Stadion Essen, 13.025 Zuschauer, Regionalliga West
Der gute, alte Westschlager gegen die Aachener Alemannen. Eins von den drei oder vier Heimspielen bei denen sich der Gäste-Sektor mal ansprechend füllt. 1200 Öcher werden es dann schon gewesen sein. Die Sangesgewillten unter den Gästen waren lange Zeit nur damit beschäftigt, Schmähgesänge gegen die Roten anzustrengen, statt mal das eigene Team zu unterstützen. Für die Alemannen ist der RWE im wahrsten Sinne ein rotes Tuch – so richtig gut leiden können die uns nicht. Ist ja auch in Ordnung, ich will auch gar nicht dass uns irgendjemand leiden kann. Rivalität gehört zum Fußball einfach dazu und da will und erwarte ich auch keinen übermäßig respektvollen Umgang. Warum die Kaiserstädter aber so allergisch auf die Rot-Weissen reagieren, erschließt sich mir nicht. Vielleicht zu viel Rum-Printen gekaut. Aus Essener Sicht ist diese Partie sicherlich auch von höherem Prestige geprägt, aber diese extreme Abneigung von Seiten der Alemannen würde ich als einseitig bezeichnen. Liegt es daran, dass man in den letzten Jahren dauerhaft die Klingen kreuzte? Oder halten wir als Ersatz für die höher zu bewertende Rivalität zu den Geißböcken und Fohlen her, welche die Öcher derzeit ebenso wenig ausleben können, wie der rot-weisse Anhang jene gegen die ungeliebten Nachbarn aus Arbeitslosenkirchen? Am Ende auch egal, denn dem Spiel und der Atmosphäre drum herum tut eine hohe Brisanz immer gut. Der glorreiche RWE legte los wie die Feuerwehr und ging nach knapp zehn Minuten verdient in Führung. Die Gäste brauchten bis Mitte der ersten Hälfte, um im Spiel anzukommen, dann wurde es aber vor dem Essener Gehäuse auch zwei oder drei Mal gefährlich. Kurz vor dem Seitenwechsel sahen wohl sämtliche Zuschauer den Ball nach einem Fehler von Jung-Schnapper Jakob Golz, Sohnemann von HSV-Legende Richard Golz, auch schon im Netz der Rot-Weissen. Aber der Schlussmann bügelte seinen Fehler wieder aus und lenkte die Kirsche mit einer starken Flugeinlage noch um den Pfosten. Beinahe im Gegenzug fiel mit dem Pausenpfiff der zweite Treffer für die Rot-Weissen zum – wie man so schön sagt – psychologisch günstigen Zeitpunkt. Das befürchtete Aufbäumen der Aachener nach dem Seitenwechsel blieb es. Die Roten waren einfach zu konzentriert, zu bestimmend und auch zu konsequent, denn mit dem dritten Treffer nach nicht mal einer Stunde war die Messe gelesen und die Gäste konnten am Ende froh sein, nicht doppelt so hoch unter die Räder gekommen zu sein, da der RWE noch einige dicke Chancen liegen ließ. Die Stimmung hätte insgesamt sicherlich intensiver sein können. Auf beiden Seiten sprang der Funke von den jeweiligen Ultra-Gruppen nicht so recht auf das gesetztere Publikum über. Dennoch hat das natürlich wieder unheimlich Bock gemacht, den Roten zuzuschauen, die 75 Minuten stark gespielt und den Gegner beherrscht haben.