Essen – Mi., 12.10.2022, 19:00

ETB Schwarz-Weiß vs KFC Uerdingen 05 0:2

Stadion Uhlenkrug, 705 Zuschauer, Oberliga Niederrhein
Fünf Mal habe ich mich für und wieder gegen diese Partie entschieden. Zumal ich in der Saisonvorbereitung erst hier war und in zwei Wochen schon wieder hier aufschlagen darf, wenn die rot-weissen Götter aus dem Essener Norden im Niederrheinpokal hier antreten. Wie zu sehen ist, fand ich mich also zu diesem Topspiel der Oberliga Niederrhein ein. Der ETB war ja erstaunlich gut in die Saison gestartet und die Gäste versprachen mit ihrem Anhang ja auch etwas Unterhaltung. Die Erwartungshaltung war aber dann doch etwas zu hoch. Die etwa 400 Gäste-Anhänger machten zwar durchgängig Stimmung aber die totale Erfüllung war es dann ja doch nicht und mit einer knapp vierstelligen Zuschauerzahl hatte ich eigentlich auch gerechnet. Auf ETB-Seite war der übliche Kinderchor zu hören. Was halt so passiert, wenn man der E-Jugend ein paar Vereinsfahnen in die Hans drückt. Das Spiel selbst war allerdings ganz ordentlich. Der KFC ging früh in Führung, aber dann nahmen die Schwatten mehr und mehr das Heft in die Hand und spielten vor allem im zweiten Durchgang überlegen. Aber Torchancen wurden zu wenige kreiert. Die Uerdinger verteidigten mit Herzblut und warfen sich in jeden Schuss, so dass der Schlussmann sogar weitestgehend beschäftigungslos blieb. Mit dem Schlusspfiff machten die Gäste nach einem eigentlich schon zweimal geklärten Konter den Deckel drauf. So war der Star des Abends die kleine Kneipe unter dem hinteren Ende der Tribüne. Der Uhlenkrug ist schon eine besondere Spielstätte, absolut klasse!

Freiburg – So., 09.10.2022, 14:00

SC Freiburg U23 vs Rot-Weiss Essen 0:3

Dreisamstadion, 2.367 Zuschauer, 3.Liga
Mit einem Flug über Basel erreichte ich das Breisgau. Etwas Glück war im Spiel, denn neblig war es und die Landung wurde erst nach mehreren Warteschleifen erfolgreich absolviert. Der nachfolgende Flug wurde nach Zürich umgeleitet, von dort wäre ein pünktliches Eintreffen schwierig geworden. So war ich aber vor der Mittagszeit in Freiburg und traf mit zwei meiner üblichen Verdächtigen zusammen. Wenn mich vor der Saison jemand gefragt hätte, welches der ersten sechs Auswärtsspiele auf keinen Fall gewonnen wird, hätte ich mich für dieses entschieden. Es bleibt also dabei – ich habe keine Ahnung von diesem Sport. Der Übungsleiter hatte mein Flehen endlich erhört und Ennali aus der Startelf genommen. Dafür startete Vollgasfußballer Berlinski, dem es zwar an Technik etwas mangelt, der aber dafür ohne stehen zu bleiben zwei Mal um die Erde rennen kann. Es sei vorweggenommen, dass die Roten heute eine blitzsaubere Partie ablieferten. Von Anfang waren die Rot-Weissen gut drin in der Partie und standen defensiv so sicher wie die Bank von England. Die wenigen Bälle, welche die Gastgeber auf das Gehäuse brachten, waren allesamt ungefährlich.
Der RWE erarbeitete sich dagegen zwei, drei gute Abschlüsse und nach einer halben Stunde war es Maschine ‚Engel‘, der die Führung erzielte. Abgefälschter Ball, etwas glücklich also, aber wer es nicht versucht trifft auch nicht und Engelmann sucht halt immer wieder den Abschluss. Auch nach dem Wechsel fand die befürchtete Offensive der Hausherren nicht statt. Der so hochgelobte Freiburger Nachwuchs, der ein so technisch feines wie schnelles Kurzpassspiel beherrschen soll und auch von einigen Ergänzungsspielern des Erstliga-Kaders verstärkt wurde, kam nicht zur Geltung. Der RWE war einfach da. Und dran! Nur wenige Minuten nach dem Wiederanpfiff erhöhten die Gäste zum richtigen Zeitpunkt auf 2:0 und zogen dem ja eh nicht recht spürbaren Aufbäumen der Breisgauer schnell den Zahn. Ich bin ja eher so ein nervöses Hemd, aber heute hatte ich eigentlich selten das Gefühl, dass an der Dreisam noch was schiefgehen kann. Stattdessen fiel in der Schlussphase auch noch der dritte Treffer und wenn es noch welche gab, waren damit auch die letzten Zweifel ausgeräumt. Bezeichnend, dass die gefährlichste Aktion der Freiburger erst in der Nachspielzeit zu notieren war, aber auch dieser stramme Fernschuss verfehlte das Ziel. So durfte als der erste, beim Blick auf die anderen Resultate unfassbar wichtige, Auswärts-Dreier ausgelassen gefeiert werden.
Allerdings lag ein kleiner Stimmungs-Schatten auf der Partie. Die Ultra-Fraktion hängte die Banner verkehrt herum auf und zog während der ersten Halbzeit einen Stimmungsboykott durch, da der RWE unter der Woche 76 Hausverbote erteilt hatte, diese Personen also die nächsten drei Jahre an der Hafenstraße keinen Zutritt bekommen werden. Ich kann mir nicht anmaßen, dieses zu bewerten, da ich die genauen Fakten und Hintergründe nicht kenne. Tatsache ist, dass es in den letzten Monaten einige Zwischenfälle inner- und außerhalb der Stadien gab, und damit meine ich nicht die Pyro-Aktionen. Diese Aktionen spalten allerdings auch das Publikum, denn die friedlichen Fans sind von Gewalt-Ausbrüchen gegen Andere und Machtkämpfen innerhalb der Szene wenig angetan. Am Ende kennt die Situation aber nur Verlierer, denn es ist gut möglich, dass die Stimmung bei Heimspielen nun etwas leiden wird. Der Versuch der Szene, die anderen in Freiburg anwesenden Fans und nach Spielschluss auch die Mannschaft zu instrumentalisieren, schlug fehl. Während die Spieler regungslos und neutral blieben, äußerten die ‚normalen‘ Fans ihren Unmut und machten damit deutlich, dass für den gesamten rot-weissen Anhang ein Wendepunkt gekommen scheint. Da der Blickwinkel der Ultra-Szenen aber meist etwas eng und narzisstisch ist, werden sich die Wogen vermutlich nicht allzu schnell glätten. Ich hoffe alle zusammen erkennen, dass der Verein und dessen Wohl über allem steht und finden einen Weg.

Cluj-Napoca – Sa., 08.10.2022, 15:00

FC Universitatea Cluj vs FC Hermannstadt 1:0

Cluj-Arena, 6.000 Zuschauer, SuperLiga
Die Cluj Arena ist aus dem Zentrum fußläufig erreichbar. An gleicher Stelle stand vor dem Bau der Arena das alte Stadion des Vereins, welches natürlich dem Erdboden gleich gemacht wurde. Wie unschwer zu erraten ist, wurde Universitatea – im Volksmund „U-Cluj“ gerufen – von Studenten gegründet, weshalb aus dieser Gruppe auch heute noch eine Affinität zum Verein besteht. U-Cluj war mühsam in die Saison gestartet, hatte sich aber in den letzten Spielen gefangen. Die Gäste tanzten dagegen in der Spitzengruppe mit. Hermannstadt ist der deutsche Name der Stadt Sibiu, aus welcher dieser Verein stammt. Der höherklassige Fußball hat in Sibiu eine bewegte Geschichte hinter sich, beinahe typisch für Rumänien könnte man anmerken. Über die Jahrzehnte wurden ständig Vereine abgewickelt und neu gegründet. Letzte Gründung aus dem Jahr 2015 ist eben der FC Hermannstadt, dem – warum auch immer – der deutsche Städtename verpasst wurde. Echte Heimspiele trägt der Club aktuell nicht aus. Da auch in Rumänien zumindest in der ersten Liga mittlerweile auf Stadionsicherheit geachtet wird, spielt der Verein Medias, weil das städtische Stadion in Sibiu erst aufgemöbelt werden muss. In Medias trug auch U-Cluj die letzten beiden Heimspiele aus. Warum, ist mir nicht bekannt, aber möglicherweise war das der Grund, dass der Besuch mit gut 6.000 Zuschauern deutlich besser war, als ich es erwartet hatte.
U-Cluj steht sportlich hinter dem Ortsrivalen, dem Eisenbahnerverein CFR, zurück, ist aber der deutlich beliebtere Club in der Stadt. Aus Sibiu waren knapp 60 Leute angereist, für den Verein gibt es übrigens kein näheres Auswärtsspiel als dieses. Die Stimmung fand ich ganz ansprechend. Etwa 400 Leute machten in der Kurve dauerhaft Stimmung und sorgten optisch mit großen Schwenkern für Abwechslung. Auch etwa die Hälfte der Gäste war pausenlos aktiv, allerdings wegen der Übermacht der Gastgeber nicht zu vernehmen. Das Gekicke auf dem Rasen, der wegen ineffektiver Bewässerungsanlage stellenweise viel zu nass war, erheiterte dagegen nicht besonders. Beide Teams lieferten sich einen Mittelfeldkampf und neutralisierten sich dort weitestgehend, so dass Strafraum-Szenen Mangelware blieben. Der Referee verteilte acht gelbe und eine rote Karte. Das heißt, so wirklich verteilt hat er sich nicht, den nur eine Verwarnung – die erste des Spiels – ging an den Gastverein. Die Studenten mussten eine halbe Stunde in Unterzahl agieren und wie so oft bewirkte das beim dezimierten Team etwas. Es wurde gekämpft, geackert, gegrätscht und in Unterzahl ein Übergewicht erarbeitet. Zehn Minuten vor dem Ende belohnte sich die Mannschaft für den Willen und den Einsatz, erzielte den Siegtreffer und versetzte die Kurve damit in Ekstase.

Turda – Sa., 08.10.2022, 11:00

ACS Sticla Ariesul Turda vs FC Viitorul Mihai Georgescu Cluj-Napoca 3:2

Stadionul Minucipal din Turda, 75 Zuschauer, Liga a 4-a Cluj
In der aktuellen Saison genießt der glorreiche RWE absolute Priorität, daher kommt die große, weite Fußballwelt etwas zu kurz. Wann immer es aber die Ansetzungen des Herzensclubs erlauben, versuche ich aber einen kleinen Ausflug zu stricken und für das hiesige Wochenende ergab sich die Chance für einen kleinen Hüpfer nach Siebenbürgen, da Wizz entsprechende Verbindungen anbot, die mit meinen beruflichen Verpflichtungen und dem Auswärtsspiel des Deutschen Meisters von 1955 in Einklang standen. Spät ging es am Freitag ab Köln nach Cluj, wo ich bedingt durch die einstündige Zeitverschiebung noch später als spät eintraf. Dementsprechend kurz war die Nacht und unausgeschlafen machte ich mich per Taxi-Minibus-Kombi auf den Weg ins nahe Turda. Mit ausreichend Zeitpuffer spazierte ich eine knappe Stunde bis zum örtlichen Fußballstadion. Ich wusste vorher, dass dieses seine besten Jahre schon hinter sich hatte, aber was sich meinem trüben Blicke dann bot, verzauberte mich vollends. In den unteren Ligen Rumäniens (und auch Bulgariens) schlummern ja so einige Schätzchen, aber dieses zerschossene Rund schloss ich direkt fest in mein Fußballherz. Man vermag es kaum bildhaft genug zu beschreiben.
Die Stufen schief und krumm mit Stolperfallen en masse, die Sitzschalen völlig ausgeblichen und verzogen, die Mauer zum Spielfeld schien, als ob diese jede Sekunde umfallen würde und auf der Mauerkrone befindet sich ein traumhafter Zier-Schmiedezaun, der in den schönsten Korrosionsfarben leuchtet. Ein wahres Stadion-Fossil. Mit zwei Dosen ‚Ursus‘ bewaffnet setzte ich mich erst einmal in die Kurve und genoss das Gesamterlebnis. Viertklassiger Fußball wurde hier bei – natürlich – freiem Eintritt geboten, der sogar leidlich gut anzuschauen und mit fünf Toren auch entsprechend garniert war. Die beiden sperrigen Vereinsnamen passten ganz gut zu diesem außergewöhnlichen Spielort. Der Namensteil ‚Sticla‘ beim Gastgeber-Club stammt von der ortsansässigen Glashütte, welche den Verein lange Jahre finanziell stützte, die aber mittlerweile bankrott ist. Ariesul hat nie höher gespielt als zweitklassig, es aber in den 60er Jahren dennoch geschafft, den Landespokal zu gewinnen. Die Gastgeber gingen mit zwei Toren in Führung, schenkten diese aber nach der Halbzeit schnell wieder her, erzielten aber zehn Minuten vor dem Ende noch den Siegtreffer. Der Rundgang durch das herrlich verwilderte Rund offenbarte aber auch die für diese Länder typischen Schattenseiten, nämlich völlig vermüllte Nischen unter den Rängen. Das schmälerte aber nicht den gesamten Eindruck und zufrieden machte ich mich auf den Rückweg nach Cluj.

Duisburg – Mi., 05.10.2022, 19:30

Eintracht Walsum 19/20 vs TuS Viktoria Buchholz 1:2

Sportplatzb Kerskensweg, 100 Zuschauer, Kreispokal Duisburg/Mülheim/Dinslaken 3.Runde
In der kalten Jahreshälfte steht es nie gut um meine Motivation, unterklassigen Fußball an Abenden unter der Woche zu schauen. Der heutige milde Tage wurde daher dafür genutzt. Kreispokal in Duisburg war angesagt, der A-Ligist aus dem Duisburger Norden empfing den Bezirksligisten aus dem Süden. Die Sportanlage der Eintracht ist eigentlich Spielstätte von Wacker Walsum. Diesen Club gibt es aber nicht mehr, ebenso wenig wie den SV Walsum, denn aus diesen beiden Vereinen entstand vor einigen Jahren die Eintracht. Lohn für die Fusion war der Kunstrasenplatz und ein flatschneuer Kabinentrakt, was der Anlage allerdings einen etwas geleckten und sterilen Charakter verleiht. Ich steh ja eher auf alt und angeranzt. Ein wenig Ausbau gibt es mit ein paar Stufen und einer Überdachung mit integriertem Imbiss auch noch. Im ersten Durchgang wurden die Gäste ihrer favorisierten Stellung gerecht, erzielten die Führung, verpassten es aber aus der Überlegenheit weiteres Kapital zu schlagen. Das rächte sich nach der Pause, als die Gastgeber mutiger und offensiver auftraten und nach einer Stunde den Ausgleich erzielten. Danach war es ein offenes Spiel mit technischer Überlegenheit der Viktoria. Vor allem in der Schlussphase gab es Chancen hüben wie drüben und als ich mich mit der Verlängerung abgefunden hatte, fuhren die Gäste noch einen Konter, der durch den herauseilenden Eintracht-Schnapper eigentlich vereitelt wurde. In einer hochgradigen Dämels-Gemeinschaftsaktion ermöglichten es Keeper und Verteidiger aber einem Viktoria-Stürmer mit der Kirsche allein dem nun leeren Gehäuse entgegen zu streben und den Siegtreffer zu markieren. Heißen Dank dafür. Bei aller Freude am lokalen Fußball muss man ja auch nicht übertreiben und sich noch eine Verlängerung und vielleicht sogar ein finales Elfer-Kicken um die Ohren hauen, wenn am Morgen wieder früh der Wecker klingelt.

Wiesbaden – So., 02.10.2022, 14:00

SV Wehen Wiesbaden vs Rot-Weiss Essen 3:1

Arena Wiesbaden, 4.526 Zuschauer, 3.Liga
Gelebte Tradition im Wiesbadener Wellblech-Palast. Aber eben nur im Gästeblock! Der Deutsche Meister von 1955 bleibt in der Ferne weiterhin ‚well supported‘. Gut die Hälfte der 4500 Zuschauer hielten es mit dem glorreichen RWE. Aber weder Tradition noch eine stabile Zahl an Auswärtsfahrern bringen Punkte und diese blieben zur Freude der überschaubar großen Szene des gastgebenden Retortenvereins letztlich in der hessischen Landeshauptstadt. Die Peripherie des Stadions ist übrigens eine absolute Frechheit. Schön, dass der DFB unsinnigste Anforderungen an ein Drittliga-Stadion stellt, aber die Zuschauer dann hinter der Tribüne bei Regenwetter knöcheltief im Schlamm stehen. Wenn die Zuschauertabelle die sportlich messbare Größe darstellen würde, lägen die Roten verdammt gut im Rennen. Tut sie aber nicht, denn Zählbares wird nun mal für sportliche Leistungen vergeben und die hinken dem Einsatz des rot-weissen Anhangs weiter hinterher. Prinzipiell kam der RWE gut in diese Partie und war den favorisierten Gastgebern ein ebenbürtiger Gegner, auch wenn diese im ersten Durchgang die besseren der wenigen guten Torchancen verbuchten. Eine davon mündete kurz vor dem Seitenwechsel in den Führungstreffer für die Hessen. Etwas glücklich und diskussionswürdig kam der RWE aber wenige Minuten nach dem Wiederanpfiff zum Ausgleich, als Verteidiger Wiegel dem Wehener Schlussmann die Kirsche aus den Händen spitzelte. In den folgenden Minuten gewannen die Roten gar die Oberhand, konnten daraus aber kein Kapital schlagen. Mit zunehmender Spieldauer fand das Geschehen aber dann mehr und mehr in der Hälfte der Gäste statt und der erneute Führungstreffer für die Gastgeber lag in der Luft. Coach Dabrowski entschied daher mittels Auswechselungen auf Fünfer-Kette umzustellen.
Eine fragwürdige Entscheidung und beinahe umgehend fielen auch zwei Treffer zum Sieg für den SV Wehen und danach war die Luft bei den Gästen auch raus. Die Mannschaft hatte den Glauben an ein ja durchaus noch mögliches Remis verloren, das war deutlich zu erkennen. Stattdessen hätte es auch noch sehr bitter werden können. Da hatte der Trainer also die Niederlage eingewechselt. Nach meiner Meinung hilft man einer zwar unter Druck stehenden aber doch solide und unaufgeregt auftretenden Mannschaft nicht, wenn man die Kräfte noch defensiver zusammenzieht, sondern eher in dem man positionsgetreu oder gar offensiv wechselt, um Entlastung zu schaffen. Natürlich erreicht man mit einer defensiveren Ausrichtung engere Räume und macht dem überlegenen Team die Entfaltung schwerer. Aber auf der anderen Seite wird die verteidigende Mannschaft auch noch weiter in die Defensive gedrängt. Beton anzurühren mag für die letzten Minuten ein wirksames Mittel sein, aber mehr als zwanzig Minuten vor dem Abpfiff scheint mir ein solcher ‚Kunstgriff‘ blanker Selbstmord. Zudem waren die Einwechslungen der seit Wochen ihrer Form hinterher rennenden Heber und Young purer Lobbyismus. Ich hätte stattdessen gern den jungen Kouruma gesehen, der beim vorherigen Spiel gegen Saarbrücken in der Schlussphase eine blitzsaubere Leistung gezeigt hat. Überhaupt nutzt der Trainer seinen breiten Kader überhaupt nicht aus. Eine Stammformation scheint gefunden, die Einwechselungen ähneln sich aber unabhängig von den Spielverläufen und der Form der Protagonisten von Spiel zu Spiel. Auch der Woche für Woche in der Startelf stehende uneffektive Ennali, der seine Aufstellung bisher kaum gerechtfertigt hat, nervt nur noch. Da tritt eine Bevorzugung durch den Trainierer offen und unverschämt zu Tage, stammt Ennali doch aus der von ihm seinerzeit betreuten U19 von Hannover 96.
Das alles diskreditiert den Mann an der Seitenlinie und unterstreicht nach meiner Meinung mehr als offensichtlich dessen fachliche Limitierung. Taktisch zeigt er wenig Flexibilität, scheint vor allem nicht fähig, auf sich schnell veränderte Spielverläufe wirkungsvoll zu reagieren. Man darf auch der betriebsblinden sportlichen Leitung mal die Frage stellen, wie bekifft bei dieser Personalentscheidung agiert wurde. Der Verein hatte vor der Saison verlauten lassen, einen Trainer einstellen zu wollen, der die Liga kennt und zum Verein passt. Beide Kriterien wurden um Lichtjahre verfehlt. Dabrowski hatte in seiner bis dato kurzen Trainer-Karriere nicht in der Dritten Liga an der Seite gestanden. Dazu pfeifen die Spatzen vom Tribünendach, dass auch Empathie nicht zu seinen Stärken zählt, geschweige denn, dass eine Art Ruhrpott-Mentalität erkennbar wäre. In meiner romantischen Vorstellung gehen den Verantwortlichen die Augen sehr bald auf, dass auf dieser Position eine Veränderung dringend nötig ist, wenn das nach zermürbenden Jahren mühsam Erreichte nicht leichtfertig verspielt werden soll. Auch zwei mühsam erkämpfte Heimsiege und dass der RWE noch über dem berühmten ‚Strich‘ steht, täuschen nicht über die Mängellage hinweg. Mir war ja klar, dass die Roten nicht im Hurra-Stil durch die Liga rauschen werden. Dass die Mannschaft aber dermaßen viel Mühe haben wird, habe ich allerdings auch nicht erwartet. Es ist unstrittig, dass der Kader nach den Nachverpflichtungen nun ausreichend Breite und Qualität hat, um eine halbwegs sorgenfreie Saison zu absolvieren. Kämpferisch ist auch nicht mehr drin, das ist gut, die Jungs hauen alles raus. Nun ist es an der Zeit auch das spielerische Potential abzurufen. Mit Herrn Dabrowski scheint mir das aber nicht möglich. Im Gegenteil – mit diesem Trainer wird es sehr schwer, die Klasse zu halten.