
FC St. Gallen 1879 vs FC Basel 2:1
Arena St. Gallen, 19.200 Zuschauer, Super League

Vor gut zehn Jahren sah ich schon einmal ein Spiel in St. Gallen. Damals entschied sich die Szene der Gäste aus Bern kurzfristig für einen Boykott. Grund waren Restriktionen aus dem Besuch des Spiels in der vorherigen Spielzeit. Damals hatten Willkür des Ordner-Personals und daraus entstehender Ärger einige Stadionverbote für den YB-Anhang zur Folge, sodass nur wenige Szene-fremde Anhänger aus der Hauptstadt angereist waren. Der fehlende Gäste-Mob zog der Partie damals natürlich ziemlich den Zahn, so dass ein erneuter Besuch nach langer Zeit durchaus Reiz hatte, um das St. Gallener Stadion auch mal von beiden Kopfseiten her stimmungsvoll zu erleben. Das erst wenig mehr als zehn Jahre alte Stadion weicht von der Innenansicht natürlich nicht von anderen Arenen dieser Bauart ab. Wie auch – im Gegensatz zur Fassade gibt es im Innenleben nicht zu viele Gestaltungsoptionen. Unter dem Spielort befindet sich ein Einkaufszentrum. Solche multifunktionalen Bauten gefallen mir – losgelöst von der Optik – eher nicht. In meiner Vorstellung steht ein Stadion (egal ob Neubau oder nicht) im besten Falle an seinem angestammten, ursprünglichen Platz und ist dort auch einfach nur ein Stadion. Dass diese Vorstellung im modernen Fußball eher romantische Verklärung bedeutet, ist mir natürlich bewusst. Mit Wehmut denkt der Anhang von ‚Sangallä‘, wie der Verein im Kantons-Jargon tituliert wird, sicherlich noch an das enge, alte ‚Espenmoos‘ zurück, welches genau am anderen Ende der Stadt liegt. Von diesem ist nur die denkmalgeschützte, in Muschelform erbaute Haupttribüne übrig. Bespielt wird der Ground noch von der Reserve des FCSG. Mit dem Spielbesuch verband ich ein Zusammentreffen mit Andrin, Administrator des Blogs andrinunterwegs, welchen ich hiermit empfehlen möchte. Andrin weiß über seine Spielbesuche in sehr angenehmer Art in nicht zu extensiven, aber stets mit einigen Randinformationen versehenen Texten zu berichten und weicht damit wohltuend vom strikten Groundhopping-Stil ab.
Es gibt ja so Clubs oder auch mal spezielle Spielpaarungen mit denen man nicht auf einen Nenner kommt. Mein persönlicher prominentester Fall ist der kroatische Clasico zwischen Hajduk und Dinamo, den ich erst im vierten(!) Versuch unbeschwert zu sehen bekam. Und leider bot auch die heutige Partie beim zweiten Besuch des FCSG einen Wehrmutstropfen, denn der heimische ‚Espenblock‘ hatte beschlossen, auf optische Elemente zu verzichten und die geplante Choreo gecancelt. Der Grund waren Differenzen mit der Vereinsführung, welche sich an einem zwecks Bewerbung von Sponsoren neu unter dem Dach installierten LED-Ring entzündeten. Die Ultra-Szene war gegen die Installation, da man die optische Beeinträchtigung von Choreos und des Kurvenbildes an sich fürchtete. Die Bande wurde dann aber offenbar letztlich von der Clubführung ohne großes Aufsehen bewilligt und die uninformierte Kurve fühlt sich übergangen. Zwar erreichte der Anhang, dass zumindest der Bereich oberhalb der Kurve ausgespart oder zurückgebaut wurde, was aber (noch) nicht genügt, um die Situation zu befrieden. Aber auch ohne optische Highlights, sondern nur mit klassischem Schal- und Fahnenbild sah der rappelvolle Block gut aus und war über weite Strecken sehr lautstark unterwegs. Man gewann den Eindruck, dass sich Mannschaft und Kurve mit ihrer couragierten Leistung jeweils beflügelten.
Die Gäste aus Basel füllten ihren Block komplett und konnten die LED-Bande dank entsprechender Hinweise und Koordination des FCSG-Anhangs erfolgreich mit einem großen Banner überhängen. Zum Intro gab es dann Fackeln und eine ordentliche Rauchwolke zu sehen. Dass der Support aus dem Gästeblock ebenfalls ansprechend war, braucht wohl nicht extra erwähnt zu werden. Sangallä nahm in einem recht temporeichen Spiel das Heft in die Hand, musste aber gegen kompakte Gäste hohen Aufwand betreiben, um die verdiente Führung per Abstauber zu erzielen, nachdem Ex-FCA- und Ex-BVB-Schnapper Marwin Hitz die Kirsche nach einem Fernschuss nicht festhalten konnte. Nur wenige Minuten später glich der FCB durch einen abgefälschten Freistoß mit dem Halbzeitpfiff glücklich aus. Die Gastgeber ließen sich nicht irritieren und machten nach dem Seitenwechsel einfach weiter. Bei einer 120%igen Chance lag die erneute Führung in der Luft und schien nur noch eine Frage der Zeit. Die Gäste dezimierten sich dann per Ampelkarte und wie so oft, zog das bei der nun in Überzahl spielenden Mannschaft den Stecker. Platzverweise bringen Spielgeschehen erstaunlich oft auf die ‚falsche‘ Art durcheinander. Als sich wohl alle langsam mit dem Remis abfanden, fiel nach einem Schuss von der Strafraumgrenze doch noch der Siegtreffer für das Team in ‚grüewiss‘ und bescherte Mannschaft und Fans den Glücksmoment des gelungenen Saisonstarts.










































































































