
SpVgg Unterhaching vs Rot-Weiss Essen 4:0
Sportpark Unterhaching, 3.600 Zuschauer, 3.Liga

Es gibt so Tage, die kann man einfach nur vergessen. Die ganze Nummer fing schon damit an, dass der Spielplangestalter der Meinung war, das am weitesten entfernte Auswärtsspiel auf einen Mittwoch zu legen. Das nenne ich mal Fingerspitzengefühl. Einen Urlaubstag zu nehmen war aufgrund der Personalsituation am Arbeitsplatz nicht möglich, daher wurde kurzerhand ein günstiger Flug ab Köln nach München gebucht und am Spieltermin der Arbeitstag um 12:45 Uhr beendet. Eurowings brachte mich pünktlich zu Straußens Franz-Jupp sein Airport und als ich am Fahrkarten-Automaten ein Ticket für die S-Bahn lösen wollte, schenkte mir eine ältere Dame ihr ‚Bayern-Ticket‘, welches sie nicht mehr benötigte. Vergelt’s Gott und das war auch schon das Highlight des Tages. So konnte ich mich mit den üblichen Genossen vor dem Spiel noch in einem Biergarten auf ein Helles und ein Schnitzel treffen, bevor es zum Sportpark in die Münchner Vorstadt ging. Vor knapp 27 Jahren weilte ich zum ersten und einzigen Mal in Unterhaching und sah den glorreichen RWE mit 2:0 verlieren. Die Hoffnung war groß, dass es dieses Mal ein erfreulicheres Ergebnis geben sollte, aber eigentlich konnte man schon nach zehn gespielten Minuten erahnen, dass dem nicht so sein wird. Wundertrainer Dabrowski hatte eine seiner fantastischen Eingebungen und ohne Not die funktionierende und eingespielte Defensiv-Reihe auseinander gerissen, um die Belastung in den ‚englischen Wochen‘ zu steuern. Leider steuerte er damit auch in fehlende Grundordnung, denn die Formation fand sich nicht schnell genug untereinander zurecht, so dass die Hachinger immer wieder mit schnellen Vorstößen gefährlich wurden.
Die Spielvereinigung wirkte frischer, wendiger, ballsicherer und war verdammt torgefährlich. Schlussmann Golz konnte aber die ersten Möglichkeiten noch vereiteln und dann bot sich Obuz plötzlich die Gelegenheit zu schmeichelhaften Führung, die er aber noch weniger schmeichelhaft vergab. Es kam dann was kommen musste, nach einer Ecke konnte Fetsch unbedrängt zum ersten Treffer einköpfen. Und Haching macht weiter. Beim zweiten Tor noch vor der Pause lag zwar ein Foulspiel vor – dieses Tor hätte nicht zählen dürfen – aber Fehlentscheidungen gleichen sich ja über die Saison meist weiterstgehend aus, siehe letzten Sonntag beim Spiel gegen Dynamo. Damit hingen die Trauben für den zweiten Durchgang nun verdammt hoch. Und zwar zu hoch. Am Spielgeschehen änderte sich nicht viel, auch wenn die Roten nun etwas bemühter zu sein schienen. Der eingewechselte Brumme avancierte dann zur tragischen Figur. Zunächst verpasste er mit dem schwächeren rechten Fuß die Chance auf den Anschluss und nur zwei Minuten verlor er im eigen Sechzehner den Ball als letzter Mann, so dass die Gastgeber in einer Zwei-gegen-Eins-Situation gegen Golz den dritten Treffer markieren konnten.
Damit war der Drops dann auch endgültig gelutscht. Das vierte Tor in der Nachspielzeit diente nur noch dazu, das bis dato gute Torverhältnis endgültig zu zerstören. Es war der berühmte gebrauchte Tag. Wie sehr der RWE neben der Spur stand, zeigte sich spätestens als Wiegel in der Schlussphase die Urzelle aller falschen Einwürfe reproduzierte. Bei dem für diesen Spielbesuch zu betreibenden Aufwand eine solche Leistung hingeblättert zu bekommen, schmeckte natürlich bitte und war frustrierend. Der für einen Mittwoch zahlenmäßig beachtliche Rot-Weiss-Anhang entschied sich nach dem Abpfiff dennoch gegen Unmutsbekundungen und für den Aufbau der Mannschaft und das Beschwören des Zusammenhalts. Eine gute Wahl, denn Verunsicherung hatten wir in der Rückrunde der letzten Saison schon ausreichend. Ein wenig Sorge bereitet aktuell die Auswärtsbilanz. Saisonübergreifend gab es in 2023 in 15 Auswärtsspielen zehn Niederlagen und nur einen Sieg, wenn man den Erfolg gegen Zwickau am grünen Tisch nicht beachtet. Ohne die aktuell gute Performance daheim, sähe es schon wieder besorgniserregend aus.











