
SC Freiburg U23 vs Rot-Weiss Essen 0:2
Dreisamstadion, 2.027 Zuschauer, 3.Liga

Während sportlich alles in recht ruhigen Bahnen verläuft, sorgen hinter den Kulissen getroffene Entscheidungen zum Teil für wenig Verständnis. So wurde der Vorstand um eine Personalie erweitert und dass diese eine blau-weiße Vergangenheit hat, sorgt für Unruhe. Auch wenn es in erster Linie darum geht, den Verein weiter zu professionalisieren, und diese Entscheidung rational nachvollziehbar scheint, darf man die emotionale Wirkung nicht unterschätzen. Weiterhin wurde bekannt, dass es keine Neuverpflichtungen vor Ablauf der Sommer-Transferperiode mehr geben wird. Es stieß also weder für den Sturm noch für die Defensive eine dringend benötigte Alternative zum Kader hinzu. Stattdessen wurde ein neuer Rasen verpflichtet. Sicherlich eine nachvollziehbare, wenn nicht sogar unabdingbare Entscheidung, allerdings genießt auch das Thema Rasen ‚Sensibilität‘, denn das Abweichen von der Rollrasen-Strategie hin zum Einsähen war eine Fehlentscheidung, die dem Vorstand angelastet wird, denn dieser hat die Entscheidung ja auch final genommen. Die 125.000 Euro teure Kehrtwende kommt natürlich nicht gut an, zumal der Anhang diese Summe lieber in Beine statt Steine, respektive Rasen, investiert gesehen hätte.
Zumindest konnte die Reise nach Freiburg sportlich einigermaßen entspannt angetreten werden. Nach dem befreienden Heimsieg gegen die Preußen, war dem Team der Druck der unbedingten Siegespflicht genommen. Und im Vergleich zu den beiden bisherigen Auswärts-Auftritten zeigte sich auch eine ganz andere Mannschaft. Zumindest soweit das aus dem beschissensten Gästeblock des ganzen Landes zu erkennen war. Mit viel Selbstvertrauen und hoher Konzentration wurde dem technisch starken Nachwuchs des Bundesligisten begegnet. Dieser kombinierte sich zwar immer wieder stark in die rot-weisse Hälfte, konnte aber bis auf zwei Distanzschüsse keinen Ball auf das Tor bringen. Auf der Gegenseite hatte auch der glorreiche RWE immer wieder gute Aktionen und kam zu Abschlüssen. Nur in der Viertelstunde vor der Pause konnten die Gastgeber die Roten in die eigene Hälfte drängen und beschäftigen, aber auch das weiterhin ohne echte Torgefahr. Die Zuschauer hatten sich nach Wiederanpfiff noch gar nicht ganz sortiert, als Sapina einen fantastischen Steilpass auf Harenbrock durchsteckte, der eigentlich zu lange mit dem Torschuss wartete, aber die Murmel dann doch zur Führung im langen Eck unterbrachte. Die Badischen waren danach natürlich weiter bemüht, aber die rot-weisse Defensive stand weiterhin bombensicher und ließ nichts anbrennen. Gute Konterchancen blieben aber leider ungenutzt, so dass der Dreier bis zum Ende am seidenen Faden hing. Dennoch hatte ich eigentlich nie den Eindruck, dass der Sieg noch in Gefahr geraten kann. Ein seltenes Gefühl.
In der vierten Minute der achtminütigen(!) Nachspielzeit ging dann Berlinski in seiner unnachahmlichen, etwas geisteskrank wirkenden Art mit hohem Tempo einem mit zu wenig Druck gespielten Rückpass auf den Freiburger Schnapper nach und provozierte damit den Pressschlag. Im hohen Bogen flog die Kirsch in Richtung Torauslinie und gäbe es die Physik nicht, hätte das Leder die Linie auch sicher überschritten. Die Murmel hatte aber derart viel Drall, dass sie nach dem Aufsetzen im Feld blieb. Berlinski schnappte sich das Spielgerät und zögerte dann eigentlich viel zu lang, um im Eins gegen Eins gegen den zurückgeeilten Torwart den Abschluss zu finden. Der Schussversuch ging auch schief, aber er bekam den Ball aber zurück, spielte mit viel Übersicht auf den freien Obuz, der mit einer Körpertäuschung einen heran spurtenden Freiburger aussteigen ließ und das Ei im langen Eck versendete. Auswärtssieg! Für den Freiburger Nachwuchs riss damit eine Serie von 15 Heimspielen ohne Niederlagen. Der letzte Club der im Dreisamstadion gewinnen konnte war… genau… der RWE! Drei nun ausgetragene Punktspiele gegen die Breisgauer U23 brachten drei Siege ohne Gegentor. Der Sportclub hat das Potential zum Lieblingesgegner. Ich habe mit Blick auf den RWE lange nicht mehr so eine Ruhe verspürt und bin gespannt, ob es nur ein Strohfeuer ist oder sich das Team weiterentwickelt. Es scheint jedenfalls so als ob einige Spieler richtig Bock haben, für diesen Verein zu kicken. Vielleicht wächst da tatsächlich was zusammen. Trainer Dabrowski sitzt nun jedenfalls erst einmal wieder richtig fest im Sattel. Für mich persönlich bleibt es aber eine Momentaufnahme. Echten Kredit muss er sich erst noch ercoachen, da reicht eine (noch?) kurze Erfolgsserie lange nicht aus.










