
SSV Ulm 1846 vs Rot-Weiss Essen 2:1
Donaustadion, 8.649 Zuschauer, 3.Liga

Aus dem Urlaub in Rumänien ging es mit der geschätzten Gattin via Flughafen Memmingen nach Ulm. Nachdem die Donau während unserer Reise einen immer wiederkehrenden Begleiter darstellte, war es nur konsequent, dass der Trip nun im Donaustadion zu Ulm endete. Nach den zuletzt guten Spielen brannten bei einigen Anhängern schon die Euphorie-Sicherungen durch und manch einer wähnte den glorreichen RWE im Angriff auf die Aufstiegsplätze. Auch das ist halt Rot-Weiss. So wie nach einer Niederlage direkt der Weltuntergang befürchtet wird, sehen einige Anhänger den Verein nach ein paar ungeschlagenen Spielen kurz vor dem Sprung in den Europapokal. Der Auftritt bei den Spatzen zeigte dann schon wieder eher, wie die Mannschaft einzuschätzen ist. Der nach der eigentlich unnötigen Niederlage nun aktuelle zwölfte Platz dürfte nach meiner Meinung ungefähr das sein, was als realistisches Saisonziel genannt werden kann und mir persönlich würde das auch vollkommen ausreichen. In erster Linie bleibt es eh dabei, vier Knüppeltruppen zu finden, die am Saisonende hinter dem Deutschen Meister von 1955 platziert sind, alles andere wirkt sachlich betrachtet erst einmal vermessen. Der RWE spielte zunächst ganz ordentlich mit, auch wenn die Gastgeber leichte Feldvorteile verzeichnen konnten. Nachdem durch leichtfertige Foulspiele in Sechzehner-Nähe wiederholt Freistöße für den SSV in Kauf genommen wurden, zappelte die Murmel aus einem solchen resultierend dann nach gut zwanzig Minuten im Netz. Das verlieh den Ulmern Sicherheit, die daraufhin die Partie kontrollierten, allerdings nur zu wenigen Abschlüssen kamen. Die Defensive ist definitiv das Prunkstück des RWE, offensiv fand die Mannschaft dagegen (wieder mal) kaum statt.
Nach dem Seitenwechsel änderte sich eigentlich nichts. Und genau hier setzt meine Kritik am Trainierer an. Eigentlich jeder sah, dass die Mannschaft einen Impuls brauchte. Dabrowski weicht aber selten von seiner Strategie ab, vor der 65. Minute zu wechseln, was nicht nachvollziehbar ist. Auch eine Systemänderung war nicht zu erkennen und so durften die Spatzen ihr Spiel, mit dem sie die Roten locker kontrollierten, völlig ungestört weiter aufziehen. Unter Druck erscheint mir Dabrowski nicht flexibel, sondern ideen- und ratlos. Die Sturmspitzen blieben weiterhin völlig stumpf. Kein(!) Stürmertor in den bisherigen sechs Meisterschaftsspielen lassen wohl wenig Fragen offen. Dennoch verweigert sich der Mann an der Linie, dem jungen Vonic, aus der Regionalliga mit der Empfehlung von 22 Treffern gekommen, mal etwas mehr Spielzeit zu verschaffen oder diesen in die Anfangsformation zu stellen. Im schlimmsten Fall trifft er halt auch nicht und ist damit nicht schlechter als die aktuell gesetzten Kräfte. Stur am erfolglosen Line-Up festzuhalten erscheint aktuell jedenfalls die schlechteste Option. Der zweite Treffer fiel dann aufgrund eines Sekundenschlafs in der Defensive – kommt allerdings wirklich selten vor – als alle zuschauten wie ein aus drei Ulmer Spielern bestehendes Kollektiv die Kirsche letztlich ins Netz beförderte.
Damit war das Ding auch durch, was anders gewesen wäre, wenn Müsel kurz vor dem zweiten Gegentor die Riesen-Chance auf den schmeichelhaften Ausgleich genutzt und nicht aus kurzer Distanz kläglich vergeben hätte. Warum auch immer wachte der RWE nach dem zweiten Gegentor aber auf und versuchte mehr für die Offensive zu tun. Daraus resultierte kurz vor dem Ende zumindest der Anschlusstreffer durch einen abgefälschten 25-Meter-Strahl von Sapina. Die Ulmer vergaben dann noch nach einem Abspielfehler von Schnapper Golz die tausendprozentige Chance auf den dritten Treffer – aus zehn Metern kann man die Kirsche ruhig mal humorlos über den leeren Kasten jagen. Leider hatten die Roten an diesem Tage nicht die Qualität, diese Lässigkeit zu bestrafen und der SSV fuhr einen völlig verdienten Sieg ein. Nachdem man nun mal ohne großen Druck in ein Liga-Spiel gehen konnte, ist dieser unterschwellig wieder da. Die Tabelle ist traditionell wieder super-eng, Platz vier trennen von Platz 18 gerade einmal vier Punkte und der nächste Gegner heißt Dynamo Dresden, ein ganz dickes Kaliber. Abschließend bleibt noch der Anhang der Spatzen zu erwähnen, der sich – aufgrund einer Ultras-Freundschaft mit RWO – wiederholt mit Beleidigungen am glorreichen RWE abarbeitete. Na, wer’s braucht. Die rot-weisse Gemeinde reagierte darauf genau richtig, nämlich überhaupt nicht.













