
BSG Stahl Brandenburg vs FSV Babelsberg 74 1:1
Stadion am Quenz, 827 Zuschauer, Landesliga Nord

Die BSG Stahl Brandenburg ist nach wie vor ein ordentliches Brett in der DDR-Fußball-Ostalgie. Das Dasein des Clubs ist in den letzten Jahren allerdings etwas verblasst, denn wie so viele Ost-Clubs hat die BSG Stahl die Wende nicht gut überstanden. Als BSV Stahl – abgetrennt vom Stammverein – qualifizierte sich der Verein zumindest für die 2.Bundesliga, stieg aus dieser aber nach nur einer Saison ab. Da sich das ebenfalls im Niedergang befindliche Stahlwerk als früherer Träger und Sponsor zurückzog, ging es auch für den Fußballverein immer weiter bergab. Das führte bis in die Zahlungsunfähigkeit, was letztlich die Auflösung zur Folge hatte. Traditions-Clubs gehen aber selten vollkommen zugrunde und so wurde mit dem FC Stahl ein unmittelbarer Nachfolger aus der Taufe gehoben. Mittlerweile wurde der Name wieder in BSG Stahl geändert. Seine beste Phase erlebte der Club in der zweiten Hälfte der 80er Jahre, als die Qualifikation für den UEFA-Pokal gelang. In der zweiten Runde war aber schon Schluss gegen den IFK Göteborg, der ja in der betreffenden Saison den Pokal sensationell gegen Dundee United gewann – eine Finalpaarung, die heutzutage kaum noch möglich ist. Sämtliche Höhen und Tiefen überdauert hat das wundervolle ‚Stadion am Quenz‘ in unmittelbarer Nähe des alten Stahlwerk-Geländes. Leider wurde das schöne, alte Oval vor einigen Jahren seiner Flutlichtmasten beraubt, aber auch so versprüht es noch den Charme des alten DDR-Fußballs. Leider sind diese Spielstäten ja massiv vom Aussterben bedroht, umso schöner, dass es noch vereinzelte Perlen gibt. Im das Stadion umgebenden Viertel findet sich übrigens eine sehr schöne Graffiti-Landschaft.
Seit seiner Neugründung befindet sich die BSG Stahl in ständigem Auf und Ab zwischen sechstklassiger Verbands- und siebtklassiger Landesliga, in welcher sich der Verein seit einigen Jahren festhängt. In der aktuellen Saison lief es aber bisher sehr gut und zwei Spieltage vor Saisonende bekleidete der Verein den Platz an der Sonne. Mit einem Heimsieg im letzten Heimspiel der Saison sollte das Fundament für den Aufstieg gefestigt werden und die ordentliche Kulisse von über 800 Zuschauern fand sich mit hohen Erwartungen ein. Eine starke Zahl für einen Landesligisten. Negativ aufgefallen sind mir allerdings überproportional viele Gestalten, die ihren Rechtsextremismus auf T-Shirts oder direkt auf der Haut offen zur Schau trugen. Da tritt das oft bemühte ‚rechte‘ Problem des Bundeslandes Brandenburg wohl offen zu Tage. Ich gestehe ja jedem Bürger seine politische Meinung zu. Extremismus – egal ob nach rechts oder links – ist aber verwerflich und hat für mich auch nichts mit politischem Interesse oder Engagement zu tun. Dieses würde erfordern, sich kritisch, differenziert und konstruktiv mit Themen auseinanderzusetzen, anstelle nur plump agitatorisch und populistisch zu argumentieren, einfach nur gegen alles zu sein oder Angst und Missmut verbreiten zu wollen. Schade, dass der Verein, diesen Leuten eine Plattform bietet, indem er ihnen Zutritt gewährt.
Die BSG verfügt immer noch über eine aktive Szene, die für dieses Spiel eine Choreo vorbereitet hatte. Ein überdimensionaler Wimpel wurde unter das Tribünendach gezogen und dazu etwas Rauch in den Vereinsfarben in den Himmel entlassen. Die Mannschaft zeigte sich davon angetan und ging früh in Führung, was möglicherweise trügerische Sicherheit verlieh. Die Stahlkocher versäumten es dann das Ergebnis auszubauen, auch ein Elfmeter wurde verschossen. Dennoch war die BSG Stahl zur Halbzeit aufgestiegen, da es im parallelen Spiel des Verfolgers Fortuna Babelsberg noch torlos stand. Als die Gäste nach einer Stunde relativ unerwartet den Ausgleich erzielten, zog das dem bis dato recht kreativen Spiel der Gastgeber den Stecker. Die BSG versuchte nun die erneute Führung zu erzwingen, wurde dabei aber ungenau und packte das Brecheisen aus. Gute Einschussmöglichkeiten gab es dennoch, diese wurden aber teils dramatisch vergeben und es blieb beim Remis. Ernüchterung machte sich nach dem Schlusspfiff im Stadion breit, da bekannt wurde, dass der direkte Kontrahent sein Spiel durch zwei späte Treffer gewonnen hatte und dadurch die BSG von der Tabellenspitze verdrängte. Dennoch war das ein sehr ansprechender Fußballnachmittag.






































































