Gastbeitrag von Marco: Wie alles begann – Die Liebe zum RWE

Mein rot-weisser Weggefährte Marco erlag meinem Werben um einen Beitrag darüber, wie er den Weg zum Fußball und letztlich an die Hafenstraße gefunden hat. Vielen Dank dafür!

Wie alles begann – Die Liebe zum RWE

Da der Autor von groundfever.com während der Corona-Krise akute Probleme hat, seine Leser mit aktuellen Berichten zu versorgen, holt er sich in dieser schweren Zeit Hilfe von billigen Arbeitskräften, um so halbwegs über die Runden zu kommen… Heute hat er mich als Gastarbeiter engagiert und nun haue ich ein paar Buchstaben in die Tastatur und erzähle von meinem Werdegang als Fußballfan.
Schon als Kind führte für mich eigentlich kein Weg am runden Leder vorbei, da mein Vater selbst aktiv im Verein spielte und ich somit die Sonntage im Kinderwagen auf den Fußballplätzen in Bottrop und Umgebung verbrachte. Mit fünf oder sechs durfte ich dann selbst beim VfB Bottrop auf dem Feld stehen und in der F-Jugend um Punkte kämpfen. An meine ersten Spiele live im Stadion kann ich mich zwar erinnern, aber die genauen Paarungen kenne ich nicht mehr. Mit etwa zehn Jahren ging es mit Papa regelmäßig samstags zu Bundesligaspielen in der ersten und zweiten Liga. Da er eigentlich keinen Verein hat, für den sein Herz schlägt, ging es zu den NRW-Clubs nach Bochum, Duisburg, Essen, Mönchengladbach und Co – Hauptsache der Ball rollte.
Die Elf vom Niederrhein hatte es mir besonders angetan und so verbrachten wir die Zeit aber meist am Bökelberg. Zunächst immer zusammen auf der Haupttribüne, auf die wir uns immer irgendwie mogelten. Keine Ahnung, wie mein Vater es immer wieder schaffte, uns kostenlos ins Stadion zu bringen. Ein Ordner links, ein Ordner rechts und wir im Gedränge einfach durch die Mitte. Die Tribüne wurde mir dann scheinbar irgendwann zu langweilig und so verabschiedeten wir uns hinter dem Haupteingang meist und ich bog allein links ab in die Nordkurve. So begannen also meine ersten Stunden als Fan. Nach Spielende trafen wir uns dann wieder und es ging ab nach Hause. Spätestens montags nervte ich Papa: „Fahren wir nächsten Samstag wieder ins Stadion?“ Meine Jugendliebe hielt zwar nicht für die Ewigkeit, aber die Borussia bleibt für immer in guter Erinnerung und hat einen Platz in meinem Herzen. Ein gelegentlicher Seitensprung zu besonderen Spielen ist auch noch heute drin!
Am 20.05.1993 hat es mich voll erwischt! Feiertag, Aufstiegsrunde zur 2.Bundesliga, Rot-Weiss Essen gegen Preußen Münster. Vormittags stand ich noch mit dem Tennisschläger in der Hand auf dem Centre Court beim legendären Gerscheder SV. Meine Vereinskollegen Olli und Andre fragten: „Hey, kommst du gleich auch mit an die Hafenstraße?“ Auch hier war ich vorher schon öfter auf der Haupttribüne und  von Lothars Schreck vom Niederrhein und den Kokosnüssen (die wurden hier jahrelang verkauft) war ich da auch schon immer begeistert. Diesmal war es aber anders. Nun stand ich mit Kollegen auf der Fan-Tribüne. Die Stimmung auf den vollbesetzten Stufen kam mir plötzlich viel intensiver vor, als bisher in anderen Stadien. Ich fieberte von der ersten Spielminute mit und freute mich über jedes rot-weisse Tor. Und es fielen einige. Das war meine Geburtsstunde als RWE-Fan. Wir schickten die Münsteraner mit 4:1 nach Hause! Die restlichen Spiele in der Relegation verpasste ich zwar noch, aber beim Aufstieg im letzten Spiel in Münster war ich trotzdem irgendwie live dabei. Ich hatte zeitgleich ein Spiel beim SV Rhenania Bottrop und stand im Tor. Die Zuschauer dahinter hörten Radio und so war ich bestens informiert. Beim Abpfiff in Münster jubelte auch ich auf dem Spielfeld stehend mit.
In der Saison 1993/94 ging es in der Meisterschaft zwar zunächst nur zum VfL Bochum, aber immerhin hatte ich da schon recht viele Heimspiele gesehen, unter anderem die Siege im Pokal gegen den FC St. Pauli, MSV Duisburg und TeBe Berlin. Tja, und direkt im ersten Jahr wartete DAS Highlight auf mich: es ging mit dem RWE nach Berlin zum Pokalendspiel gegen den SV Werder Bremen. Ich musste aber auch schnell erfahren, dass es nicht nur Höhepunkte mit den Roten gibt. Der Lizenzentzug stand bereits vor dem Pokalfinale fest. Nach nur einem Jahr 2.Bundesliga hießen die Gegner in der folgenden Saison nun also VfB Wissen, SV Edenkoben, SC Hauenstein und Co. Für mich ging es deshalb aber nicht auf Abstand. ‚Jetzt erst recht‘ lautete das Motto und auch mehrere Auswärtsspiele wurden besucht. Danke dafür nochmal an Olli und Andre, die sich immer gern als Fahrer zur Verfügung stellten. Mit der Zeit lernte ich so auch immer wieder neue Leute kennen und so fühlte ich mich von Spiel zu Spiel immer mehr als Teil der Fanszene. Besonders vorheben möchte ich an dieser Stelle Krösus und Marcel, die scheinbar schon da überall waren, wo der RWE spielte. So kam es dann auch, dass ich 1999 zum ersten Mal Mitglied in einem Fanclub wurde. Seitdem bin ich ein Red Baron und mehr oder weniger Allesfahrer seit gut 20 Jahren. Im Schnitt dürften es sicher immer gut 28-30 von 34 Meisterschaftsspielen pro Saison gewesen sein, dazu etliche Pokalspiele auf Landes- und Verbandsebene, Testspiele und A-Jugendspiele. Als Entschuldigung für verpasste Spiele galten eigentlich nur die Kicks der eigenen Fußballkarriere oder Urlaube im Ausland.
Als Fan des FC Bayern hat man es bestimmt leichter, da gibt es immer was zu feiern. Hier zwei traurige Beispiele:
1) bis heute warte ich auf einen Klassenerhalt in Liga 2 – immer ist der RWE direkt wieder abgestiegen
2) erst 2007 nach über 30 Anläufen erlebte ich meinen ersten Auswärtssieg in der 2.Liga
Aber wie sang man früher so schön nach Gegentoren: „Das kann doch einen Essener nicht erschüttern! Keine Angst, keine Angst RWE!“ Die Liga wird für mich auch weiterhin keine Rolle spielen. Die Dauerkarte wird gekauft und auch auswärts wird gefahren, egal ob nach Burghausen, Salmrohr, Greifswald oder Cottbus II. Denn eins steht fest: Der FC Bayern wird uns einen Titel niemals wegnehmen, den Niederrheinpokal gewinnen die nie!
Ich hoffe, wir sehen uns bald alle in den Fußballstadien dieser Welt wieder. Bleibt gesund!