Köln – Mi., 23.08.2023, 19:00

FC Viktoria Köln vs Rot-Weiss Essen 0:0

Stadion im Sportpark Höhenberg, 6.089 Zuschauer, 3.Liga
Bei einem erzielten Remis spricht man je nach Spielverlauf von einem Punktgewinn oder Punktverlust. Im aktuellen Fall handelt es sich aus rot-weissem Blickwinkel definitiv um einen Punktgewinn. Allerdings war eben dieser erreichte Zähler auch das einzig Positive, was man dem Auftritt abgewinnen konnte. Meine Erwartung wurde damit allerdings übertroffen, denn ich hatte mit einer unaufgeregten Niederlage gerechnet. In den ersten zwanzig Minuten gestaltete der RWE die Partie weitestgehend ausgeglichen, dann verlagerten sich die Kräfteverhältnisse langsam aber stetig zugunsten der Gastgeber, die sich nun Möglichkeiten zur Führung erarbeiteten. Bei einer Dreifach-Chance kurz vor der Pause parierte Schnapper Golz zwei Mal stark, beim dritten Schussversuch blockte Müsel den Kölner Schützen erfolgreich. Vorausgegangen war ein Fehler von Kourouma, der für den verletzten Kapitän Bastians in die Startelf gerückt war, und in mehreren Situationen etwas abenteuerlich unterwegs war. Die Defensivreihe ist aufgrund diverser Ausfälle mittlerweile arg gerupft, die Alternativen rar und damit aktuell die Sollbruchstelle. Auch der hochgelobte Götze, der in die Innenverteidigung zurückgezogen wurde, hatte unbedrängt einige fragwürdige Aktionen. Das Mittelfeld präsentierte sich wenig kreativ und Neuzugang Sapina, der sogenannte ‚Königstransfer‘, zeigte sich einige Male fahrlässig lässig und unkonzentriert. Vorne drückt der Schuh ja sowieso durch das Fehlen eines echten Torjägers. Doumbouya kann Räume schaffen und Bälle festmachen, ein Knipser ist er nicht. Berlinski betreibt hohen läuferischen Aufwand mit unwesentlichem Erfolg, Isi Young war wieder einmal… nun ja… bemüht. Dass der junge Kroate Vonic in seinen zehn Einsatzminuten (wieder einmal) torgefährlicher war als Young, dürfte auch Coach Dabrowski nicht verborgen geblieben sein, wird ihn vermutlich aber nicht in seinem Festhalten am glücklosen und oft etwas unbeholfenen US-Amerikaner beeinflussen.
Der zweite Durchgang wurde deutlicher. Eigentlich gab es nur noch eine Richtung und zwar zum von Jakob Golz gehüteten Tor. Und gehütet trifft es auf den Punkt, denn was der Sohn von HSV-Legende Richard parierte und entschärfte, verdiente beinahe das Prädikat ‚Weltklasse‘. So war die Torwart-Position auch die einzige auf der sich die Roten ihrem heutigen Gegner überlegen zeigten. Auf der Gegenseite hätte der glorreiche Deutsche Meister von 1955 die Partie sogar noch auf den Kopf stellen können, aber zwei gute Möglichkeiten wurden leider nicht genutzt. Es war schon vor dem Saisonstart klar, dass es auch in dieser Spielzeit nur darum geht, die Klasse irgendwie zu halten, und das wird schwer genug. Ich würde es begrüßen, wenn Trainer Dabrowski dabei irgendwie mehr Flexibiltät und Kreativität vermitteln würde, vermisse das aber weiterhin deutlich und nach – saisonübergreifend – nun elf Punktspielen ohne Sieg, darf man diese Position auch weiterhin in Frage stellen. Ich vermisse am meisten die Fähigkeit, auf sich im Spiel ergebende Problematiken zügig in Form von Anpassungen, Umstellungen oder auch frühen Auswechslungen zu reagieren. Man hat eigentlich nie das Gefühl, dass sich im Laufe eines Spiels in der rot-weissen Performance überraschende positive Momente ergeben können. Die rot-weisse Fangemeinde bleibt dennoch weiter positiv und steht hinter dem Team. Das ist auch richtig und gut so. Die Hälfte der anwesenden Zuschauer war aus dem Ruhrgebiet angereist, man kann erahnen, was möglich ist, wenn sich Konstanz und größerer Erfolg einstellen würden. Danach sieht es aktuell nicht aus und es wird weiter darum gehen, Woche für Woche irgendwie alles rauszuhauen, um die nötigen Punkte zu ergattern.