
FC Guria Lanchkhuti vs FC Rustavi 2:0
Stadioni Evgrapi Shevardnadze, 150 Zuschauer, Meore Liga
Für den letzten vollen Tag hatten wir uns noch einen ganz speziellen Ort aufgehoben. Wir fuhren nach Zqaltubo, ehemals einer der bedeutendsten Kurorte der Sowjetunion. Mit dem Niedergang dieses erzwungenen Staaten-Konstruktes setzte auch in Zqaltubo der Verfall ein und es entwickelte sich über die Jahre ein einzigartiger riesiger Lost Place. Ein gutes Dutzend Sanatorien, einige einfache Hotels und Kureinrichtungen gammeln seitdem weitestgehend unberührt vor sich hin. Einige der Sanatorien wurden durch Wohnungslose okkupiert, viele davon Geflüchtete aus den abtrünnigen Landesteilen Abchasien und Südossetien, denen von der georgischen Regierung Wohnungen in Aussicht gestellt, diese aber nie verwirklicht wurden. Die Stadt soll als Kurort aber wiederbelebt werden. Einige der alten Prachtbauten wurden bereits an Investoren veräußert, es tut sich allerdings bisher wenig. In der weitläufigen Kurpark-Anlage sind zwei der Bäder nach wie vor aktiv. Sanierungsarbeiten an den Heilanstalten sind lediglich am Sanatorium Tbilisi im Gange, andere aber bereits eingezäunt, was deren Besichtigung etwas schwieriger gestaltete. Aber letztlich geht es ja immer irgendwie, natürlich unter Abwägung des Risikos. Wir schauten uns das prächtige Sanatorium Shakhtiori, das Gelati, Metalurgist, Medea und Imereti an. Teilweise mussten selbsternannte Wärter – die einen freundlich, andere weniger freundlich – umschifft werden. Außerdem mühten wir uns, in den ‚bewohnten‘ Häusern den dort unter teils zweifelhaften Bedingungen hausenden Personen ihre Ruhe zu lassen und mieden diese Bereiche, einerseits um unnötigen Ärger zu vermeiden, aber viel mehr um diesen vom Schicksal gestraften Menschen gegenüber Respekt zu zeigen. Einrichtungsgegenstände sind in den Gebäuden nicht viele zu finden, aber diese bieten dennoch fantastische Motive mit alten Speise- und Konzertsälen, Theatern, gemusterten Tapeten, völlig intakten Stuckdecken. Glanzpunkt war der mächtige Kronleuchter in der Empfangshalle des Sanatorium Metalurgist. Allein ist man in den wenigsten Häusern. Man trifft immer wieder mal auf Gleichgesinnte, diese Begegnungen sind zum Glück aber doch selten, so dass die mystisch angehauchte Atmosphäre erhalten bleibt.
















Nun hätte es mit einem Drittliga-Spiel im traumhaften alten Stadion in Tkibuli nahe Kutaisi die Kirsche auf der Fußballtorte geben sollen. Dort hatte der örtliche Verein seine Spiele zuletzt auch immer absolviert. Das Spiel an diesem Wochenende wurde jedoch aus ungeklärtem Grund auf eine lieblose Plastikwiese ohne Ausbau ins über 200 Kilometer entfernte Tbilisi verlegt. Völlig unglaublich, selbst in den Gurken-Ligen Georgiens ist man vor unsinnigen Verlegungen nicht mehr sicher. Das sich alternativ anbietende Spiel in Lanchkhuti war aber kein schlechter Ersatz. Auch dort befindet sich ein betagter alter Ground, dazu noch ein besonderer, denn das ‚Evgrapi Shevardnazse Stadioni‘ gilt als das erste reine Fußballstadion ohne Laufbahn auf damaligem sowjetischen Boden. Das korrodierte Portal und die monströse ausgediente Anzeigetafel sind zwei schöne Motive, ebenso wie der Tribünen-Traum in Rost. Zu Gast waren unsere Freund aus Rustavi, die wir ja zu Beginn der Woche bei einem Heimspiel bereits gesehen hatten. Auch heute wurde wieder ein Festival an vergebenen Torchancen geboten. Hüben wie drüben fehlte vor dem Tor einfach die Kaltschnäuzigkeit, wenn die ballführenden Spieler nicht schon vorher an der Selbstverliebtheit in ihr eigenes Spiel gescheitert waren. Guria war über weite Strecken die spielbestimmendene Mannschaft, was sich dann am Ende auch am Ergebnis ablesen ließ. Nach einem fantastischen, geselligen Abend mit zwei anderen Gästen mit italienischer Herkunft in unserer idyllischen, ländlichen Unterkunft, hatten wir am folgenden Tag noch die Möglichkeit uns die Bagrati-Kathedrale in Kutaisi anzusehen, bevor uns die Low-Cost-Airline unseres Vertrauens zurück in die Heimat brachte.













