Hunedoara – Sa., 16.09.2023, 11:00

CS Corvinul Hunedoara vs CS Muncitoresc Resita 2:0

Stadionul Michael Klein, 3.500 Zuschauer, Liga 2
Spielbesuche auf Urlaubsreisen bahnen sich in der Regel wie folgt an. Einige Wochen vor der Reise schaue ich mir die Spielpläne des betreffenden Landes an, sofern diese dann schon veröffentlicht worden sind. Für die zweite Liga Rumäniens war das tatsächlich der Fall. Daran orientiere ich dann grob die Reiseroute, wohlwissen, dass der erhoffte Plan aufgrund in vielen Ländern meist erst kurzfristig fixierter Ansetzungen eventuell nicht aufgehen wird. Dieses Spiel, respektive dieses Stadion, welches mir wirklich am Fußballherzen lag, wurde dann tatsächlich zum erhofften und perfekten Termin angesetzt. Dass es sich bei diesem Spiel zweier Aufsteiger dazu – trotz 150 Kilometer Fahrstrecke zwischen den beiden Orten – um ein Derby handelte, lernte ich allerdings kurz vor dem Anstoß. Corvinul ist hervorragend in die neue Saison gestartet und hat damit eine kleine Euphorie ausgelöst. Die deutlich vierstellige Zuschauerzahl ist im rumänischen Unterhaus der ersten Liga sicherlich kein Standard. Das Stadion hat, wie ja beinahe jedes Stadion unterhalb der höchsten Spielklasse, die besten Jahre lange hinter sich. Genau das verleiht dem weiten Rund aber einen unwiderstehlichen Charme, der sich in vielen Details widerspiegelt. Auffallend ist auch die für rumänische Verhältnisse herausragende Graffiti-Landschaft um das Stadion sowie in der Stadt und im Umland.
Die heute etwa 50 Köpfe starke aktive Gruppe der Gastgeber nennt sich ‚Peluza Nord‘, also ‚Nordkurve‘, ist allerdings in der Südkurve beheimatet. Für dieses Brisanzduell reiste sogar eine Busladung Gäste an – die ‚Guardia Ultra‘ machte erst einmal mit einem fetten Böller auf sich aufmerksam. Beide Seiten supporteten die ganze Partie über und lieferten sich ein aus mehreren Transparenten bestehendes Spruchband-Duell, in dem man sich gegenseitig die Ultra-Mentalität absprach. Interessanterweise setzten sich die Corvinul-Leute jedes mal auf die Stufen, während ein Transparent gezeigt wurde und der Support wurde eingestellt. Das hatte ich vorher nirgendwo gesehen, sollte möglicherweise die Wirkung der Spruchbänder verstärken. Die Gäste zeigten sich kreativ. Nach süffisantem Hinweis, dass ‚Ultra‘ nicht damit zusammen passt, sich von Offiziellen auf eine Pizza einladen zulassen, hielten sie jede Menge Pizza-Kartons in die Höhe. Im ersten Durchgang hielt das Gäste-Team noch ganz gut mit, im Laufe des zweiten Durchgangs war aber gegen die immer stärker aufspielende Heim-Mannschaft kein Kraut mehr gewachsen und die Punkte gingen auch verdient an Corvinul. Die Gäste-Fans mussten nach dem Spiel abgeschirmt von der Staatsmacht noch lange in ihrer Kurve verbleiben, bis die Abreise gewährt wurde. Nicht ganz ohne Grund, denn hinter der Kurve positionierten sich einige schräge Corvinul-Gestalten, welche wohl noch Klärungsbedarf abseits des Stadions sahen. Das Stadion trägt den Namen des Fußballers Michael Klein, der den Großteil seiner Karriere bei Corvinul verbrachte, dann relativ spät in seiner Karriere zu Bayer Uerdingen wechselte, wo er 1993 während eines Trainings an Herzversagen verstarb.