
ASC Suporter Club Otelul Galati vs FC Rapid Bucuresti 0:0
Stadionul Otelul, 11.649 Zuschauer, SuperLiga

Im Allgemeinen geht Spielplan-Poker ja selten auf, aber auch mit dieser Ansetzung hatte ich Glück, denn der Anstoß am Sonntag-Abend war der perfekte Termin auf dem Weg ins Donau-Delta. Otelul gegen Rapid, Stahlkocher gegen Eisenbahner. Otelul bedeutet übersetzt Stahl, eine Reminiszenz an die größte Eisenhütte des Landes, welche vor den Toren der Stadt mit mehreren Hochöfen monströs in den Himmel ragt. Rapid trug früher das Kürzel CFR im Namen, Caile Ferate Romane, die staatliche Eisenbahngesellschaft. Schon lange heißt der Club nun zwar FC Rapid, jedoch berufen sich Verein und Fans noch heute gern auf ihre Eisenbahn-Vergangenheit. Das Logo der CFR findet sich auch heute noch stilisiert im Vereinswappen wieder. Rapid genießt zum einen bedingt durch frühere Spielbesuche bedingt meine Sympathie. Ich hatte vor etwa zehn Jahren auch mal guten Kontakt zu einem Rapid-Ultra, den ich bei einem Trip nach Bukarest kennenlernte. Das führte mich bei einem Spiel gegen den CFR Cluj mitten in die Heimkurve, das war schon eine spezielle Erfahrung, leider ist diese Verbindung irgendwann eingeschlafen. Zum anderen genießen Eisenbahnervereine bei mir grundsätzlich eine gewisse Sympathie. Warum das so ist, kann ich rational gar nicht erklären, an der Performance der Deutschen Bahn kann es kaum liegen…
Beide Vereine eint das Schicksal der Insolvenz im Laufe des vergangenen Jahrzehnts. Während Rapid diese im Rahmen eines ordentlichen Verfahrens meisterte, wurde Otelul aufgelöst und von seinen Anhängern neu gegründet, weshalb diese dann auch namentlich in die neue Bezeichnung des Clubs aufgenommen wurden. Die Szene des Eisenbahnervereins ist die vielleicht beste Rumäniens und präsentiert sich meist lautstark und reisefreudig. So war heute der Gästeblock auch vollgepackt bis auf den letzten Platz. Gut 1.500 Rapidler werden es gewesen sein, die danach einen 1A-Support aufs Brett knallten, jederzeit die Stimmungshoheit hatten und ihre Kurve mit unzähligen teils recht großen Schwenk-Lappen in ein richtig schönes Fahnenmeer verwandelten. Für das Sternchen auf der Bestnote fehlten eigentlich nur noch ein paar Pyro-Elemente. Diese waren in etwas spärlicher Anzahl dagegen in der Heim-Kurve zu sehen, die sich an einer kleinen Choreografie versuchte. Ohne respektlos zu sein, wird es aber noch ein paar Übungseinheiten brauchen, bis das dann auch mal gut aussieht. Auch akustisch gab es noch reichlich Luft nach oben. Laut wurde es eigentlich nur, wenn die Masse mitgezogen wurde, was aber nur bei einfachen „Otelul“-Rufen gelang. Es wirkte irgendwie, als ob die Kurve ihr Potential nicht komplett abrufen konnte.
Die Gastgeber hatten erst zu dieser Saison den Wiederaufstieg gefeiert und eine gewisse Euphorie war durchaus spürbar, auch wenn am neunten Spieltag alle noch auf den ersten Saisonsieg warteten. Absurderweise stand aber auch erst eine Niederlage zu Buche, es wurden in neun Spielen tatsächlich acht Punkteteilungen erzielt – eine seltene Remis-Serie, die auch der glorreiche RWE vor einigen Jahren mal geschafft hat. Die Gäste waren der Favorit in der Partie, dem Treffer näher waren aber lange Zeit die Eisenmänner, die mit viel Herzblut und Engagement alles reinwarfen, was sie hatten. Den einzigen Treffer des Spiels erzielten dennoch die Gäste nach einer guten Stunde Spielzeit. Nachdem der Ball schon lange im Netz lag wurde dem Tor nach Rücksprache zwischen dem Referee und seinem Assistenten und letztlich finaler Bestätigung durch den Videoassistenten aber zurecht die Gültigkeit versagt. Auch das finale Aufbäumen der nun deutlich gefährlicheren Eisenbahner blieb unbelohnt und das Spiel wurde mit dem unattraktivsten aller Ergebnisse abgepfiffen. Das ‚Stadionul Otelul‘ ist noch eine der wenigen alten, nicht modernisierten oder neu erbauten Spielstätten der höchsten Liga Rumäniens. Ein schützendes Dach sucht man bis auf wenige Plätze auf der Haupttribüne ebenso vergebens wie fest erbaute Catering-Stände oder vernünftige sanitäre Anlagen. Diese fehlen sogar gänzlich und stattdessen übernehmen mobile Toilettenhäuser die undankbare Aufgabe. Aber irgendwie macht das den Spielbesuch ja nur authentisch.



















































































































































