des glorreichen RWE. Der Zuschauerzuspruch ist ja eh nicht übel, da aber nach den drei Siegen, beinahe jeder wieder vom Europapokal träumt, wurde auch der Heimbereich im Vorverkauf komplett gefüllt, so dass am heutigen Tag ‚sold out‘ vermeldet werden durfte. Starke Sache. Auch die Gattin zeigte sich beflügelt vom rot-weissen Aufschwung und erlebte ihr erstes Liga-Heimspiel der Saison. Dürfte vermutlich der einzige RWE-Sympathisant sein, der Saison für Saison regelmäßig mehr Auswärts- als Heimspiele sieht. Hätte ich des jetzt gendern müssen? Egal!
Die Ostwestfalen hatten eine Mini-Choreo im Gepäck und reckten Doppelhalter mit einzelnen Buchstaben in die Höhe, welche die Region ihrer Herkunft verrieten. Zwar ganz nett, konnte aber aufgrund schwieriger Windverhältnisse nur mühsam umgesetzt werden. Von der rot-weissen Szene gibt es bei Heimspielen unbefristet weiterhin nix Optisches, solange die im letzten Jahr ausgesprochenen Betretungsverbote weiter gültig sind. Die DSC-Kurve zeigte sich gesanglich bestens aufgelegt und setzte sich im Gäste-Lautstärke-Ranking in der bisherigen Saison klar an die Spitzenposition. Der eine oder andere Chant wurde vielleicht etwas zu lang durch den Block getragen, aber dennoch verdiente der akustische Auftritt eine glatte ‚Eins‘. Da konnte die ‚Westkurve‘ – man muss ja leider konstatieren: wieder einmal – nicht mithalten. Wie schon einige Male erlebt, gelang es nicht, das Potential der Kurve abzurufen. Zu oft reduziert sich der Support auf die gestandenen Ultra-Gruppen. Das oft bemühte Argument, dass die Stehtribüne mit dem Erfolg viele neue mit dem Liedgut nicht vertraute Zuschauer hinzugewonnen hat, halte ich für vorgeschoben. Die Zuschauerzahlen sind ja schon seit dem Aufstieg im letzten Jahr stabil stark und waren auch davor schon sehr ordentlich. Ultra täte gut daran, einfach noch öfter älteres und eingängiges Liedgut zu bemühen, denn neben größerer Textsicherheit, fremdelt die Menge damit nicht wie bei ultra-orientierten Liedern und steigt viel leichter ein. Ist aber letztlich auch ein Klagen auf hohem Niveau, denn es gibt hinsichtlich Stimmung sicherlich schlechtere Orte als die Bude an der Hafenstraße.
Die Kämpen in Rot und Weiss schienen sich jedenfalls wohl zu fühlen und legten mit durch drei Siege in Folge gestärktem Selbstbewusstsein im ersten Durchgang einen starken Auftritt hin. Druckvoll und kombinationssicher wurde immer wieder der Weg in Richtung Gäste-Tor gesucht, was schon nach 20 Minuten mit dem Führungstreffer belohnt wurde. Wenn man der Mannschaft was vorwerfen konnte, dann, dass sie vor dem Seitenwechsel nicht den zweiten Treffer markierte. So war die Führung mehr als dünn und geriet mit stärker werdenden Arminen im zweiten Durchgang in Gefahr. Hochkarätige Chancen für die Gäste ergaben sich zwar nur wenige und auch der RWE hatte weitere gute Möglichkeiten, aber dennoch zappelte die Kirsche dann vier Minuten vor dem Ende abgefälscht im Netz hinter dem wieder starken Golz. Aber die Situation ist halt eine andere als noch vor Wochen oder in der vergangenen Spielzeit und so versuchten es die Roten noch einmal. Als es für den glorreichen RWE in der Nachspielzeit noch einmal Freistoß in Höhe des rechten Strafraum-Ecks gab, unkte ein Gefährte schon, dass es nun einschlägt, da wir nix anderes mehr können, als mit 2:1 zu siegen. Das Ende ist bekannt und mit dem vierten 2:1 in Folge wurde gar der Relegationsplatz erklommen. Mit 24 Punkten sind nun auch schon mehr als die Hälfte der für den Klassenerhalt benötigten Zähler im Sack und der aktuelle Höhenflug will nach 15 Jahren Regionalliga, unterbrochen von einem Jahr fünftklassiger NRW-Liga, sowie einer schwierigen letztjährigen Drittliga-Saison, einfach nur genossen werden. Bitte weitermachen!

Straelen – Di., 31.10.2023, 19:00

SV Straelen vs Rot-Weiss Essen 0:4

Stadion an der Römerstraße, 1.187 Zuschauer, Niederrheinpokal Achtelfinale
Die dritte Runde des Verbandspokals führte den RWE in die Blumenstadt an der niederländischen Grenze. Natürlich war das keine unlösbare Aufgabe, aber auch ein Oberligist kann Fußball spielen. So begann dieser auch forsch und versuchte mitzuspielen. Der RWE trat mit dem zweiten Anzug an und dieser saß zu Beginn noch nicht so recht. Ersatz-Schnappmann Wienandt, welcher Golz üblicherweise in den Pokalspielen vertritt spielte nach wenigen Minuten einem Straelener Angreifer den Ball unbedrängt in den Fuß, bügelte seinen Fehler aber selbst wieder aus. Das war es aber auch schon mit der Torgefahr der Gastgeber und die Roten erlangten die vollständige Kontrolle über die Partie. Mit Disziplin und Geduld kam dann auch der Erfolg, auch wenn das von den Gästen gebotene sicherlich kein formvollendeter spielerischer Augenschmaus war. Ein Doppelschlag vor der Pause sorgte für klare Verhältnisse und Treffer Nummer drei wenige Minuten nach dem Wiederanpfiff klärte die Geschichte endgültig. Der vierte Treffer kurz vor dem Ende war nur noch Kosmetik und die Pflichtaufgabe wurde bei ungemütlicher, regnerischer Witterung gelöst.