
Rot-Weiss Essen vs SC Verl 0:5
Stadion an der Hafenstraße, 14.907 Zuschauer, 3.Liga

Vor etwas mehr als 20 Jahren verlor der RWE daheim gegen den SC Verl mit 0:5. Wer damals dachte, das kann nie wieder passieren, sah sich heute um 15:50 Uhr schwer getäuscht. Aber der Reihe nach. Im Prinzip war ich heute positiv gestimmt, als ich mich jedoch dem Stadion näherte beschlich mich ein schlechtes Gefühl, was nichts heißen muss, denn die Roten haben mich in all den Jahrzehnten ausreichend weichgekocht, dass ich öfters äußerste Skepsis verspüre. Die Gäste waren mit Ihrem üblich 70 Mann-Pöbel angereist, von denen knapp die Hälfte um akustische Unterstützung bemüht war. Während ich eigentlich keine negativen Empfindungen für SC Verl habe, scheint das beim Anhang der Schwarz-Weißen umgekehrt zu sein. Also, wahrscheinlich meinen die Ostwestfalen nicht mich persönlich, aber gegen den RWE wird immer ordentlich gepöbelt. Finde ich grundsätzlich witzig, da oft alte Gassenhauer dafür bemüht werden, nutzt sich aber langsam auch ab. Abgenutzt schienen auch die Rot-Weissen, die zwar bemüht wirkten, aber nach einer Viertelstunde in absolute Harmlosigkeit abrutschten. Nach einem ersten Warnschuss an den Innenpfosten, fiel fünf Minuten vor der Pause der Treffer zum 0:1, bei dem der beinahe auf der Torlinie stehende Torschütze sträflich allein gelassen wurde.
Das Tor schien der Mannschaft einen spürbaren Knacks verpasst zu haben, denn danach lief gar nichts mehr zusammen. Bezeichnend, als Müsel und Brumme beinahe teilnahmslos zur Eckfahne schlurften, die Körpersprache sagte schon einiges aus. Konträr dazu entstand aber aus dieser Ecke die erste brauchbare Chance, die Obuz vergab. Wer gehofft hatte, dass sich nach dem Seitenwechsel etwas ändert, war auf dem Holzweg. Das Spiel lief zwar zunächst ausgeglichen, aber ein Handelfmeter – den es niemals hätte geben dürfen, da Alonso die Kirsche nach Hackentrick eines Verler Akteurs aus einem Meter an den Arm bekam – nach einer Stunde Spielzeit zog den Roten endgültig den Zahn. Mit dem 0:3 nach indiskutablem Defensivverhalten nur zwei Minuten später war der Drops endgültig gelutscht, obwohl noch beinahe eine halbe Stunde zu spielen war. Treffer nur vier und fünf grenzten schon beinahe an Arbeitsverweigerung der Abwehrreihe und Torwart Golz konnte einem nur noch leidtun. Matchwinner war Oliver Batista-Meier, beim FC Bayern ausgebildet, der mit einem lupenreinen Hattrick und dem Assist zum ersten Treffer glänzte. Sechs Gegentreffer in den ersten acht Saisonspielen waren Liga-Spitze und nun gab es in zwei Spielen deren neun.
Und da ist sie nun wieder die leidige Trainerdiskussion, die bei mir individuell allerdings auch nie gestoppt wurde. In der Schlussphase waren nun wieder deutliche Unmutsbekundungen gegen den Trainierer zu hören und ich fühle mich bestätigt, dass die Entwicklung unter diesem Statisten keine entscheidenden Fortschritte erfahren wird. Und weiterhin hoffe ich trotz fehlendem Glauben daran, dass der Vorstand die Situation sensibel beobachten und bewerten und eine eventuell erforderliche unpopuläre Entscheidung nicht zu spät treffen wird. Zumal die Stimmung im Umfeld zu kippen droht, was nicht unterschätzt werden sollte. Die Ultra-Fraktion stellte den Support in den letzten Minuten ein, nahm die Fahnen ab und verließ das Stadion fluchtartig mit dem Abpfiff. Die nächsten beiden schweren Partien beim Dortmunder Nachwuchs und gegen Saarbrücken mutieren nun schon zu Schicksalsspielen.





