
FC Kolkheti Khobi vs FC WIT Georgia 0:1
Paata Tatarishvili Tsentraluri Stadioni, 300 Zuschauer, Evronuli Liga 2
Weiter ging die Reise zunächst über die Georgische Heerstraße in den Norden des Landes ins nur noch 20 Kilometer von der russischen Grenze entfernte, auf 1700 Metern Höhe gelegene Stepantsminda. Um diesen Ort zu erreichen muss man den Dschwari-Pass auf fast 2400 Metern überwinden. Lange wird das nicht mehr notwendig sein, denn aktuell wird an einer Umgehung mit mehreren Tunneln und Brücken gearbeitet. Auf dem Weg machten wir Halt am Denkmal der russisch-georgischen Freundschaft, mit der es nicht mehr weit her sein dürfte, wenn ich die Meinungen des überwiegenden Teils der Georgier richtig deute. Stepantsminda war damals das einzige Ziel außerhalb der Hauptstadt, welches ich besuchte, und ich hatte es gut in Erinnerung. Anziehungspunkt dieser Region ist die Kirche ‚Gergetis Sameba‘, die auf einem Bergvorsprung noch einmal knapp 500 Meter höher liegt. Hier zeigte sich schon die Entwicklung, die Georgien erlebt. Vor zehn Jahren musste man sich unten im Ort noch in einen Jeep einmieten, um die Kirche über holprige Schotterwege zu erreichen, oder diese erwandern. Heute führt eine geteerte Straße auf den Berg hinauf. Während sich mir damals hinter der Kirche das wunderbare Bergpanorama bot, war jenes dieses Mal durch tiefhängende Wolken versperrt. Aber auch dieser Anblick hatte seinen Reiz. Nach Übernachtung in Stepantsminda schraubten wir uns über die Serpentinen zurück nach unten in Richtung Gori. Gori – da war doch was… es ist der Geburtsort von Iosseb Bessarionis dse Dshughashvili. Besser bekannt ist der Mann als Josef Stalin und unmittelbar neben seinem unscheinbaren Geburtshaus, das zum Schutz überdacht wurde, steht ein pompöses Museum, welches sein Leben und Wirken erklärt. Der persönliche Eisenbahnwagen des Stählernen hat auch Platz auf dem Gelände gefunden. Weiter ging es ins Nachtquartier nach Martvili, wo wir am nächsten Morgen zunächst den kleinen aber sehenswerten Canyon besuchten, in den sich das Flüsschen Abasha eingegraben hat, bevor wir wieder ins Gebirge hinauffuhren.












Oberswanetien war das Ziel und es sollte das Highlight der Reise sein und werden. Das Tagesziel war Mestia auf 1.500 Meter, wo wir für zwei Nächte unser Lager aufschlugen. Dieser 2.000 Einwohner starke Ort ist schon stark touristisch orientiert, von dort starten verschiedene Trecking-Touren ins Hochgebirge. Wie auf den meisten Strecken in den Tagen zuvor, regierte auch auf dieser Strecke wieder die Langsamkeit. Für die 180 Kilometer von Martvili nach Mestia benötigten wir ohne Stress, aber auch ohne zu Trödeln, mit ein paar wenigen Stopps gute fünf Stunden. Bis auf eine Autobahn ab Tbilisi Richtung Schwarzmeerküste, die aber auch erst in Teilstücken vollendet ist, gibt es in Georgien nur Landstraßen, die sich mal in besserem, mal in schlechterem Zustand offenbaren. Durch das Profil des Landes bestehen die meisten Straßen nur aus Kurven, man braucht also Geduld. Am Folgetag machten wir einen Tagesausflug nach Ushguli, 45 Kilometer von Mestia entfernt. Die letzten sechs oder sieben Kilometer Straße sind unbefestigt, man rumpelt über Stock und Stein. Von Mestia aus benötigt man gute eineinhalb Stunden für die Strecke und der Weg lohnt sich. Ushguli besteht aus vier Dörfern und das höchstgelegen befindet sich auf knapp 2.200 Metern. Obersvanetien ist bekannt für seine Wehrtürme, die sich in der Vergangenheit jeder Familienclan zum Schutz vor Angriffen baute. In Ushguli schnürten wir die Wanderschuhe und machten uns ein Stück auf den Weg in Richtung des Schara-Gletschers ohne das Ziel diesen erreichen zu wollen. Das Bergpanorama mit den bis über 5.000 Meter hohen Gipfeln war bei bestem Wetter fantastisch anzusehen.











Eigentlich hätte es von Ushguli über den 2.600 Meter hohen Zagari-Pass auf anderem Wege zurück in Richtung Kutaisi gehen sollen, aber die Sache war nicht zu Ende gedacht. Die Passstraße ist natürlich unbefestigt und vorausschauend hatten wir einen Subaru-Crossover-SUV mit guter Bodenfreiheit gebucht, aber der Juni ist für solche Abenteuer einfach noch zu früh und das hätte mir auch klar sein müssen. Schmelzwasser und Regenfälle machen den Pass ohne gute Offroadbereifung unbefahrbar. Unser allradbetriebener Japaner kletterte zwar tapfer nach Ushguli hinauf, aber wir folgten dann dem Rat der Einheimischen, die uns mit Blick auf die Bereifung vom geplanten Abenteuer abrieten. Also nahmen wir nach der zweiten Nacht in Mestia denselben Weg zurück, der ja auch sehenswert genug ist, um erneut befahren zu werden. Man passiert auch den Enguri-Staudamm, die mit 271 Metern Höhe aktuell siebtgrößten Talsperre weltweit. Ziel war Khobi, wo am heutigen Samstag um Zweitliga-Punkte gekickt wurde. Das Stadion ist Traum in verrostetem Stahl, leider wurde aber vor einigen Jahren die klapprige Tribüne in einer der Kurven abgerissen, die andere verfügte seit jeher nicht über Ausbau. Dennoch bleibt das Rund besonders. Es regnete bei Spielbeginn, daher suchten wir in diesem abgeranzten, bis auf einige Ehrenplätze unüberdachten Stadion nach einem Wetterschutz und fanden diesen neben ein paar Einheimischen auf einem Stahlbetongestell, das früher einmal die Anzeigetafel war. Ein paar hundert Leute waren am Spielgeschehen interessiert, vielleicht zwei Dutzend unterstützten das Team auch akustisch mit einer Trommel und einigen Vuvuzelas. Spielerisch war es ganz okay und die Gastgeber schafften es, den Gegner aus Tbilisi beinahe 90 Minuten in die Defensive zu drängen und reichlich Chancen herauszuspielen, um dann am Ende doch zu unterliegen, da das Gäste-Team seine einzige Chance zu nutzen wusste. Dabei war diese nicht einmal selbst herausgespielt. Ein zu kurz geratener Befreiungsschlag des Torwarts wurde etwa 35 bis 40 Mieter vor dem Tor gestoppt und mit einem langen Hub über den unglücklichen Schnappnix in die Maschen gehieft. So kann’s gehen.


















