
Rot-Weiss Essen vs SC Preußen Münster 1:1 (Abbr.)
Stadion an der Hafenstraße, 10.000 Zuschauer, Regionalliga West

RWE empfing die Preußen, den aktuell direkten Verfolger in einer durch viele noch ausstehende Nachholspiele schiefen Tabelle. 10.000 Zuschauer durften ins Stadion und diese waren bei widrigen Bedingungen auch anwesend, davon 800 aus der Stadt ohne Richtschwert. Passend zur Schweigeminute für den vor wenigen Tagen verstorbenen ehemaligen Rot-Weissen Hermann Erlhoff, war der Gäste-Anhang beinahe komplett schwarz gekleidet – das nenne ich mal Empathie. Vor der Pandemie wäre das ein absoluter Stimmungskracher geworden, doch aktuell ist ja alles anders. Die aktiven Gruppen treten ja momentan nicht organisiert auf, anwesend sind die Gruppenmitglieder aber dennoch. Trotzdem blieb Stimmung wieder überschaubar, als ob die fehlenden Gruppenbanner die Stimmbänder lähmen. Dieses Problem wurde auch im Gästeblock offenkundig. Zwar wurde es immer mal wieder für ein paar Minuten laut, aber die Ruhephasen dazwischen waren nicht zu ‚überhören‘. Ich bin gespannt, inwiefern die Pandemie den Fußball in Deutschland letztlich für immer verändern wird. Das Spiel kam nur schwer in Gang, beide Teams neutralisierten sich ziemlich, in den Strafräumen passierte nicht viel. Die Gäste legten eine recht dreckige Spielweise an den Tag, genau richtig für ein solches Spiel, das ging den Roten etwas ab, beeindrucken ließen sie sich aber vom Münsteraner Auftreten auch nicht. Kurz vor der Pause wurde Isi Young im Sechzehner gelegt und Neuzugang Eisfeld verwandelte den fälligen Strafstoß sicher.
In Hälfte zwei sah man ein ähnliches Spiel, die Preußen erarbeiten sich minimale Vorteile und kamen durch ihre erste richtig klare Chance gute zwanzig Minuten vor Ende der regulären Spielzeit – dieser Hinweis wird ja leider gleich noch wichtig – zum durchaus verdienten Ausgleich. Nur zwei, drei Minuten später rumste vor der Westkurve zwischen den Gäste-Ersatzspielern, die sich dort warmmachten, ein ohrenbetäubender Böller durch das Stadion und zwei der Reservisten ging unvermittelt in die Knie, hielten sich geschockt die Ohren und sahen nicht gerade glücklich aus. Um es kurz zu machen – zwei Spielern und dem Co-Trainer wurden schließlich Knalltraumata diagnostiziert. Der Schiedsrichter unterbrach die Partie zunächst und letztlich dann endgültig ab, was eine regelgerechte und folgerichtige Entscheidung war. Der RWE führt die Tabelle mit etwas Vorsprung an, es sieht aus, als ob es dieses Jahr ein realistisches Aufstiegsszenario gibt und irgendein gehirnamputierter Vollidiot fährt so eine Aktion und gefährdet damit die ganze Mission. Mir fehlen dazu irgendwie die richtigen Worte. Leider zeigt sich aber regelmäßig, dass es um den Intellekt einiger Kurvenbesucher in Essen nicht allzu gut bestellt ist. Meine Einstellung zu Böllern im Stadion habe ich ja schon mehrfach unterbreitet und hier und heute wurde bewiesen, dass ich damit absolut richtig liege. Abgesehen von der wahrscheinlichen Spielwertung, kann das den gesamten Lauf der Mannschaft brechen, von der Außenwirkung für den Verein ganz abgesehen. Und – eigentlich der wichtigste Aspekt – wird mit so einer Drecksnummer die schwere Verletzung eines Menschen billigend in Kauf genommen. Sollte der Täter noch ermittelt werden, darf dieser ein Stadion nach meiner Meinung nie mehr von innen sehen. Zudem sollten die strafrechtlichen Möglichkeiten vollends ausgeschöpft werden, alles andere wäre verharmlosend.
Der Preußen-Anhang feierte die Bekanntgabe wie den Aufstieg. Bei allem Verständnis für spontane Schadenfreude finde ich das beinahe genauso hirnverbrannt wie den Böllerwurf, denn diese Aktion kennt eigentlich nur Verlierer. Selbst wenn die Preußen die Punkte zugesprochen bekommen – so eng kann der Blickwinkel doch gar nicht sein, so einen Mist derart abzufeiern. Auf dem Heimweg machte sich Ernüchterung breit, denn so ein Scheißdreck droht mir völlig die Freude an meinem Hobby zu rauben. So ähnlich wird es vielen ergangen sein. Die Leute gingen vermutlich annähernd alle stinksauer, wütend, enttäuscht, desillusioniert ihres Weges. Die kommenden Wochen werden zeigen, welche Konsequenzen die Tat eines Einzelnen für den Verein Rot-Weiss Essen bedeutet. Aufgeben ist keine Option, denn damit würde man sich diesem geistig Benachteiligten ergeben. Die Geschichte wird aufgearbeitet werden und nun gilt es sich zu schütteln, die Krone zu richten und den Fokus auf den Sport zu legen.





