Freiburg – So., 09.10.2022, 14:00

SC Freiburg U23 vs Rot-Weiss Essen 0:3

Dreisamstadion, 2.367 Zuschauer, 3.Liga
Mit einem Flug über Basel erreichte ich das Breisgau. Etwas Glück war im Spiel, denn neblig war es und die Landung wurde erst nach mehreren Warteschleifen erfolgreich absolviert. Der nachfolgende Flug wurde nach Zürich umgeleitet, von dort wäre ein pünktliches Eintreffen schwierig geworden. So war ich aber vor der Mittagszeit in Freiburg und traf mit zwei meiner üblichen Verdächtigen zusammen. Wenn mich vor der Saison jemand gefragt hätte, welches der ersten sechs Auswärtsspiele auf keinen Fall gewonnen wird, hätte ich mich für dieses entschieden. Es bleibt also dabei – ich habe keine Ahnung von diesem Sport. Der Übungsleiter hatte mein Flehen endlich erhört und Ennali aus der Startelf genommen. Dafür startete Vollgasfußballer Berlinski, dem es zwar an Technik etwas mangelt, der aber dafür ohne stehen zu bleiben zwei Mal um die Erde rennen kann. Es sei vorweggenommen, dass die Roten heute eine blitzsaubere Partie ablieferten. Von Anfang waren die Rot-Weissen gut drin in der Partie und standen defensiv so sicher wie die Bank von England. Die wenigen Bälle, welche die Gastgeber auf das Gehäuse brachten, waren allesamt ungefährlich.
Der RWE erarbeitete sich dagegen zwei, drei gute Abschlüsse und nach einer halben Stunde war es Maschine ‚Engel‘, der die Führung erzielte. Abgefälschter Ball, etwas glücklich also, aber wer es nicht versucht trifft auch nicht und Engelmann sucht halt immer wieder den Abschluss. Auch nach dem Wechsel fand die befürchtete Offensive der Hausherren nicht statt. Der so hochgelobte Freiburger Nachwuchs, der ein so technisch feines wie schnelles Kurzpassspiel beherrschen soll und auch von einigen Ergänzungsspielern des Erstliga-Kaders verstärkt wurde, kam nicht zur Geltung. Der RWE war einfach da. Und dran! Nur wenige Minuten nach dem Wiederanpfiff erhöhten die Gäste zum richtigen Zeitpunkt auf 2:0 und zogen dem ja eh nicht recht spürbaren Aufbäumen der Breisgauer schnell den Zahn. Ich bin ja eher so ein nervöses Hemd, aber heute hatte ich eigentlich selten das Gefühl, dass an der Dreisam noch was schiefgehen kann. Stattdessen fiel in der Schlussphase auch noch der dritte Treffer und wenn es noch welche gab, waren damit auch die letzten Zweifel ausgeräumt. Bezeichnend, dass die gefährlichste Aktion der Freiburger erst in der Nachspielzeit zu notieren war, aber auch dieser stramme Fernschuss verfehlte das Ziel. So durfte als der erste, beim Blick auf die anderen Resultate unfassbar wichtige, Auswärts-Dreier ausgelassen gefeiert werden.
Allerdings lag ein kleiner Stimmungs-Schatten auf der Partie. Die Ultra-Fraktion hängte die Banner verkehrt herum auf und zog während der ersten Halbzeit einen Stimmungsboykott durch, da der RWE unter der Woche 76 Hausverbote erteilt hatte, diese Personen also die nächsten drei Jahre an der Hafenstraße keinen Zutritt bekommen werden. Ich kann mir nicht anmaßen, dieses zu bewerten, da ich die genauen Fakten und Hintergründe nicht kenne. Tatsache ist, dass es in den letzten Monaten einige Zwischenfälle inner- und außerhalb der Stadien gab, und damit meine ich nicht die Pyro-Aktionen. Diese Aktionen spalten allerdings auch das Publikum, denn die friedlichen Fans sind von Gewalt-Ausbrüchen gegen Andere und Machtkämpfen innerhalb der Szene wenig angetan. Am Ende kennt die Situation aber nur Verlierer, denn es ist gut möglich, dass die Stimmung bei Heimspielen nun etwas leiden wird. Der Versuch der Szene, die anderen in Freiburg anwesenden Fans und nach Spielschluss auch die Mannschaft zu instrumentalisieren, schlug fehl. Während die Spieler regungslos und neutral blieben, äußerten die ‚normalen‘ Fans ihren Unmut und machten damit deutlich, dass für den gesamten rot-weissen Anhang ein Wendepunkt gekommen scheint. Da der Blickwinkel der Ultra-Szenen aber meist etwas eng und narzisstisch ist, werden sich die Wogen vermutlich nicht allzu schnell glätten. Ich hoffe alle zusammen erkennen, dass der Verein und dessen Wohl über allem steht und finden einen Weg.