
Rot-Weiss Essen vs SG Dynamo Dresden 3:1
Stadion an der Hafenstraße, 18.657 Zuschauer, 3.Liga

Bekanntermaßen bin ich kein Befürworter von Christoph Dabrowski als Trainer des glorreichen RWE. Bei einer Aussage muss ich ihm allerdings uneingeschränkt Recht geben. Nach dem Spiel in Ulm in der vergangenen Woche sagte er, dass jedes Spiel in der 3.Liga ein Abnutzungskampf sei. Und das ist absolut treffend, das zeigte auch wieder die Partie gegen den Tabellenführer aus dem Freistaat Sachsen. In dieser Liga kann jeder jeden schlagen, daher hatte ich einen Erfolg gegen Dynamo nicht für unmöglich gehalten, wäre aber vor dem Anpfiff mit einem ebenso möglichen Remis zufrieden gewesen. Eben weil eine Niederlage doch die wahrscheinlichste Variante zu sein schien. Dynamo mit fünf Siegen in Folge, der RWE noch ohne Heimniederlage gegen Dresden – eine Serie musste heute reißen. Die Gäste begannen mit dem erwartbaren Selbstbewusstsein und bestimmten die Partie. Das präzise Kurzpassspiel, mit dem sich die Scharz-Gelben immer wieder nach vorne durchkombinierten war schon eindrucksvoll, wurde aber auch dadurch begünstigt, dass die rot-weisse Defensive viel zu viel Raum gewährten und daher meist hinterherlief. Dadurch kam es zu gefühlt überdurchschnittlich vielen Torraumszenen für die Gäste, richtig klare Möglichkeiten blieben aber Mangelware und die meisten Bälle wurden auch gar nicht aufs Tor gebracht. Da Fußball zum Glück nicht berechenbar ist, denn dann wäre dieser Sport äußerst langweilig, stellten die Roten die Partie dann kurzerhand auf den Kopf. Nachdem Harenbrock eine erste Chance nicht nutzen konnte, entstand aus dem daraus resultierenden Eckstoß der Führungstreffer durch einen Bilderbuchkopfball von Felix Götze.
Dynamo zeigte sich wenig beeindruckt und spielte einfach druckvoll weiter, aber eben auch weiter erfolglos. Mit dem Seitenwechsel schaffte es unser Erfolgstrainer dann tatsächlich mal, eine sinnvolle Entscheidung zu treffen und stellte um auf die 5er-Kette, um damit die Räume zu verdichten und dem Tabellenführer die Möglichkeiten zur Entfaltung zu nehmen. Das funktionierte auch, zwar waren die Gäste weiterhin spielbestimmend, aber das Angriffsspiel verlangsamte sich und damit gab es für die RWE-Deckung mehr Zeit die Angriffe anzunehmen. Wie Lymphozyten an in den Körper eindringende Viren hefteten sich nun die rot-weissen Verteidiger an die Dynamo-Stürmer und lösten ihre Aufgaben nun deutlich konsequenter als im ersten Durchgang. Dadurch kam Dynamo nun zu deutlich weniger Abschlüssen. Spätestens als Golz eine Viertelstunde einen technisch anspruchsvollen Schuss eines Dresdener Angreifers aus kurzer Distanz abwehrte, durfte man langsam an den Dreier glauben. Als Bastians zehn Minuten vor dem Ende nach einem Konter mit freundlicher Unterstützung der Unparteiischen – Vorlagengeber Berlinski stand klar im Abseits – den zweiten Treffer erzielte, war das Ding eigentlich durch.
Der gerade erst eingewechselte Doumbouya erzielte nach 719 gespielten Drittliga-Minuten endlich das erste Stürmer-Tor der neuen Saison und schweißte die Punkte damit endgültig ein. Der Gäste-Treffer tief in der siebenminütigen Nachspielzeit war nur noch die berühmte Kosmetik und drei nicht eingeplante Punkte waren im Sack. Der Dynamo-Anhang war wieder zahlreich angereist und machte ordentlich Radau. Optische Elemente blieben leider aus, aber losgelöst davon gehört der Verein mit seinem treuen und zahlreichen Anhang natürlich in höhere Gefilde, ist hinsichtlich der Rahmenbedingungen für mich ein klarer Bundesliga-Kandidat. Die Westkurve kam teilweise etwas dünn rüber – ja natürlich, mein räumlich näher zum Gästesektor liegender Platz begünstigt den subjektiven Eindruck – aber es ist auch offensichtlich, dass die Stimmung durch die offenen Ecken einfach entweicht wie Gas aus einer löchrigen Ballonhülle. Man kann nur hoffen, dass der aktuell im Rat der Stadt diskutierte Stadionausbau und damit der Lückenschluss bewilligt wird. Aber bis dahin werden noch einige Verhandlungsrunden erforderlich sein.









