Essen – So., 19.02.2023, 14:00

Rot-Weiss Essen vs BV Borussia Dortmund U23 2:0

Stadion an der Hafenstraße, 16.267 Zuschauer, 3.Liga
Da isser, der Befreiungsschlag. Zumindest erst einmal. Im Gegensatz zu den letzten Heimspielen war der Gästeblock heute lediglich mit etwa 150 Schönwetter-BVB-Fans gefüllt, sodass mir zunächst glatt ein echtes Pflichtspiel-Gefühl abging. Fühlte sich irgendwie eher an wie ein Pre-Season-Friendly. Als 6-Punkte-Spiel werden die Partien gegen direkte Konkurrenten ja gern bezeichnet und der glorreiche RWE konnte diese für sich entscheiden, am Ende auch verdient. Dabei sah das zunächst mal wieder gar nicht so gut aus. Die BVB-Reserve kam deutlich besser in die Partie, was mir direkt entsprechende Temperatur verschaffte und damit war auch das Testspiel-Feeling dahin. Ein Sieg war heute einfach zwingend nötig um nicht in überflüssige Turbulenzen zu geraten, was mir eben eine angemessene Grund-Nervosität verschaffte. Den Kämpen in Rot und Weiss fehlte aber im ersten Durchgang noch der richtige Zugriff. Zudem landeten auch die sogenannten ‚zweiten Bälle‘ deutlich öfter beim Gegner. Außenverteidiger ‚Herze‘ handelte sich eine frühe Verwarnung ein und spielte fortan auf Bewährung und da er mit seinem Gegenspieler zunächst überhaupt nicht zurechtkam, schwante mir Böses. Trainierer Dabrowski hatte übrigens in der Defensive auf Dreier-Kette umgestellt, was aber zunächst die Wirkung noch verfehlte. Obwohl die Gäste deutlich mehr vom Spiel hatten, boten sich den Roten die besseren Chancen. Nach einem Patzer in der BVB-Abwehr hätte Eisfeld die Führung erzielen müssen und Wiegels Strahl wurde nur vom Aluminium aufgehalten. Und warum Müsel bei seiner freien Bahn den Schuss so lange herauszögerte, bis die Schusslinie zugestellt war, bleibt sein Geheimnis. Auf der anderen Seite musste Golz lediglich einen frühen Distanzschuss parieren, sonst kam nichts Gefährliches vor das rot-weisse Tor, wenn man von einem zwar harten, aber zu unplatzierten Freistoß absieht.
Mit dem Seitenwechsel hätte ich mir dann auch Spielerwechsel gewünscht. Zum einen hing ‚Herze‘ ja am seidenen Faden und darüber hinaus, schien das Team eine Erfrischung zu benötigen. Es wurde aber ‚mal wieder‘ nicht gewechselt, obwohl es angeraten schien. Keine Ahnung, ob der Coach es einfach nicht richtig einzuschätzen vermag oder doch Nerven wie Drahtseile hat. Dieses Mal gab ihm der Spielverlauf jedenfalls recht, denn obwohl Personal und System unverändert blieben, war es plötzlich ein ganz anderes Spiel. Die Roten waren griffig und mit höherer Drehzahl unterwegs. Dass Eisfeld dann nach fünf gespielten Minuten im zweiten Durchgang den Schlappen unter einen abgewehrten Ball bekam, dass dieser als traumhafte Fackel im Tor-des-Monats-Style in den Giebel einschlug, war sicherlich ein wenig glückliche Fügung, aber auch insgesamt irgendwie erarbeitet, denn eine blitzsaubere Einstellung konnte man der Elf heute sicher nicht absprechen. Danach hatte der RWE die Partie im Griff und auch wenn die linke Abwehrseite zwei, drei Mal etwas arg entblößt schien, wurden die ‚kleinen‘ Dortmunder nie wirklich gefährlich. Der heute – wie eigentlich in den letzten Spielen auch – völlig wirkungslose Berlinski machte Platz für den endlich genesenen ‚Engel‘, der einen Konterball dem ebenfalls eingewechselten Rother punktgenau auf die Rübe servierte und etwas spät wurde die Partie kurz vor Ende endlich in trockene Tücher gebracht. Würde mir wünschen, dass ‚Engel‘ in den kommenden Partien Berlinskis Platz von Beginn an einnimmt, denn während sich Letzterer die Pferdelunge ohne jeden Ertrag aus dem Hals rannte, was viel zu oft im Abseits endete, war mit Engelmanns Hereinnahme direkt eine Anspielstation in der Spitze da. Kleiner Wehrmutstropfen ist, dass mit diesem Sieg der Übungsleiter wieder fester im Sattel sitzt. Vielleicht überzeugt er mich am Ende noch, aber aktuell fehlt mir der Glaube daran. Jedenfalls machen diese drei Punkte mehr auf der Habenseite einen Unterschied wie Tag und Nacht, denn nun kann man viel entspannter zur kommenden, schweren Aufgabe in die Audi-Stadt reisen.