Hage-Halbemond – So., 20.11.2022, 12:30

SG Sengwarden/Fedderwarden vs SV Astederfeld 2:1

Motodrom Halbemond, 874 Zuschauer, 2.Kreisklasse Jade-Weser-Hunte 1
In Ostfriesland, nahe der Stadt Norden, steht mitten auf dem Feld ein riesiges Stadion mit einem Fassungsvermögen von über 30.000 Zuschauern. Dieses Stadion ist allerdings primär für den Speedway-Motorsport errichtet worden und es ist auch das größte reine Speedway-Stadion Europas. Da diese Sparte des Motorrad-Sports in Deutschland ja noch nicht einmal ein Schattendasein führt, sondern eigentlich überhaupt keine öffentliche Wahrnehmung erfährt, ist das schon ein erstaunlicher Fakt. Da Freunde von uns in der Gegend um Norden wohnen, war mir dieses Stadion schon bekannt und ich hatte es mir vor Jahren schon einmal in Ruhe angesehen. In der Mitte der weiten Sandbahn befindet sich ein Rasen-Spielfeld, welches jedoch in den letzten Jahrzehnten nicht mehr für den Spielbetrieb genutzt wurde. Bis Mitte 1999 trugen die Fehner Fußballfreunde ihre Spiele in dieser stattlichen Schüssel aus, bis sie ein Rechtsstreit mit dem Eigentümer MC Norden vertrieb und die Spielfläche fortan brach lag. Ein Groundhopping-affiner Fußballclub, der PSV Braunschweig, verwirklichte vor zwei Jahren dann eine fixe Idee, mietete das Stadion und trug unter schwierigen Corona-Bedingungen mit entsprechender Zuschauerbeschränkung ein Freundschaftsspiel gegen ein lokales Team aus. Diese Veranstaltung war dann der Grundstein für weitere Spiele der Braunschweiger in interessanten Spielstätten, die nicht mehr regelmäßig genutzt werden, und boten der Groundhopping-Szene damit Besonderes.
Eines dieser Spiele fand im letzten Jahr auf Helgoland statt – Groundfever berichtete 🙂 – und der Gegner des PSV in diesem Spiel mit dem sperrigen Namen SG Sengwarden/Fedderwarden aus der Nähe Wilhelmshavens ließ sich inspirieren und verlegte nun ein Meisterschaftsspiel in das Motodrom. Es war klar, dass dieses Spiel zur inoffiziellen Jahrestagung der Bewegung ausarten würde und sowas ist ja eigentlich nicht mein Ding, da ich mich lieber in relativer Anonymität bewege, anstatt mich in Rudeln von Hopping-Ottos zu bewegen, denn dieses zeigt zu oft die Schattenseiten des Hobbys. Um ein Spiel in diesem fantastischen Stadion zu sehen, musste ich aber nun die eh etwas inkonsequent gelebten Prinzipien großzügig auslegen und reiste unterstützt von der Gattin an. Natürlich traf ich viele Bekannte und es gibt ja auch richtig gute und sympathische Leute, die der Bewegung angehören. Und da ich mich von den Horden auf der Hauptseite des weiten Ovals fernhielt, die eh mehr mit Suff und einschlägiger Laberei beschäftigt waren, anstatt dem zugegeben überschaubar attraktiven Kreisklasse-Kick die Aufmerksamkeit zu schenken, ließ sich auch ganz gut steuern, wem man begegnen wollte und wem nicht. Star dieser Veranstaltung war eh einzig und allein das Stadion mit seinen teils durch Erdverschiebungen verschobenen Stufen. Während dann mit dem Schlusspfiff beinahe sämtliche Besucher fluchtartig den Spielort verließen, um irgendeine der umliegenden Nachmittags-Ansetzungen zu erreichen, nahm ich mir die Zeit, noch in Ruhe ein paar Bilder zu schießen. Egal, welches Spiel man nun anvisiert hätte, wäre man erneut auf viel zu viele Angehörige dieser eigenartigen Szene getroffen und eine Veranstaltung dieser Art am Tag reicht mir dann doch vollkommen.