Rotterdam – So., 22.01.2022, 14:30

Feyenoord Rotterdam vs Amsterdamsche FC Ajax 1:1

Stadion Feijenoord, 51.117 Zuschauer, Eredivisie
‚De Klassieker‘ wird diese Partie bei unseren Frikandelverzehrenden Nachbarn genannt. Zum exakt 200. Male standen sich die beiden Clubs gegenüber. Es ist sicherlich das bedeutendste Spiel in den Niederlanden, trägt aber seit mehr als 25 Jahren leider einen Makel mit sich rum. Denn auch unsere Nachbarn erlebten in den 90ern den Höhepunkt des Hooliganismus und im Jahre 1997 kam es in irgendeinem Kaff zu einem abgesprochenen Ding, bei dem es zum Einsatz diverser Handwaffen kam. Als ‚Slag bij Beverwijk‘, die ‚Schlacht bei Beverwijk‘, ging der Kampf in die Geschichte ein. Die Nummer lief offensichtlich völlig aus dem Ruder, brennende Autos und viele Verletzte inklusive. Dass ein Ajax-Fan sein Leben ließ war der traurige Höhepunkt und beide Clubs zogen daraus die Konsequenz, dass die Spiele gegeneinander fortan ohne Gäste-Fans stattfinden sollten, auch wenn diese Auseinandersetzung gar nicht in direktem Zusammenhang mit einem Spiel beider Teams gegeneinander stand. Das Gästeverbot wurde irgendwann wieder aufgehoben, nach neuerlichen Zusammenstößen 2009 wieder erneuert und hat seitdem dauerhaft Bestand. Das Fehlen des Away-Supports schmälert den Reiz dieser Partie natürlich gewaltig, dennoch kann man die Nummer durchaus mal gesehen haben. Auch der ‚Kuip‘, die Wanne, wie das ‚Stadion Feyenoord‘ im Volksmund genannt wird, ist immer mal wieder einen Besuch wert.
Eigentlich war ich mit dem Gedanken an den Besuch dieser Partie durch als ich hörte, dass rund um das Spielfeld Netze aufgehängt werden. Als ich dann aber kurzfristig die Chance auf ein Ticket bekam, schnappte ich zu. In der Gesamtbilanz der bisherigen 199 Partien – von denen übrigens nur eine einzige torlos endete – hat Ajax deutlich die Nase vorn, heute gingen die Gastgeber allerdings leicht favorisiert in die Partie. Feyenoord schielt als Tabellenführer in Richtung Titelgewinn, während Ajax keines der letzten fünf Meisterschaftsspiele gewinnen konnte. Ich hatte es eigentlich gar nicht so extrem erwartet, aber die Abneigung gegen Ajax war überdeutlich zu spüren und da das Feyenoord-Publikum mit seinem Hafenarbeiter-Image ja durchaus einige hemmungslose Gestalten zu bieten hat, war die Idee mit dem Netz vielleicht gar nicht so dumm. Das Intro konnte sich dann sehen und hören lassen. Im ganzen Stadion waren Fähnchen in den Stadt- und Vereinsfarben ausgelegt worden, Fackeln wurden gezündet und eine stattliche grüne Rauchwolke setzte sich unter dem Stadiondach fest. Dazu wurden innerhalb und außerhalb des Stadions reichlich Silvesterraketen gezündet und auch die unsäglichen Böller krachten durch das Rund. Leider war der Rauch so dicht, dass man den Rest der Show kaum erkennen konnte.
Feyenoord legte dann los wie die Feuerwehr und schnürte den Rekordmeister in der eigenen Hälfte ein. Ajax konnte sich nach einer Viertelstunde etwas befreien, aber den schönen Führungstreffer durch einen schönen Fernschuss aus halblinker Position nicht verhindern. Mit ihrer einzigen brauchbaren Offensivaktion im ersten Durchgang wäre dann aber fast der Ausgleich gefallen, aber eben nur fast. In Durchgang zwei sah es etwas ausgeglichener aus., denn die Gäste kamen verbessert aus der Kabine. Gute Chancen blieben aber zunächst Mangelware und erst eine etwa fünfminütige Phase mit einigen Unachtsamkeiten in der Feyenoord-Abwehr brachte den Treffer. Zwar drückten die Gastgeber in den letzten Minuten noch mal aufs Gas, aber Zählbares sprang nicht mehr heraus. Damit bleibt Feyenoord auf Titelkurs, auch wenn es an der Spitze eng zugeht. Eine Meisterschaft dürfte in Rotterdam äußerst hohen Stellenwert genießen, denn dieser konnte in den letzten Jahren nicht allzu oft gefeiert werden. Der Großteil der seit den Siebziger Jahren vergebenden Meistertitel wurde zwischen Ajax und PSV aufgeteilt und überhaupt konnten sich seit Einführung der ‚Eredivisie‘ in der Saison 1956/57 lediglich acht Clubs in die Siegerliste eintragen.