Samstag, 08.02.2020, 19:45

niederlande

PSV Eindhoven vs Willem II Tilburg 3:0

Philips Stadion, 34.700 Zuschauer, Eredivisie

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Manchmal kommt es anders. Eigentlich wollte ich ins Land der Magyaren reisen, aber als am Donnerstag kurzfristig das Budapest-Derby zwischen Ujpest und Ferencvaros aufgrund eines neuen, noch nicht ausreichend angewachsenen Rasens abgesagt wurde, nahm eine Kausalkette ihren Lauf. Zwar war ein halbwegs ansprechender anderer Kick möglich, aber irgendwie hatte das Menü einen faden Geschmack bekommen. Zudem gefährdete Sturm Sabinchen die planungsgemäße Rückreise, so dass ich knapp zwei Stunden vor dem Abflug die Entscheidung traf, auf den Trip zu verzichten. Dabei hatte ich mich schon auf den Weg gemacht, brach aber ab, als über den Radio-Sender die erwartete Wetterentwicklung noch einmal ausführlich erläutert wurde. Mit dem Nordbrabant-Clasico zwischen dem PSV und Willem II wurde dann dafür gesorgt, nicht das ganze Wochenende auf den schönen Fußball-Sport verzichten zu müssen. Absurder Weise wäre mein Flug nach Budapest ebenfalls von Eindhoven gestartet, so dass sich am Fahrweg nicht viel änderte, dieser lediglich einige Stunden später bewältigt wurde. Also Frikandel, statt Gulasch. Es war mein dritter Besuch im Philips Stadion nach dem Europa League-Spiel gegen den HSV im Jahr 2010 und einem Liga-Spiel anno 1995 mit einem damals erst 18jährigen Brasilianer mit Namen Ronaldo, der drei Mal das gegnerische Netz beulte. Den vierten Treffer steuerte ein gewisser Erik Meijer bei, wenn ich mich recht entsinne. Das Spiel gegen Willem II ist für den PSV nach den Prestige-Duellen gegen Feyenoord und Ajax sicherlich das wichtigste Spiel der Saison. Lediglich 35 Kilometer trennen beide Stadien und Willem II hatte alle 1.600 Karten für den Away-Sektor an den Fan gebracht. Sinniger Weise war die Anreise aber nur in der in den Niederlanden üblichen oberbescheuerten Bus-Kombi möglich, also die individuelle Anreise untersagt. Machte gut 30 Busse, deren Motoren auf der Strecke wohl nicht mal richtig warm wurden. Der PSV hinkt seinen Ansprüchen hinterher, die Gäste stehen aktuell in der Tabelle sogar vor dem Philips-Werksverein, was in der Vergangenheit selten der Fall war. Trotz Heizstrahlern unter den Tribünendächern schien es den Gäste-Supportern nicht warm genug zu sein, denn zum Intro wurden einige wärmende Heizstäbchen entzündet, die den Gäste-Sektor praktischerweise in gleißend rotes Licht tauchten. In der Folge drang ordentlicher Support aus dem Gästebereich – das war nicht in jeder Minute bärenstark, aber wenn man sich erinnert, wie die Atmosphäre in den vergangenen Jahren in den niederländischen Stadien war,  klang das schon nicht so schlecht. Stimmungs- und Tifo-technisch nehmen einige niederländische Szenen langsam aber sicher etwas Fahrt auf. Es fällt auf, dass die Gäste sich meist stärker präsentieren als die Heim-Kurven. Das hat sicherlich damit zu tun, dass ein deutlicher zahlenmäßiger Aufschwung bei den Auswärtsfahrern zu verzeichnen ist. Der aktive Teil der PSV-Fans umfasste auch nur an die 90 bis 100 Mann, das war gemessen an der Zuschauerzahl doch eher schwach. Spanische Verhältnisse beinahe. Vier oder fünf Male wurde es laut, eben nur nach den Toren oder dicken Einschuss-Chancen. Der PSV gewann die Partie verdient, allerdings zu hoch. Nach einer überlegenen ersten Hälfte mit einer 1:0-Pausenführung überließ man Willem II aus unerklärlichen Gründen das Feld. Bei zwei, drei guten Möglichkeiten hätte der Ausgleich gut fallen können, aber als der Druck immer stärker wurde, erzielten die Gastgeber den psychologisch wichtigen zweiten Treffer. Tilburg blieb bemüht, kam aber nicht mehr in entscheidende Situationen. Abgerundet wurde der erste Pflichtspiel-Sieg des PSV in 2020 durch ein Weltklasse-Eigentor. Der Torwart sollte halt schon im Kasten stehen, wenn man den Ball genau dorthin zurück spielt. Die Gäste bleiben trotz Niederlage noch knapp vor dem PSV, ließen sich die Laune nicht verderben und feierten ihr Team nach dem Schlusspfiff trotz der Pleite.