Ich habe ja ein Faible für den Celtic Football Club aus Glasgow und auch schon einige Spiele des Vereins gesehen. Das letzte liegt aber nun schon einige Jahre zurück, daher war es mehr als Zeit mal wieder Augenzeuge zu werden. Die Wahl musste fast zwangsläufig auf das Auswärtsspiel in Aberdeen fallen, denn zum einen wollte ich dort eh irgendwann ein Spiel schauen und auf der anderen Seite werden die dort jahrelang schwelenden Neubau-Pläne langsam konkret und das Pittodrie Stadium wird daher wohl in absehbarer Zeit wohl in die Geschichte eingehen. Als wollte es sich aus diesem Grunde von seiner besten Seite präsentieren, hatte es sich vor dem Spiel mit einem Regenbogen gekränzt. Das Stadion hat, wie so viele auf den britischen Inseln, einen ganz eigenen Charakter. Durch Aus-, Um- und Neubau von Tribünen sieht keine Seite aus wie die andere. Skurril erscheint die hohe Hintertor-Tribüne auf der Westseite, welche die jüngste ist und mit ihren zwei Rängen den Rest des Stadions deutlich überragt. Celtic, in den letzten Jahren das alles beherrschende Team der schottischen Liga, reiste als Tabellenführer an, muss sich aktuell aber des nach der Insolvenz und Neu-Gründung endgültig wieder erstarkten Stadt-Rivalen Rangers erwehren. Das Pittodrie füllte sich zu gut zwei Dritteln, im Gästeblock sammelten sich circa 1200 Kelten und machten um die Green Brigade ganz ordentlich Stimmung. Retrospektiv betrachtet, muss ich feststellen, dass das mit das Beste war, was ich auf den Britischen Inseln bis dato an Support geboten bekam. Wie auch beim Erz-Rivalen Rangers und Crystal Palace aus London hat sich bei Celtic schon vor Jahren eine Ultra-Bewegung mit britischer Prägung entwickelt. Das kommt der sonst quasi nicht existenten Stimmung in den britischen Stadien natürlich zu Gute. Es gab sicherlich auch genug Phasen, wo eben nur die etwa 80-100 Jungs um die Green Brigade ihre Chants raus hauten, aber oft genug wurde annähernd der ganze Block animiert und das war dann schon nicht übel. Natürlich wurde die Support-Laune vom Spielverlauf begünstigt. In Aberdeen gewinnt man normal sicher nicht im Vorbeigehen, aber am heutigen lief es wie am Schnürchen. Zwei Treffer in der Anfangs-Viertelstunde entschieden das Spiel schon früh, da offensichtlich war, dass der AFC heute nicht in der Lage war, dem Favoriten die Stirn zu bieten. Zu groß schien der Respekt, zu groß die Furcht vor dem eigenen Fehler. Technisch war Celtic sowieso auf allen Positionen überlegen besetzt und machte mit zwei weiteren Toren vor dem Seitenwechsel den Deckel drauf. Auf Heimseite war von Unterstützung nichts zu hören. Zwar wusste ich von Greg, der mir bei der Ticketbeschaffung – der Verkauf wurde ausschließlich an Mitglieder und Personen mit Ticket-Historie bewilligt – behilflich war, dass es um die Stimmung in Aberdeen nicht gut steht, aber so desaströs hatte ich es dann doch nicht befürchtet. In Hälfte zwei nahm das Celtic-Team etwas das Tempo raus, hätte aber den AFC bei konsequenter Chancenverwertung in ein Debakel stürzen können. Der Himmel zeigte sich solidarisch mit den Gastgebern und vergoss im zweiten Durchgang ein paar Tränen. Absurderweise zu einem Zeitpunkt, als sich über dem Stadion wolkenloser, blauer Himmel zeigte – das erlebt man wohl auch nur in Schottland. Im Celtic-Sektor wurde in Halbzeit zwei ein Spruchband mit der Aufschrift „Allessandra vaffanculo“ gezeigt. Dieses bezog sich auf die Enkelin von Benito Mussolini, die eine Bestrafung der politisch links orientierten Green Brigade gefordert hatte, nachdem diese einige Tage zuvor beim Europa League-Spiel gegen Lazio ein Transparent gegen den faschistischen Ex-Diktator präsentiert hatte, womit natürlich Position gegen die als rechtsextrem bekannte Lazio-Gruppierung Irrudicibili bezogen werden sollte. Aberdeen verlor mit dieser Pleite endgültig den Anschluss an die oberen Plätze, während Celtic wichtige Punkte im Kampf um Tabellenspitze verbuchte.